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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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Träumen, eine weltberühmte Köchin zu werden, war dies alles nicht vorgekommen. Noch überraschender aber war es für sie gewesen, als sie feststellte, wie gern sie bediente und an der Bar stand, wo sie mit den Gästen und Kollegen ins Gespräch kam, und wie sehr sie es später genoss, als stellvertretende Restaurantleiterin für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Für Emmy war es eine Zeit der Unschlüssigkeit gewesen, in der sie selbst neu definieren musste, was sie sich von ihrer Karriere und ihrem Leben wirklich erwartete. Heute erkannte sie, dass sie damals für jemanden wie Duncan eine leichte Beute gewesen war. Es war - fast - verständlich, dass sie sich an jenem Abend nach der Charitygala, zu der sie von Adriana mitgeschleppt worden war, in ihn verliebt hatte.
    Schon Stunden bevor er sie ansprach, war er Emmy aufgefallen, auch wenn sie immer noch nicht sagen konnte, warum eigentlich. Vielleicht lag es an seinem zerknitterten Anzug und
der gelockerten Krawatte, geschmackvoll, dezent und perfekt aufeinander abgestimmt. Nach all den Köchen in ihrer ausgebeulten Einheitskluft aus Polyester war sie einen solchen Anblick einfach nicht mehr gewöhnt. Oder lag es daran, dass er alle Welt zu kennen schien, dass er Freunde und solche, die es werden wollten, mit Schulterklopfen, Wangenküsschen und manchmal mit einer galanten Verbeugung begrüßte? Wie konnte ein einzelner Mann nur so viel Selbstvertrauen ausstrahlen? Wie konnte er sich unter so vielen Leuten mit einer solchen Selbstverständlichkeit bewegen, ohne den leisesten Hauch von Unsicherheit? Emmys Blicke folgten ihm durch den Raum, erst unauffällig, dann mit einem immer stärker werdenden Interesse, das sie selbst nicht verstand. Erst als sich die meisten anderen Gäste verabschiedet hatten, um noch spät in ein Restaurant oder früh ins Bett zu gehen, und auch Adriana mit ihrem Traumprinzen des Abends das Weite gesucht hatte, tauchte Duncan plötzlich neben ihr auf.
    »Hi, ich bin Duncan.« Er schob sich zwischen ihren und den nächsten freien Barhocker und stützte sich mit dem rechten Arm auf die Theke.
    »Äh, sorry. Bitte sehr, ich wollte gerade gehen.« Emmy rutschte rückwärts von ihrem Sitz.
    Er grinste. »Ich hatte es nicht auf Ihren Hocker abgesehen.«
    »Äh, sorry.«
    »Ich wollte Sie auf einen Drink einladen.«
    »Danke, aber ich wollte gerade …«
    »Gehen. Ja, das sagten Sie schon. Vielleicht kann ich Sie ja überreden, noch ein bisschen zu bleiben.«
    Der Barkeeper erschien mit zwei Martinigläsern, winzig klein im Vergleich zu den goldfischglasgroßen, die man in den meisten anderen Lokalen bekam. Eine klare Flüssigkeit in dem einen, eine wolkige in dem anderen, beide mit einem Spieß grüner Riesenoliven garniert.

    Duncan legte die Fingerspitzen auf den runden Fuß des Glases und schob es zu ihr hinüber. »Es ist beides Wodka. Einmal ein ganz normaler und einmal« - als er das zweite Glas dem ersten folgen ließ, fiel ihr auf, wie sauber und weiß seine Nägel waren, wie weich und gepflegt die Nagelhäute - »und einmal ein extrascharfer für eine Extrascharfe. Welchen möchten Sie?«
    Du lieber Himmel! Bei dieser Anmache wäre bei jeder Frau sofort der Widerlingsalarm losgeschrillt, aber nicht bei Emmy. O nein. Sie war hin und weg und ging nur wenige Minuten später glücklich mit zu ihm. Natürlich schlief Emmy in jener Nacht nicht mit Duncan, genauso wenig wie am folgenden Wochenende oder dem Wochenende darauf. Schließlich war sie vor ihm überhaupt nur mit zwei Männern zusammen gewesen, in jahrelangen festen Beziehungen. (Der französische Sternekoch zählte nicht. Sie hatte unbedingt mit ihm ins Bett gehen wollen, aber nur so lange, bis sie ihm seinen ultrakörperengen Slip von den Hüften gezerrt hatte und mit dem konfrontiert worden war, was Adriana - sehr treffend, wie sie nun fand - ein »unbeschnittenes Objekt« nannte.) Sie war nervös. Ihre prüde Zurückhaltung, mit der Duncan es noch bei keinem Mädchen hatte aufnehmen müssen, steigerte seine Entschlossenheit nur noch, und ehe Emmy sich’s versah, spielte sie auf einmal das Pflänzchen Rühr-mich-nicht-an. Je länger sie ihn zurückwies, desto hartnäckiger umwarb er sie. Dieses stetige Hin und Her ließ ihre Bekanntschaft unaufhaltsam zur Beziehung reifen. Sie speisten vornehm in romantischen Restaurants, sie aßen bei Kerzenschein zu Hause, sie brunchten üppig in den angesagtesten Bistros. Er rief sie an, um einfach nur hallo zu sagen, er schickte ihr

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