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Ein Ring aus Asche

Ein Ring aus Asche

Titel: Ein Ring aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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nicht besonders überzeugt.
    »W ährend des Zirkels wirst du mehr verstehen«, meinte Nan und klopfte sich die Hände ab. Sie warf einen Blick auf die Uhr. »W ir sollten besser los. Wir müssen vor Einbruch der Dunkelheit da sein.«
    7
    Covington war genau auf der anderen Seite des Sees, also nahmen wir die Causeway Bridge, um dorthinzugelangen, die längste Brücke der Welt.
    »W arum müssen wir die Zeremonie im Freien abhalten?« Thais blickte aus dem Fenster. Wir befanden uns auf dem mittleren Teil der Causeway, wo man zu beiden Seiten kein Land sehen konnte, nur Wasser, überall. Kleine schaumgekrönte Wellen bäumten sich hier und da auf, über uns kreisten Möwen, die immer wieder nach unten tauchten, um Fische zu fangen.
    »W eil es darum geht, die Natur zu feiern«, sagte Nan, ohne die Augen von der Straße abzuwenden. »U nd Mutter Erde für die Fülle zu danken, aus der wir geerntet haben, sie als Schöpferin des Lebens zu ehren. Nach der Zeremonie werden wir ein reiches Essen zu uns nehmen, mit viel frisch gebackenem Brot, Wein und Mohnkuchen.«
    »M achst du das normalerweise mit deinem anderen Zirkel?«, fragte Thais.
    Nan nickte. »J a. Aber sie verstehen, dass ich erst einige Dinge mit der Treize erledigen muss. Ich will mehr darüber wissen, warum sie sich versammeln und wie sie alle dazu stehen.«
    »A ber du weißt doch, wozu sie sich treffen«, sagte ich vom Rücksitz aus. »S ie wollen den Ritus durchführen, der sie zur Quelle führt und ihnen noch mehr Macht verschafft.«
    »S timmt.« Nan suchte meinen Blick im Rückspiegel. »A ber ich glaube, die Sache ist noch hintergründiger. Ich möchte, dass ihr beide besonders vorsichtig seid und die Augen offen haltet. Lauft nicht weg, okay?«
    »O kay«, sagte ich, und Thais, die alles andere als begeistert aussah, nickte.
    Auch ich war besorgt. Heute würde ich Luc zum ersten Mal wiederbegegnen, seit ich ihn in jener Nacht aus dem Haus geworfen hatte. Inzwischen war so viel passiert. Ich strich mein dünnes leinenes bouvre über den Knien glatt. Thais hatte eigentlich ein blaues T-Shirt und einen Jeansrock tragen wollen, doch Nan hatte sie gebeten, sich einen bouvre von mir zu leihen. »E inen was?«, hatte sie gefragt, und Nan hatte ihr erklärt, dass Hexen zu Zirkelsitzungen und auf jeden Fall an Feiertagen einen langen, losen Talar trugen. Nans war aus himmelblauer Seide, aber für die Erntefeste besaß sie auch einen goldenen. Der, den ich Thais geliehen hatte, war aus rotbrauner, fließend-dünner Baumwolle und machte sich gut zu unserem Hautton.
    Für mich wiederum war bouvre ein dehnbarer Begriff. Okay, meiner war auch lang, fließend und saß ein bisschen locker, gleichzeitig aber rückenfrei und im Nacken gebunden, wie ein Neckholder-Top, und aus feuerrotem Leinen. Racey sagte immer, ich würde damit aussehen wie frisch aus dem Freudenhaus, doch ich liebte das Outfit und wusste, dass ich unglaublich sexy darin aussah. Und heute Nacht musste ich unbedingt unglaublich sexy aussehen. Ich wollte, dass Luc merkte, was er verloren hatte. Vielleicht glaubte er, Thais zu lieben, aber er hatte definitiv etwas für mich empfunden. Vielleicht nicht Liebe, vielleicht nur Begierde, aber etwas war da gewesen, und das wollte ich ihm so richtig unter die Nase reiben.
    »E s wird interessant, zu sehen, ob du diesen Zirkel irgendwie anders erlebst, jetzt, da du dein wahres Element kennst«, fuhr Nan an Thais gewandt fort.
    »J a. Ich würde gerne versuchen, noch mal ein bisschen Magie anzuwenden, am liebsten mit Clio«, erwiderte sie.
    »D as ist in Ordnung, aber ihr müsst sicherstellen, dass ich dann in der Nähe bin.«
    »W arum?« Thais sah überrascht aus, doch just in diesem Moment hatte Nan das Ende der Causeway erreicht. Sie bog die erste links ab und fuhr eine kleine Straße entlang, die sich um den See schlängelte.
    Sie blieb ihr die Antwort schuldig.
    7
    Fünf Minuten später bog Nan erneut ab und fuhr durch ein offenes Holztor mit der Aufschrift Privatgrund.
    »D as hier gehört einem meiner Freunde«, erklärte sie, während sie einen gewundenen, pflanzenüberwucherten Weg entlangfuhr. »I ch bin gerne auf vertrautem Terrain. Wir haben hier schon öfter Zirkel abgehalten.«
    Ich war noch nie hier gewesen, insofern war ich nicht sicher, von welchen Zirkeln sie sprach. Doch ich wusste, dass sie sich ab und an mit ungefähr fünf anderen Frauen traf, um ihre magischen Studien zu vertiefen– vielleicht meinte sie das.
    Kein Haus war in Sicht,

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