Ein Ring von Tiffany - Roman
in einer Unterhaltung aufzugehen, an der er nicht beteiligt wäre.«
»Selbst wenn -«
»Selbst wenn Sie ihn mitten im Satz unterbrechen, selbst wenn er Sie etwas gefragt hat, selbst wenn er offenbar hin und weg von Ihnen ist. Ganz besonders dann, wenn er offenbar hin und weg von Ihnen ist. Das Gespräch fortzusetzen ist nur dann akzeptabel, wenn er hässlich ist, weil, na ja, dann kann uns ja egal sein, wie es weitergeht, oder?«
Mackenzie nickte, offenbar zu sehr in Adrianas Bann, um sich über ihren leicht gönnerhaften Ton zu ärgern. Das war doch einfachstes Grundwissen; wieso war es an dieser im Übrigen durchaus attraktiven, erfolgreichen Frau vorbeigegangen?
»Sie sagen also im Grunde, dass uns allen Die Kunst, den Mann fürs Leben zu finden in Fleisch und Blut übergehen sollte? Was meiner Meinung nach total unrealistisch ist.«
»Ganz richtig«, entgegnete Adriana. »Ist es auch. Die Kunst, den Mann fürs Leben zu finden ist ein guter Ausgangspunkt, für Teenager, aber nicht für erwachsene Frauen. Ich meine, ein Buch, das behauptet, Sex sei etwas, das man entweder vermeiden oder vorenthalten muss, ist doch keinen Pfifferling wert.«
Adriana registrierte erfreut, dass Mackenzie völlig fasziniert wirkte. Sie fuhr fort: »Wozu sollen Männer schließlich gut sein, wenn man sie nicht ordentlich genießen kann?«
Mackenzie nickte heftig, und Adriana redete weiter. Sie hatte schon eine ganze Weile nicht mehr aus purer Herzensgüte etwas für jemand anderen getan; es war an der Zeit, eine weniger vom Glück Begünstigte an ihren Lektionen teilhaben zu lassen.
»Es ist ein Ammenmärchen, dass ein Mann das Interesse an einer Frau verliert, sobald er Sex mit ihr gehabt hat. Vielmehr sollte es genau umgekehrt sein: Wenn die Frau ihre Sache gut macht, will er sie umso mehr. Es geht nur darum, einerseits geheimnisvoll, unerreichbar und herausfordernd und andererseits sinnlich, verführerisch und sexy zu wirken. Wenn die Männer was dafür tun müssen - nicht nur beim ersten Mal, sondern immer und immer wieder -, dann fressen sie einem ein Leben lang aus der Hand.«
»Sie klingen so sicher...« Mackenzie verstummte, doch Adriana wusste, dass sie sie am Haken hatte.
»Ich klinge nicht nur so, ich bin es. Ich komme aus Brasilien. Mit Männern und Sex kennen wir uns aus.«
Mackenzie starrte Adriana an, die sich über ihren Salat hermachte. Fast im selben Moment bemerkte Adriana, dass der umwerfende Typ seine Unterhaltung beendet hatte und sich zu Mackenzie umdrehte. »Verzeihung?«, sagte er.
Mackenzie wandte sich nach einer Kunstpause ihm zu und bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln. »Ja?«
»Ich fürchte, ich habe mich nicht korrekt vorgestellt. Ich heiße Jack. Es freut mich, Sie kennenzulernen.«
Mackenzie beäugte ihn geradezu profimäßig und schenkte ihm schließlich ein weiteres Lächeln - diesmal allerdings war es eine Spur koketter, mit feuchten, geschürzten Lippen. »Wie hübsch, Sie kennenzulernen, Jack«, schnurrte sie.
»Und, woher kennen Sie Catherine?«, fragte er.
»Ach, wer kennt Catherine nicht?« Sie lachte selbstbewusst und kehrte ihm den Rücken zu. »Adriana, Schätzchen, Sie waren gerade mitten in dieser köstlichen Geschichte über Ihr Shoppingdesaster letzte Woche. Sind Sie so lieb und erzählen mir noch den Rest? Bitte?«
Liebe Güte , dachte Adriana, die Frau ist ja ein Naturtalent. Sie spielte mit und sog sich irgendeine Anekdote aus den Fingern, bis Jack sich entschuldigte und zur Toilette ging.
»Sie waren perfekt«, erklärte Adriana, sobald er aufgestanden war.
»Wirklich? Ich habe das Gefühl, ich hätte ihn vor den Kopf gestoßen. Ich war so unhöflich, dass er gegangen ist!«
»Absolut perfekt. Sie haben ihn nicht vor den Kopf gesto ßen, und Sie waren nicht unhöflich - Sie waren geheimnisvoll. Bleiben Sie den restlichen Abend dabei, dann können Sie ihn abschleppen. Ein bisschen Futter geben, und dann ignorieren. Flirten, und dann einen Rückzieher machen. Es wird ihn rasend machen, dass er Sie nicht festnageln kann.«
Und richtig, nachdem Jack wieder am Platz war, bemühte er sich für die Dauer des gesamten Essens - einschließlich der Nachspeise - und eine weitere gute Stunde bei den nachfolgenden Drinks darum, Mackenzies Aufmerksamkeit für mehr als nur einen flüchtigen Moment zu gewinnen. Der Mann legte sich wirklich schwer ins Zeug, und Mackenzie genoss offensichtlich jede Sekunde. Adriana sah, wie ihr Selbstvertrauen mit jedem Annäherungsversuch
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