Ein Ritter fuer Rosamund
immer noch heiraten will, solltet Ihr besser das Feld räumen, solange Ihr noch könnt.“
„Ich kämpfe nicht für Ehre und Ritterlichkeit, sondern für Roses Freiheit“, gab Kynan zurück, zur Verteidigung bereit.
„Es ist mir gleich, wofür Ihr kämpft, Waliser. Sterben werdet Ihr so oder so“, rief Dominick ihm zu, als er angriff.
Geschickt wich Kynan aus, so dass der Schlag seines Gegners erneut sein Ziel verfehlte.
„Warum kämpft Ihr nicht gegen mich, Waliser? Seid Ihr müde? Oder habt Ihr Angst?“, spottete Dominick.
Er holte ein weiteres Mal aus, Kynan hingegen trat auch jetzt wieder zur Seite, als die Klinge die Luft vor ihm zerschnitt - dann machte er selbst einen Satz nach vorn. Mit all seiner beträchtlichen Kraft rammte er die Spitze seines stumpfen Schwerts in Dominicks ungeschützte Seite. Das Kettenhemd bot keinen Widerstand, und so fraß sich die Klinge in den Leib des Normannen. Mit einem Schmerzensschrei fiel der Mann zuckend zu Boden.
„Ich … ich bekomme keine Luft“, keuchte der Besiegte, während Blut aus der Wunde strömte.
Kynan versetzte Dominicks Waffe einen Tritt, damit sie nicht länger in seiner Reichweite lag.
„Dann nehmt Ihr nun Rosamund zur Frau“, flüsterte Dominick, dessen Gesicht vor Schmerz verzerrt war.
Kynan schüttelte den Kopf. „Nein, nun ist Rosamund frei.“
De Verly schaute finster drein, bevor sich seine Augen für einen kurzen Moment weiteten, als würde er etwas Entsetzliches sehen. Schließlich rührte er sich nicht mehr.
Kynans Zorn und Hass auf diesen Mann wichen einem Gefühl der Erleichterung: Ihm wurde bewusst, dass Rose tatsächlich nicht länger an Sir Dominick gebunden war.
Plötzlich jedoch bemerkte er, dass er von mehreren normannischen Rittern umgeben war, die alle erzürnt dreinblickten.
Soeben hatte er einen wohlhabenden und mächtigen normannischen Edelmann getötet. Vielleicht würde man ihm vorwerfen, er habe ihn ermordet. Hastig hob er Dominicks Lanze auf, die bewies, dass er sich in Notwehr gegen einen ehrlosen Widersacher verteidigt hatte.
Ehe einer der Umstehenden etwas sagen konnte, ritt der leichenblasse Lord Beauclaire heran, begleitet von zwei Dienern. Während der Edelmann sein Pferd zum Stehen brachte, legten die beiden Untergebenen Dominicks Leichnam schweigend auf eine Trage und brachten ihn in aller Eile fort.
„Es sollte keinen Kampf auf Leben und Tod geben“, rief Lord Beauclaire bestürzt aus.
„Sir Dominick de Verly hat es selbst so gewollt“, erklärte Kynan laut genug, um überall auf dem Feld gehört zu werden. Dann hob er die Lanze hoch, so dass Lord Beauclaire die metallene Spitze sehen konnte. „Er hat die Regeln missachtet, indem er zunächst diese Lanze verwendete und mich dann angriff, als ich ihm den Rücken zuwandte.“
„Sollte das tatsächlich stimmen?“, fragte Lord Beauclaire.
„Aye, es ist wahr“, meldete sich ein anderer Ritter zu Wort und trat vor. Kynan erkannte in ihm Sir Nicholas, einen mächtigen Normannen, dem Grundbesitz in Schottland geschenkt worden war. „Trotz dieser Lanze konnte der Waliser de Verly schlagen, er forderte von ihm nur ein Versprechen als Preis für seine Niederlage. Sir Dominick weigerte sich, und sobald Sir Kynan sich abwandte, wollte Sir Dominick ihm in den Rücken fallen. Sir Kynan blieb keine andere Wahl, er musste sich zur Wehr setzen. Es gefällt mir nicht, wenn ein Mann in einem Turnier getötet wird, doch dem Waliser ist kein Vorwurf zu machen.“
„Es war so, wie Sir Nicholas sagt“, bestätigte ein weiterer Ritter, andere nickten dazu.
Zum Glück gab es auch noch ehrliche Normannen, dachte Kynan mit einer gewissen Erleichterung. Er hoffte, Rose würde verstehen, dass er hatte töten müssen, um sein eigenes Leben zu retten.
Lord Beauclaire seufzte. „Ich hätte Dominick niemals für einen ehrlosen Mann gehalten, aber wie es scheint, war er genau das.“ Der ältere Mann schüttelte den Kopf. „Dennoch ist es schrecklich, dass ein junger Mann in einem Turnier sterben muss. Und meine arme Tochter …“ Auf einmal sah er Kynan wachsam an: „Was sollte er Euch versprechen?“
„Dass er Eure Tochter aus ihrer Verlobung entlässt“, antwortete Kynan, der keinen Grund sah, etwas zu verheimlichen.
„Weil er mir ein Leben in Leid und Elend ersparen wollte“, rief Rose, die zu ihnen geeilt kam und Kynan einen dankbaren Blick zuwarf.
Ihre Freiheit und ihr Blick waren fast Belohnung genug … fast. Es gab da nur noch eins, allerdings
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