Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
auf eine alte Einkaufsliste, einen Kontoauszug und ein Bonbonpapier, das nach Pfefferminz roch. Sie strich das Bonbonpapier mit einem Stift glatt und hielt es gegen die Tür, um schreiben zu können.
Etwa nach der Hälfte der Nachricht ging mit einem Mal das Licht über ihrem Kopf an, während ein Flügel der Eingangstür aufgerissen wurde. Kate geriet ins Straucheln und wäre um ein Haar mit dem Kopf gegen Robs Brust geprallt.
»Was machen Sie da?«, fragte er.
Sie musste sich am Rahmen des zweiten Türflügels festhalten, um nicht zu stürzen. »Ich bringe Ihnen Ihre Einkäufe.« Sie ließ ihren Blick über seinen bloßen Füße und Jeans zu einem alten, ausgebleichten T-Shirt wandern – es war blau, soweit sie sehen konnte, und hatte jede Form eingebüßt.
»Das hätten Sie nicht zu tun brauchen.«
Um seinen Hals hing ein weißes Handtuch, und er hob eine Hand, um sein nasses Haar zu frottieren. Der weite Ärmel seines T-Shirts rutschte über die harten Wölbungen seines Oberarms bis zu dem dunklen Haarbüschel unter seiner Achsel. Der Schwanz seiner Schlangentätowierung wand sich um seinen ausgeprägten Bizeps, und sie spürte, wie ein warmes, köstliches Gefühl sie durchströmte. »Mein Großvater meinte …« Sie runzelte die Stirn und hielt ihm die Plastiktüte hin. »Wie auch immer.«
Er drehte sich um und ging ins Haus, ohne ihr die Tüte aus der Hand zu nehmen. Ein Elchhorn-Kronleuchter brannte über ihrem Kopf und ließ Kristallprismen auf seinen breiten Schultern und seinem Rücken bis hinunter zu seinem Hinterteil tanzen. Er warf ihr einen Blick über die Schulter zu. »Kommen Sie rein und machen Sie die Tür zu.«
NEUN
»Sie leben allein hier?«
Rob warf das Handtuch auf die Lehne des Ledersofas und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Ja.«
Offenbar war sie gekommen, als er gerade unter der Dusche gestanden hatte. Er hätte sie nicht einmal bemerkt, wäre er nicht zufällig vorbeigekommen und hätte sie durch die Fenster über der Treppe gesehen.
Kate stellte die Tüte mit den Einkäufen auf dem Couchtisch ab und ging an ihm vorbei durch den weitläufigen Raum. »Wow, von dieser Seite habe ich den See noch nie gesehen«, bemerkte sie und sah durch die raumhohen Fenster.
Rob betrachtete die vereinzelten Schneefelder um den klaren See herum. Im Sommer reflektierte die Wasseroberfläche die dichten Pinienwälder, die dem See eine smaragdgrüne Farbe verliehen. An diesem Abend kam gerade die Mondsichel über den gezackten Kämmen der Sawtooths zum Vorschein und tauchte den See und die Berge in ein hellgelbes Licht.
»Gefällt es Ihnen?«, fragte er, während sein Blick über die Rückseite von Kates Jacke und über ihre Hose bis zu den hohen Absätzen ihrer Domina-Stiefel wanderte. Außer seiner Mutter hatte bislang kein weibliches Wesen einen Fuß in sein Haus gesetzt. Kates Anwesenheit fühlte sich ein wenig irritierend an – so als sehe man zu, wie der Star aus seinem Lieblingsporno mit einem Mal aus dem Fernseher steigt und das eigene Wohnzimmer betritt. Er hatte so häufig an sie gedacht, dass es
fast peinlich war, sie jetzt vor sich stehen zu sehen. Fast so, als wäre er sechzehn und nicht sechsunddreißig Jahre alt.
»Es ist atemberaubend.« Sie schob ihr Haar hinters Ohr. »Wenn ich als Mädchen zu Besuch nach Gospel kam, ist meine Großmutter immer mit mir ins Strandbad gegangen.« Dann beugte sie sich vor, legte die rechte Hand auf die Fensterscheibe und spreizte ihre langen Finger auf dem kühlen Glas. Ihre kurzen, schimmernden Nägel deuteten Richtung Decke. »Ich kann den Jachthafen dort drüben erkennen.« Sie ließ ihre Hand sinken und sah ihn an. »Hoppla. Entschuldigung.« Sie runzelte die Stirn und wandte sich ihm zu. »Ich habe einen Handabdruck auf Ihrer sauberen Scheibe hinterlassen.«
»Ist schon gut. Dann hat Mabel wenigstens etwas zu tun, wenn sie nächste Woche zum Putzen kommt.« Er kreuzte die Arme vor der Brust und verlagerte sein Gewicht auf ein Bein, während er den Anblick ihres weichen, roten Haars, das ihren schlanken Hals umfloss, in sich aufsog. Er wusste nur zu gut, dass ihre Haut am Übergang von ihrer Schulter zum Hals so zart war, wie sie aussah.
»Ihr Haus ist wunderschön, Rob«, bemerkte sie, und ihm fiel auf, dass dies das erste Mal war, dass sie ihn mit Namen angesprochen hatte.
Natürlich hatte er sich ausgemalt, wie sie ihn sagte. Aber in einem Zusammenhang, für den er höchstwahrscheinlich eine Ohrfeige kassieren würde, wenn er
Weitere Kostenlose Bücher