Ein Ring von Tiffany - Roman
deshalb auslachen?
»Okay, schon klar. Und, wie geht es Leigh aus New York?«
Nahm er sie bloß auf den Arm, oder wollte er es wirklich wissen? Emmy konnte es nicht unterscheiden, und das machte sie nervös. »Leigh aus New York geht es prima«, sagte sie, etwas schnippischer als beabsichtigt. Aber während sie noch so dasaß und unter den Augen des Jungen im warmen Wasser mit den Zehen wackelte, war es ihr plötzlich egal, was er von ihr hielt. »Sie ist beruflich total eingespannt, und sie will bald heiraten. Aber darüber scheint sie nicht halb so begeistert zu sein, wie sie eigentlich sein müsste. Was mir komisch vorkommt, weil ihr Verlobter nämlich echt ein toller Kerl ist. Sie hat mir gerade erzählt, dass sich unsere andere Freundin in einen berühmten Regisseur verliebt hat - nein, den Namen verrat ich nicht. Ich kann auch diskret sein. Und das sieht ihr - Adriana - überhaupt nicht ähnlich, weil sie sich nämlich nicht an Männer bindet. Sie sammelt sie. Und zu allem Überfluss hab ich heute Abend auch noch erfahren, dass meine Schwester - meine jüngere Schwester - ein Kind kriegt.«
»Da hattest du mit Leigh aus New York ja wirklich einiges zu bereden«, sagte er amüsiert, aber nicht überrascht.
»Willst du dir nicht vielleicht auch irgendwelche total persönlichen oder peinlichen Sachen von der Seele reden?«, fragte Emmy.
Er zuckte mit den Schultern und machte eine lässige Handbewegung. »Eher nicht.«
»Faszinierend«, sagte Emmy. Du Arsch , dachte sie. War sie etwa ihm auf den Pelz gerückt? Hatte sie etwa sein Telefongespräch unterbrochen und ihm ein Gespräch aufgezwungen? Sie nahm die Füße aus dem Wasser und wollte aufstehen.
»Okay, okay. Ich heiße George. Ich studiere an der Uni Miami Jura. Der Typ, mit dem ich Backgammon gespielt habe, ist mein Cousin, aber eigentlich sind wir mehr wie Brüder. Er hat mir gerade erzählt, dass sich seine Freundin Chlamydien eingefangen hat... und zwar nicht von ihm. Mal sehen, sonst noch was? Ich hab den Studienplatz nur gekriegt, weil mein Vater Beziehungen hat. Was er mir ständig unter die Nase reibt. Und das Blödeste, was ich je in meinem Leben gemacht habe, war wohl, dass ich in Las Vegas eines Nachts sturzbetrunken geheiratet habe.«
Na, das klang doch alles schon sehr viel besser! Von der Intelligenz her reichte er zwar an Paul bei weitem nicht heran, aber amüsant war er, keine Frage. Emmy lachte. »Genau wie Britney!?«
»Total wie Britney, bis hin zur Annullierung. Eigentlich sogar noch schlimmer, weil ich die Tussi erst am Abend vorher kennengelernt hatte.«
»Super.« Emmy klatschte in die Hände und streckte die Füße wieder ins Wasser. »Und jetzt sag mal, George, magst du eigentlich …«
Sie brach ab und riss die Augen auf. Die Kinnlade klappte ihr herunter. Wie aus dem Nichts war George plötzlich vor ihr aufgetaucht. Bevor sie einen klaren Gedanken fassen oder irgendwie reagieren konnte, hatte er sich zwischen ihre Beine geschoben, die Knie auf der Bank des Whirlpools aufgestützt und ihr die Lippen auf den Mund gepresst. Emmy war so verdattert, dass sie seinen Kuss erwiderte. Sofort durchschoss sie ein längst vergessen geglaubtes Gefühl der Erregung, das sie zuletzt in der Anfangszeit mit Duncan gespürt hatte. Noch nicht mal
am Strand von Curaçao war es da gewesen, bei der ansonsten höchst angenehmen Knutscherei mit dem Australier. Schuld daran war die Tatsache, dass sie den inneren Dialog, den sie mit sich führte, einfach nicht abstellen konnte. Aber hier und jetzt, zusammen mit George, war ihr Kopf - bis auf einen einzigen Gedanken - auf einmal wie leergefegt. In den tiefsten Tiefen ihres Bewusstseins war sie sich darüber im Klaren, dass sie noch nie im Leben so geküsst worden war.
Es war ein zärtlicher Kuss, der gerade so lange dauerte, dass Emmy sich ihm vollkommen hingeben konnte. Dann schlang George die Arme um sie, presste seine nackte Brust an ihr T-Shirt und zupfte mit den Zähnen an ihrer Unterlippe. Stöhnend vergrub er sein Gesicht an ihrem Hals, und eine Sekunde lang - länger nicht -, kam Emmy wieder zu sich. Sie dachte: Mein Gott, das ist ja eine Szene wie aus einem Kitschroman. Aber dann warf sie lustvoll den Kopf in den Nacken und vergaß jede Zurückhaltung. Sie flehte ihn regelrecht an, nur ja nicht aufzuhören, die erogene Zone zwischen Hals und Schultern zu küssen. Sie schlang ihm die Beine um die Taille und zerwühlte seine Haare, bis er sie ohne jede Vorwarnung von der Bank hob, an sich
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