Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
Vielleicht war es das nie gewesen.
Er beendete das Gespräch und richtete sich auf. Sein Blick blieb an einer schlierigen Spur auf der Scheibe hängen. Er hob die Hand und legte sie auf Kates Abdruck. Die Scheibe fühlte
sich kalt unter seinen Fingern an, ganz anders als die Frau, die sie hinterlassen hatte.
Kate Hamilton war alles andere als kalt. Alles an ihr war heiß. Der Ausdruck in ihren Augen, als er sie leidenschaftlich geküsst hatte. Die Art und Weise, wie sie auf ihn reagiert hatte. Ihr Temperament. Die Art, wie sie aus dem Haus gestürzt war, als stünde sie lichterloh in Flammen. Wenn er ihr das nächste Mal über den Weg lief, würde er ohne jeden Zweifel ihren Zorn zu spüren bekommen.
Und wahrscheinlich verdiente er es nicht besser. Er sollte sich entschuldigen. Zu schade, dass er sein Verhalten nicht im Geringsten bedauerte.
Kate fuhr ihren Honda in die Garage neben dem Haus ihres Großvaters und stellte den Motor ab. Quietschend glitt das alte Garagentor in den Metallschienen nach unten und schloss sich. Sie starrte auf etliche Schachteln, die unmittelbar vor ihr auf der Werkbank ihres Großvaters aufgestapelt waren.
Rob Sutter hatte sie geküsst, und sie befand sich noch immer in einer Art Schockzustand.
Ihre Hände glitten vom Steuer und fielen in ihren Schoß. Das Wort »küssen« schien eine viel zu milde Umschreibung zu sein. Verschlungen. Er hatte sie regelrecht verschlungen. Ihren Widerstand mühelos gebrochen.
Sie betastete ihre Unterlippe mit den Fingern, wo die Haut von der Berührung seines Kinnbärtchens leicht wundgescheuert war. Sie war vierunddreißig Jahre alt und konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor auf eine solche Weise geküsst worden zu sein. In der einen Sekunde hatte sie noch dagestanden, einen Müsliriegel gegessen und sich mit ihm unterhalten, in der nächsten hatte sich sein Mund auf ihren gepresst. In der einen Sekunde war ihr die Atmosphäre noch ganz normal erschienen,
und wenige Augenblicke später war sie erfüllt von Leidenschaft, Verlangen und Lust gewesen. Ihre Begierde war in harten, pulsierenden Wellen durch ihren Körper gebrandet, so dass ihr nichts anderes übrig geblieben war, als sich an ihn zu drängen, als hinge ihr Leben davon ab.
Sie hatte sich an seine breiten Schultern geklammert, und als er ihre Hand genommen und über seine Brust nach unten geschoben hatte, war nur ein einziger Gedanke in ihrem Kopf gewesen. Der Gedanke an seine harten, wohl definierten Muskeln und seinen flachen, durchtrainierten Bauch. Er hatte sie völlig durcheinandergebracht und es ihr unmöglich gemacht, Nein zu sagen. Und dann hatte er ihre Hand auf seine Erektion gelegt. Sie hätte entsetzt sein müssen, außer sich vor Wut, weil ein Mann, den sie kaum kannte, so etwas einfach tat. Nun, da sie in der Garage ihres Großvaters saß, war sie tatsächlich außer sich vor Wut, doch vorhin hatte sie nur Ich glaube, er kriegt doch einen hoch , gefolgt von Mmm, der ist ja überall so groß denken können.
Kate zog die Schlüssel aus der Zündung und griff nach ihrem Rucksack. Während sie in seinen Armen förmlich dahingeschmolzen war, hatte er sie nur geküsst, um ihr zu beweisen, dass er definitiv einen hochbekam. Und während sie völlig verwirrt gewesen war und kaum einen klaren Gedanken hatte fassen können, hatte er ihr noch etwas vor Augen geführt – dass er sie immer noch nicht wollte. Sie war nicht nur außer sich vor Wut, sondern fühlte sich auch noch zurückgewiesen. Eiskalt abserviert. Schon wieder. Offenbar hatte sie ihre Lektion beim ersten Mal doch nicht gelernt.
Kate verließ die Garage und ging über den Hof ins Haus. Im Spülbecken stand eine Suppenschüssel mit einem Löffel darin. Kate stellte ihren Rucksack neben zwei leere Schachteln auf den Küchentisch, durchquerte das Wohnzimmer und spähte
ins Zimmer ihres Großvaters. Er lag reglos unter einer ausgebleichten gesteppten Tagesdecke, die ihre Großmutter aus Resten der Kleider ihrer Kinder genäht hatte. Über dem Bett hing die Trophäe einer Antilope, die ihr Großvater 1979 erlegt hatte und die aussah, als springe sie geradewegs aus der Wand. Seine Hände waren über der Brust gefaltet und sein Blick starr an die Decke geheftet. Er sah aus, als wäre er tot.
Eilig trat Kate an sein Bett. »Großvater!«
Er wandte den Kopf und sah sie mit rotgeränderten Triefaugen an. »Hast du Rob seinen Leinsamen gebracht?«
»Ja.« Sie blieb neben dem Nachttisch stehen und legte die Hand auf ihr
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