Ein Ring von Tiffany - Roman
Ehemann gefunden zu haben, und würde sich nicht von diesem 08/15-Playboy in Versuchung führen lassen. Ihre Mission war reine Notwendigkeit und kein Vergnügen.
»Allo!« Sie verstärkte ihren brasilianischen Akzent um ein paar Grade. »Ich bin Adriana. Darf ich mir meine Freundin für einen ganz kurzen Moment ausleihen?«
Bevor Mackenzie etwas sagen konnte, kniff Adriana sie in den Unterarm.
Der scharfe Typ nickte lächelnd und widmete sich wieder seiner eigentlichen Gesprächspartnerin.
Adriana spürte die Eiseskälte, die von Mackenzies ganzem Körper ausging, aber noch präsenter war ihr Dean, der von seinem Platz rechts neben ihr das Ganze mitverfolgt hatte und amüsiert lächelte, wie sie aus dem Augenwinkel sah. Dann war da noch Toby am anderen Ende des Tisches, der ihren Namen im Gespräch so laut heraustrompetete, dass sie jedes Wort verstand. Eigentlich sollte sie sich irgendwo mit einer Caipirinha und einem Jüngling auf einem schummrigen Sofa räkeln - stattdessen musste sie hier eine gesellschaftliche Peinlichkeit nach der anderen durchstehen.
»Wenn Sie ihn selbst haben wollen, wieso haben Sie mich dann angestachelt, ihn mir zu angeln? Bloß damit ich mich zum Deppen mache?«, zischte Mackenzie in Adrianas Richtung und starrte stur weiter geradeaus. Beide Frauen lächelten der Bedienung zu, die ihnen einen Endiviensalat servierte.
Seufzend vergewisserte sich Adriana, dass Dean mit seiner Tischnachbarin ins Gespräch vertieft war, bevor sie fortfuhr. »Ich wollte - will - ihn nicht selbst haben, querida . Ich konnte das bloß nicht länger mit ansehen. Es wirkte so, so...« Adriana versuchte, sich ein anderes, milderes Wort einfallen zu lassen, aber sie fühlte sich schon jetzt völlig ausgelaugt.
»So was?«, hakte Mackenzie nach.
Adriana hielt ihrem Blick stand. »So verzweifelt .«
Mackenzie schnappte nach Luft, und Adriana spürte einen Anflug von Mitleid, bis ihr wieder einfiel, dass sie Mackenzie schließlich einen Gefallen damit tat. Wenn ihr das bisher noch niemand gesagt hatte, war sie so ziemlich verratzt. Sollte Mackenzie sie eben dafür hassen. Adriana hatte größere Sorgen als eine weitere Frau, die sie hasste.
»Es war nicht verzweifelt «, flüsterte Mackenzie. »Ich war einfach nur freundlich .«
Ah, die freundliche Schiene. Mit einem Mal fühlte Adriana sich in ihre Teenagerzeit zurückversetzt; damals hatte ihre Mutter sich bemüht, ihr diese wichtigen Lektionen beizubringen, und Adriana hatte genau dieselben Argumente dagegen vorgebracht. Die Erinnerung entlockte ihr beinahe ein Lächeln.
»Freundlich, kontaktfreudig, sympathisch, charmant, nennen Sie es, wie Sie wollen, letztlich heißt es nichts anderes als ›zu haben und verzweifelt‹, wenn Sie diejenige sind, von der die Initiative ausgeht.«
Mackenzie schien widersprechen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders. »Meinen Sie?«, fragte sie schließlich.
Adriana nickte. Gott, wie öde, es war doch so offensichtlich. Wieso kapierten die amerikanischen Frauen es einfach nicht? Warum brachte es ihnen niemand bei? Die Kunst, den Mann fürs Leben zu finden, war kein schlechter Ratgeber, aber er reichte bei weitem nicht aus; daraus lernten die Frauen, wie man Männer abblitzen ließ, aber nicht, wie man sie verführte. Wenn sie es im Lauf der vergangenen zehn Jahre nicht leibhaftig miterlebt hätte, wäre sie nie auf die Idee gekommen, dass es erwachsene Frauen gab, die glaubten, Jagd auf einen Mann zu machen, sei die geeignete Methode, um ihn zu kriegen. Selbst bei ihren Freundinnen war es haargenau das Gleiche - bei Leigh wegen ihrer zurückhaltenden Art nicht ganz so ausgeprägt, aber Emmy hatte sich schlicht peinlich aufgeführt, Gespräche in Gang gebracht,
als Erste angerufen, Vorschläge gemacht und sich ständig zur Verfügung gehalten.
»Ich hätte mich also nicht vorstellen sollen?«
»Nein.« Adriana nippte an ihrem Wein.
»Ja, aber wie sollen wir uns denn sonst kennenlernen?«
Adriana sah sie an und bemühte sich, nicht frustriert zu wirken; schließlich konnte Mackenzie ja letztlich nichts dafür. »Sie hätten sich vermutlich binnen Minuten kennengelernt - wenn er sich nämlich Ihnen vorgestellt hätte.«
»Also bitte! Worin liegt denn da der Unterschied, wer -«
Adriana fuhr ungerührt fort. »Woraufhin Sie seine Höflichkeit mit einem Lächeln und glutvollen Blicken belohnt hätten, um sich dann auf der Stelle sämtlichen direkten Fragen seinerseits zu entziehen, sich umzudrehen und völlig
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