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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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um ein menschliches Wesen handelt?«
    »Bloß weil ich Chick-Lit lese?«
    »Bingo. Wie einschüchternd kann eine Frau sein, die Bridget Jones: Schokolade zum Frühstück liest und darüber redet?«
    Leigh seufzte. »Das war ein so tolles Buch.«
    Jesse lächelte. »Wie hieß das andere noch... Die Tagebücher einer Nanny? «
    »Definitiv ein Klassiker.«
    »Mmm«, murmelte Jesse, der spürbar das Interesse an dem Thema verlor. Leigh kannte mittlerweile all seine Gesten und Gesichtsausdrücke; sie wusste, was eine gehobene Braue oder ein angedeutetes Lächeln zu bedeuten hatten. In den vergangenen drei Monaten war sie viermal in die Hamptons gefahren, und mit jedem Treffen war es ihrem Gefühl nach ungezwungener
zugegangen. Beim zweiten Mal hatte sie sich wieder im American Hotel einquartiert, dort allerdings insgesamt höchstens ein paar Stunden zugebracht - sehr aussagekräftig in Anbetracht der Tatsache, dass dieser Besuch an einem ihrer geheiligten Kontaktsperremontage stattfand (eine Regel, die sie für einen Abend außer Kraft gesetzt hatte). Beim dritten und vierten Besuch nahm sie Jesses Angebot an, in dem Gästehaus zu übernachten, das er für seine Neffen hatte bauen lassen - es war einfach sehr viel praktischer so -, und erst am Abend zuvor, bei ihrem nunmehr fünften Besuch, war Leigh aufgegangen, wie viel schlauer es war, sich in einem der Gästezimmer im Obergeschoss des Haupthauses aufs Ohr zu hauen. Wo sie doch häufig bis spät abends noch arbeiteten und der Weg zum Gästehaus sehr kurvenreich und unbeleuchtet war.
    Alles völlig harmlos, und zu Leighs Erstaunen ihrem Gefühl nach auch vollkommen selbstverständlich. Wie schön, dass sich ihre Zusammenarbeit so gut gestaltete und sie dennoch professionellen Abstand voneinander wahrten, auch wenn sie quasi Wand an Wand schliefen. Henry hatte keinen Anstoß daran genommen, als Leigh verlauten ließ, sie würde nicht länger im Hotel übernachten; etliche seiner Lektoren nahmen noch weitere Reisen auf sich, um ihre Autoren zu betreuen, und quartierten sich fraglos irgendwo auf deren Anwesen ein. Als Leigh beim allwöchentlichen Abendessen ihrem Vater gegenüber erwähnte, dass sie dazu übergegangen war, zwei oder drei Tage pro Woche mit Jesse bei ihm zu Hause zu arbeiten, hatte seine Antwort in etwa gelautet: »Keine Ideallösung, aber wenn der Berg nicht zu dir kommt, musst du dich eben zum Berg aufmachen.« Die allgemeine Gleichgültigkeit bestärkte Leigh nur weiter in ihrer Überzeugung, dass Russell von alldem nichts zu erfahren brauchte.
    »Ich wollte wissen, was Sie zum Abendessen möchten«, sagte Jesse. »Es ist schon fast sechs, und die Saison ist vorbei, das heißt, wenn wir nicht bald in die Gänge kommen, sehen
wir alt aus. Wollen Sie sich irgendwo einen Burger holen, oder soll ich uns etwas machen?«
    »Heißt ›uns etwas machen‹ in Wirklichkeit ›Cornflakes in eine Schüssel schütten‹? Falls ja, hätte ich lieber einen Burger.«
    »Ach, die süße Leigh, charmant wie immer. Wollen Sie damit sagen: ›Danke, Jesse. Ich hätte sehr gern eine selbstgekochte Mahlzeit, ich bin bloß eine viel zu komplizierte Zicke, um das so zu sagen‹?«
    Leigh lachte. »Ja.«
    »Ich ahnte schon so was. Okay, dann wird also gekocht. Ich fahre schnell zu Schiavoni und kaufe ein paar Zutaten. Irgendwelche Wünsche?«
    »Fruit Loops? Oder ZimZ. Mit fettarmer Milch, bitte.« Jesse hob in gespieltem Abscheu die Hände und verließ den Raum. Leigh wartete, bis sie die Haustür ins Schloss fallen und den Wagen starten hörte, dann griff sie zu ihrem Handy.
    Russell meldete sich nach dem ersten Klingelton. »Hallo?«
    Er tat immer, als wüsste er nicht, dass sie es war, obwohl er wie der Rest der zivilisierten Welt eine Anruferkennung hatte. »Hey«, sagte sie. »Ich bin’s.«
    »Hi, Baby, wie geht’s? Was treibt der Irre zurzeit? Bleibt er nüchtern genug, dass ihr halbwegs produktiv arbeiten könnt?«
    Russell hatte sich angewöhnt, Jesse bei so ziemlich jeder sich bietenden Gelegenheit niederzumachen, ganz gleich, wie oft Leigh ihm versicherte, dass Jesse seinem Ruf ganz und gar nicht gerecht wurde und einfach ein Autor wie jeder andere war, manchmal selbstbewusst bis zur Arroganz, dann wieder unsicher bis zur Apathie. Ihre Bemühungen schienen fruchtlos zu sein, und schlimmer noch, je mehr sie Jesse verteidigte, desto mehr stachelte sie Russell damit an. Er war eifersüchtig - das wäre sie mit Sicherheit auch, wenn er so viel Zeit mit einer anderen

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