Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
beiseitegelegt, um sich über den Winter frei nehmen zu können, und auch mit Louisa verstand er sich inzwischen wieder einigermaßen gut. Er hatte das Haus auf Mercer Island verkauft und sich stattdessen ein Loft in Seattle zugelegt. Einmal im Monat flog er nach Seattle und verbrachte dort etwas Zeit mit Amelia. Sie war gerade zwei Jahre alt geworden und freute sich jedes Mal, wenn sie ihn sah.
Der Prozess von Stephanie Andrews war innerhalb weniger Wochen vorüber gewesen. Sie war zu zwanzig Jahren Haft verurteilt worden, von denen sie zehn in jedem Fall absitzen musste, ehe die Möglichkeit auf eine vorzeitige Entlassung bestand. Rob war bei der Urteilsverkündung nicht anwesend gewesen, sondern zum Fischen zum Wood River gefahren, wo er seine Chamois-Nymphe in hohem Bogen durch die Luft geschleudert und die Strömung und den Sog des Wassers gespürt hatte.
Rob nahm die Post vom Schreibtisch, drehte das Licht ab und ging die Treppe hinunter. Er war nie der Typ Mensch gewesen, der das Leben im Übermaß analysierte. Ließen sich die Antworten nicht auf Anhieb finden, vergaß er die Frage und beschäftigte sich nicht weiter damit. Aber aus heiterem Himmel angeschossen zu werden, zwang einen Mann ganz automatisch dazu, eine Bestandsaufnahme seines Lebens zu machen. Mit Schläuchen in der Brust zu sich zu kommen und einem Knie, das sich nicht mehr bewegen ließ, gab einem so viel Zeit, dass einem im Grunde gar nichts anderes übrig blieb, als darüber nachzudenken, wie man sein Leben derart hatte verpfuschen können. Die einfache Antwort auf diese Frage war, dass Rob dumm genug gewesen war, mit einer Frau ins Bett zu gehen, die den Verstand verloren hatte. Die weitaus üblere Frage hingegen war die nach dem Warum .
Mit der Post in der Hand schloss er den Laden hinter sich ab, setzte sich die Sonnenbrille wieder auf und ging zu seinem Hummer. Er stieg in den Wagen, warf die Post auf den Beifahrersitz zu seinen Einkäufen und ließ den Motor an. Die Antwort auf die letzte Frage wusste er bis zum heutigen Tag nicht, aber vermutlich spielte das ohnehin keine Rolle mehr. Wie auch immer die Antwort darauf lauten mochte, er hatte seine Lektion gelernt. Und zwar auf die harte Tour. Sein Urteilsvermögen im Hinblick auf Frauen war miserabel, und in puncto Beziehungen
war er ein absoluter Versager. Seine Ehe war eine höchst schmerzliche Erfahrung gewesen und die Scheidung der unvermeidliche Schlag in die Magengrube. Das reichte ihm aus, um zu wissen, dass er die Fehler aus seiner Vergangenheit ganz bestimmt nicht wiederholen würde.
Nichtsdestotrotz hätte er gern wieder eine Frau in seinem Leben. Er wünschte, es gäbe ein Mädchen, mit dem er befreundet sein konnte. Eine Freundin, die mehrmals pro Woche zu ihm nach Hause kam und mit ihm Sex hatte. Eine Frau, die sich einfach amüsieren wollte und ihn ritt wie ein Schaukelpferd. Eine Frau, die nicht den Verstand verloren hatte. Aber genau das war das Problem an der Sache. Stephanie Andrews hatte nicht im Geringsten ausgesehen, als hätte sie den Verstand verloren – erst in dem Augenblick, als sie mit Wut im Bauch und einer Waffe in der Hand nach Seattle gekommen war.
Seit diesem Vorfall hatte Rob mit keiner Frau mehr geschlafen. Nicht dass er nicht gekonnt oder das Verlangen danach verloren hätte. Das Problem war, dass sich jedes Mal, wenn er eine Frau sah, für die er sich interessierte und die Interesse an ihm signalisierte, sich diese leise Stimme in seinem Kopf zu Wort meldete und dem Ganzen ein Ende setzte, noch bevor es überhaupt angefangen hatte. Ist sie es wert, für sie zu sterben? , fragte die Stimme. Ist sie es wert, dass du dein Leben für sie hergibst?
Und die Antwort lautete jedes Mal Nein.
Als er aus der Parklücke fuhr, sah er im Rückspiegel zum M&S Market hinüber. Nicht einmal für eine tolle Rothaarige mit langen Beinen und einem hübschen Hintern.
Rob fuhr zur Tankstelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite und tankte den Hummer auf. Er lehnte sich mit der Hüfte gegen den Wagen und machte sich auf eine längere Wartezeit gefasst, während sein Blick erneut zum Lebensmittelladen schweifte. Wer auch immer die Theorie aufgestellt hatte,
dass das Verlagen nach Sex umso mehr nachlasse, je länger man keinen mehr hatte, war ein Idiot. Er mochte nicht ständig daran denken, aber wenn er es tat, wollte er auch Sex haben.
Ein Toyota-Pick-up fuhr hinter Rob, aus dem eine zierliche Blondine ausstieg und auf Rob zuging. Sie hieß Rose Lake, war
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