Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
ihn laut aussprechen würde. Es war keine gute Idee gewesen, sie hereinzubitten. Eine sehr schlechte sogar. Er sollte sie jetzt zur Tür bringen. »Wollen Sie auch den Rest sehen?«, hörte er sich stattdessen fragen.
»Klar.«
Zu spät . »Sie können Ihre Jacke hier liegen lassen, wenn Sie wollen.« Er bot ihr nicht an, ihr zu helfen. In dieser Hinsicht hatte er seine Lektion schon beim letzten Mal gelernt.
Sie streifte ihre Jacke ab und legte sie neben die Einkaufstüte. Dann kam sie auf ihn zu. Sein Blick wanderte zu ihrer Bluse, die sich um ihre Brüste spannte und mit Schnallen an der Seite geschlossen war. Mit schwarzen Lederschnallen. Die Art, die sich ohne weiteres öffnen ließ. Denk jetzt bloß nicht an diese Schnallen .
Er wandte sich um, und sie folgte ihm die Treppe hinauf. Das erste Zimmer war ein Fitnessraum mit zahllosen Gewichten und mehreren Sportgeräten. Vor einer verspiegelten Wand standen ein Laufband und ein Ellipsentrainer.
»Benutzen Sie all das?« Sie schob ihre Ärmel zurück, so dass die zarten blauen Venen auf den Innenseiten ihrer Handgelenke zum Vorschein kamen.
»Fast jeden Tag.« Zuerst war ihm ihr Hals ins Auge gefallen und nun ihre Handgelenke. Er kam sich wie ein Vampir vor.
»Ich war mal Mitglied in einem Fitnessclub.« Sie betrat den Raum und fuhr mit der Hand über die Gerätschaften. »Im Golds auf der Flamingo Road. Ich habe die Mitgliedschaft für ein ganzes Jahr bezahlt, bin aber nur drei Monate lang hingegangen. Ich fürchte, Sport ist nicht mein Ding.«
»Vielleicht brauchen Sie einfach jemanden, der Sie motiviert.« Er betrachtete ihre langen Finger und Hände, die über eine Reihe Hanteln strichen. In seinem früheren Leben hätte er sich spätestens jetzt bereiterklärt, sich ihrer mangelnden Motivation anzunehmen.
»Nein, das ist nicht das Problem. Ich bin mit meiner Freundin Marilyn hingegangen, die ein begeisterter Stepper-Fan ist. Sie hat versucht, mich zu motivieren.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber sobald meine Oberschenkel anfangen zu brennen, muss ich mich einfach hinlegen. Was Schmerzen angeht, bin ich ein absolutes Weichei.«
Er lachte, obwohl er wünschte, sie hätte niemals von ihren
brennenden Oberschenkeln angefangen. »Kommen Sie.« Er führte sie durch die offene Galerie, unter der sich der Eingangsbereich und das Wohnzimmer erstreckten. »Das ist das Zimmer meiner Tochter«, erklärte er und deutete auf eine geschlossene Zimmertür.
»Wie oft kommt sie Sie besuchen?«
»Amelia hat mich noch nie besucht. Sie lebt in Seattle bei ihrer Mutter, aber als das Haus gebaut wurde, habe ich ein Zimmer für sie einrichten lassen.«
»Wie alt ist sie?«
»Zwei.«
Er deutete auf eine weitere geschlossene Tür. »Das hier ist ein Badezimmer, das aber noch nie benutzt wurde, soweit ich weiß.« Sie kamen an einer Art Alkoven mit einer Couch vorbei, auf der offenbar ebenfalls nie jemand saß, und einer Pflanze, die er offenbar nie goss.
»Waren Sie jemals verheiratet?«, fragte er.
»Nein.«
»Schon mal kurz davor gewesen?«
»Einige Male.« Sie ließ ein freudloses Lachen hören. »Zumindest dachte ich es. Die Männer waren allerdings anderer Meinung.«
»Das ist ein Problem.« Sie gelangten zu der Tür, die in sein Schlafzimmer führte – jenem Ort, an dem er sie sich nackt vorgestellt hatte, an sein Bett gefesselt oder auf den Knien im Mondlicht. Er fragte sich, ob er sich wie ein Schwein vorkommen sollte, weil er sie im Geiste so häufig nackt vor sich gesehen hatte. Er überlegte, ob es überhaupt zählte, da sie ja nichts von seinen Fantasien wusste und er nie ernsthaft die Absicht gehabt hatte, sie in die Tat umzusetzen. Er lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen und schob die Hände in die Taschen seiner Levis. Als er zusah, wie sie schweigend durch den
Raum ging, überlegte er, ob er jemals in der Lage wäre, die Kate, die in diesem Moment in seinem Schlafzimmer stand und aus dem Fenster sah, von der Kate zu trennen, die ihn an jenem Abend in der Duchin Lounge gefragt hatte, ob er Sex mit ihr haben wolle. Er bezweifelte es. Die beiden Gestalten waren so untrennbar in seinem Kopf verwoben, dass er stets beide vor sich sah, wenn er in Kates Gesicht schaute.
»Ist das Ihre Kleine?«, fragte sie und blieb vor dem Schrank mit dem Fernseher und der Stereoanlage stehen, wo zahlreiche Fotos seiner Tochter aufgestellt waren.
»Ja. Das ist Amelia.«
Sie beugte sich vor und betrachtete die Fotos genauer. »Sie ist süß. Sie sieht
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