Ein Ring von Tiffany - Roman
Freundin« sah Adriana verstohlen zu Dean hin, der sie mit hochgezogenen Brauen und amüsierter Miene betrachtete. »Und dazu noch Dean Decker. Adriana, Dean, diese reizende Dame ist heute Abend unsere Gastgeberin.«
Adriana wandte sich der Frau zu, die bei näherer Betrachtung älter erschien, als sie ursprünglich gedacht hatte, vermutlich schon hoch in den Fünfzigern. Adriana rang sich die üblichen Plattitüden ab, was für eine wunderschöne Wohnung, freue mich ja so, dass ich hier sein darf, Ihre Halskette ist echt ein Traum, bla, bla, bla, aber die Frau starrte sie nur unverwandt an. Nachdem sie Adrianas Gewäsch eine Weile gelauscht hatte, umschloss Catherine mit beiden Händen Adrianas Kinn und drehte sehr langsam und sehr sacht, als handle es sich um kostbares Porzellan, ihr Gesicht hin und her.
»Meine Güte, was sind Sie hübsch«, sagte Catherine, den Blick immer noch auf Adriana geheftet. »Diese Wangenknochen, und die schönen großen Augen. Aber Ihre Haut!« Die Frau seufzte auf. »Ein Teint wie ein Engel.«
Na, das war schon besser. Adriana ließ das zweite preiswürdige Lächeln an diesem Abend aufblitzen. »Danke! Wie liebenswürdig von Ihnen.« Sie bemühte sich um eine verlegene
oder zumindest bescheidene Miene, war aber nicht sicher, ob es ihr gelang.
»Catherine...«, sagte Toby mit warnendem Unterton.
»Entschuldige, ich weiß - die Arbeit hat auf einer Party nichts zu suchen. Ich verspreche, deine Freundin heute Abend in Ruhe zu lassen, aber ab Montag kann ich für nichts garantieren.«
Die Frau sah auf, als zwei weitere Gäste den Eingangsbereich betraten. »Zur Bar geht es da durch, ins Wohnzimmer.« Sie deutete auf eine imposante, gläserne Doppeltür. »Bitte entschuldigt mich für einen Moment.«
»Ich glaube, ich begebe mich stracks zur Zapfstelle«, verkündete Dean, als Catherine davonschwebte, um die neuen Gäste zu begrüßen. »Wir sehen uns später noch?«
»Später, klar, Mann«, sagte Toby, was wohl cool sein sollte, aber einfach nur alt klang.
Adriana brannte darauf, Toby auszuquetschen, doch wo sollte sie anfangen - bei Dean oder bei Catherine?
»Pass ja auf, sonst findest du dich plötzlich in Marie Claire wieder«, sagte Toby, schnappte einem vorbeikommenden Kellner zwei Gläser Champagner vom Tablett und hielt Adriana eines davon hin.
»Catherine arbeitet bei Marie Claire ?«, erkundigte sich Adriana.
»Sie hat bei Marie Claire gearbeitet. Sie war jahrzehntelang für das Booking zuständig und hat haufenweise mittlerweile berühmte Models entdeckt. Auf ihr Kompliment kannst du dir also einiges einbilden. Nicht dass ich es nicht schon gewusst hätte...« Er beugte sich so nah zu ihr hin, dass Adriana seinen Champagneratem riechen konnte.
»Interessant«, sagte Adriana. »Sehr, sehr interessant.« Sie würde bei ihrer Mutter nachfragen müssen; wenn Catherine wirklich der Booking-Guru bei Marie Claire gewesen war, kannte Mrs. de Souza sie sicherlich.
»Komm, Liebling. Ich will ein bisschen mit dir angeben.«
Als zum Abendessen gebeten wurde, suchte Adriana ihre Tischkarte und stellte fest, dass sie zwischen einer Redakteurin von Marie Claire und Dean saß. Wie alle guten Gastgeberinnen, die dafür von allen Gästen gehasst werden, hatte Catherine sämtliche Paare getrennt und locker verteilt am Tisch platziert, um einander Fremde zu Gesprächen zu bewegen. Nicht ideal, aber auch keine komplette Katastrophe. Adriana hätte schließlich auch zwischen Dean und Toby sitzen können, das wäre kein Spaß geworden. Sie taxierte die Lage, legte sich eine Taktik zurecht und nahm Platz. Nachdem sie Dean zugenickt hatte, wandte sie sich rasch nach links, beugte sich zu ihrer Nachbarin, so nahe, dass sie fast mit der Stirn aneinanderstießen, und sagte: »Ist Ihnen klar, was Sie für ein Glückspilz sind? Neben Ihnen sitzt der umwerfendste Mann im Raum.«
Die Frau, die Toby ihr vorhin als Mackenzie Michaels vorgestellt hatte, die Frau bei Marie Claire , die man kennen musste, starrte Adriana einen Moment mit leerem Blick an und wusste offenbar nicht, wie sie reagieren sollte. Adriana nickte lediglich, als wollte sie sagen: Doch, stimmt schon , und Mackenzie schaute unauffällig nach links. Sie riss die Augen auf und schnappte nach Luft. Zu ihrer Linken saß ein Typ, der tatsächlich noch schärfer aussah als Dean. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug, dessen flippiges Nadelstreifendesign an Entwürfe von Thom Browne erinnerte, und keine Krawatte dazu. Sein Haar war am
Weitere Kostenlose Bücher