Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
nach Zigarettenrauch. Das hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Er ging nicht mit Stripperinnen ins Bett. Schon seit Jahren nicht mehr. Außerdem roch er nach Zigarren und nicht nach Zigaretten und betrogen hatte er sie auch nicht. Seit mehr als fünf Monaten war er der reinste Heilige, und statt ihn anzuschreien, sollte sie ihn lieber ins Schlafzimmer führen und ihn für sein gutes Benehmen belohnen. Stattdessen waren sie in ihre alten Verhaltensmuster zurückgefallen und hatten sich schrecklich gestritten. Am Ende hatten sie sich darauf geeinigt, dass Rob am besten auszog, da keiner von ihnen wollte, dass Amelia unter ihrer schwierigen Beziehung leiden musste.
Zum Saisonbeginn im Oktober lebte Rob also auf Mercer Island, während Louisa und das Baby in ihrer Eigentumswohnung in der Stadt blieben, doch allmählich glätteten sich die Wogen zwischen ihnen. Es war sogar von Versöhnung die Rede, da keiner von ihnen die Scheidung wollte. Trotzdem wollten sie nichts überstürzen und beschlossen, es lieber langsam angehen zu lassen.
Er hatte gerade einen Vertrag über vier Millionen Dollar bei
den Chinooks unterschrieben, war gesund, glücklicher als seit langem und sah einer glorreichen Zukunft entgegen.
Und dann baute er Mist. Und zwar großen Mist.
Im ersten Monat der regulären Eishockeysaison gingen die Chinooks auf Tournee und sollten fünf Spiele in neun Tagen absolvieren. Die erste Station war Colorado, deren Mannschaft, die Avalanches, ihnen in der letzten Saison die Chancen auf den Cup vermiest hatte. Deshalb waren die Chinooks in Angriffslaune und bereit für die nächste Runde, bereit für ein gutes Spiel im Pepsi Center.
Doch an diesem Abend schienen die Chinooks einfach ihr Spiel nicht in Gang zu bekommen, so dass die gegnerische Mannschaft am Ende des letzten Drittels bei 25 Torversuchen mit einem Punkt vorn lag. Ein Gedanke hing in der Luft, den niemand laut aussprach und nicht einmal zu flüstern wagte: Wenn die Chinooks gleich das erste ihrer Auswärtsspiele erneut mit einem Punkt Rückstand gegen die Avalanches verloren, drohte dies den gesamten restlichen Saisonverlauf zu gefährden. Jemand musste etwas dagegen unternehmen – und zwar schnell. Einer von ihnen musste dafür sorgen, dass die Avalanche-Jungs aus dem Tritt kamen, musste ihnen den Wind aus den Segeln nehmen. Jemand musste die Situation retten und für ein kleines Durcheinander sorgen.
Und dieser Jemand war Rob.
Coach Nystrom gab ihm das Zeichen von der Bank aus, und als Peter Forsberg von den Avalanches übers Eis glitt, stürzte Rob sich auf ihn und riss ihn zu Boden. Rob bekam eine kleine Zeitstrafe aufgebrummt, und während er drei Minuten auf der Strafbank für seine Sünden büßte, setzte Pierre Dion, der Stürmer, zum Treffer an und machte einen Punkt.
Gleichstand.
Fünf Minuten später ging Rob wieder an die Arbeit. Er
drängte Teemu Selanne in die Ecke und verpasste ihm eine ordentliche Abreibung. Der Verteidiger der gegnerischen Mannschaft, Adam Foote, mischte sich ins Geschehen, und während die Denver-Fans ihren Mann anfeuerten, zogen Rob und Adam die Handschuhe aus und gingen aufeinander los. Rob war fünf Zentimeter größer und brachte zwölf Kilo mehr auf die Waage als der Avalanche-Spieler, was dieser jedoch mit seinem unglaublichen Gleichgewichtssinn und seinem beachtlichen rechten Haken wieder wettmachte. Als die Schiedsrichter das Spiel unterbrachen, spürte Rob bereits, wie sein linkes Auge anschwoll, und sah Blut aus einer Platzwunde auf Adams Stirn sickern.
Rob gab ein wenig Eis auf seine Fingerknöchel und kehrte erneut auf die Strafbank zurück. Dieses Mal bekam er fünf Strafminuten aufgebrummt. Die Schlägerei war in Ordnung gewesen. Er hatte großen Respekt vor Foote, weil er für sich selbst und seine Mannschaft eingestanden war. Kaum jemand, der nichts mit Eishockey zu tun hatte, konnte nachvollziehen, dass die Prügeleien ein wesentlicher Bestandteil des Spiels waren. Genauso wichtig wie die Jagd nach dem Puck und das Toreschießen.
Sich zu prügeln war auch ein wesentlicher Teil von Robs Anforderungsprofil. Mit seiner Größe von knapp einem Meter neunzig und über hundert Kilo Kampfgewicht war er perfekt dafür geeignet. Aber er war viel mehr für die Mannschaft als nur ein Spieler, der gern draufschlug und Strafminuten kassierte, um die gegnerische Mannschaft aus dem Rhythmus zu bringen. Ein Gesamtresultat von 20 Toren und 30 Vorlagen in einer Saison war nicht weiter ungewöhnlich für
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