Ein Ritter fuer Rosamund
sollte.“
Dominick holte erneut aus, und diesmal war Kynan vorbereitet. Unmittelbar bevor sein Widersacher seine Waffe ganz erhoben hatte, wirbelte Kynan seine Klinge herum und traf ihn mit voller Wucht unterhalb der Achsel.
Der Treffer ließ den Normannen zwar äußerlich unverletzt, doch ihm glitt das Schwert aus der Hand, und er selbst sank mit einem schmerzhaften Aufstöhnen auf die Knie.
Kynan drückte die Spitze seines eigenen Schwerts unterhalb des Helms gegen die Brust des Normannen. „Ergebt Euch, Sir Dominick, und zahlt den Preis, den ich fordere.“
Einen Moment überlegte er, ob der Mann sich vielleicht weigern würde, allerdings schien er zu wissen, dass ihm keine andere Wahl blieb.
„Ich ergebe mich, und ich werde den Preis zahlen“, murmelte er, schleuderte den Schild zur Seite und nahm den Helm ab. Sein Gesicht war genauso verschwitzt, wie Kynan sich fühlte. Schmerz und Verachtung standen ihm in seinen kalten blauen Augen geschrieben. „Wie viel wollt Ihr von mir?“
Ehe er antwortete, klappte Kynan sein Visier hoch, um besser atmen zu können. Sein Schwert senkte er dabei nur ein wenig. „Was ich will, ist Euer Wort als Ritter und ein Versprechen. Schwört mir bei Eurer Ehre und der Eurer Familie, dass Ihr Lady Rosamund gestattet, die Verlobung zu lösen, und dass Ihr von ihrem Vater keine Entschädigungszahlung verlangt.“
Dominick verzog den Mund. „Genügt es Euch nicht, ihr die Unschuld geraubt zu haben?“
Kynan musste schlucken. Wie konnte de Verly davon erfahren haben?
„Ihr habt wohl kaum gedacht, ich würde das nicht herausfinden, oder?“, fragte Dominick, während er aufstand. „Glaubt Ihr, ich hätte sie nicht beobachten lassen? Oder werdet Ihr nun lügen und mir erzählen, Ihr - der Ihr von Euch behauptet, so ehrbar und so viel besser als ich zu sein - hättet Rose in der letzten Nacht nicht die Jungfräulichkeit genommen?“
„Ich werde nicht lügen.“ Dominick hatte Recht, dachte Kynan beschämt und reumütig. Er hatte sich nicht ehrbar verhalten.
Dominicks Augen glänzten boshaft, so sehr genoss er seinen Triumph. „Ich habe jedes Recht, Euch zum Kampf Mann gegen Mann herauszufordern, da Ihr sie entehrt habt.“
„Ja, Ihr habt dieses Recht. Und warum habt Ihr davon nicht Gebrauch gemacht? Warum tretet Ihr mir hier auf dem Schlachtfeld gegenüber?“
„Weil ich das unschickliche Verhalten meiner Braut nicht öffentlich bekannt machen will. Ohnehin ist es nicht ihr Körper, auf den ich es abgesehen habe - auch wenn ich beabsichtige, den trotz allem zu genießen -, sondern der Reichtum ihres Vaters und die Macht, die damit einhergeht.“
„Ihr besitzt Reichtum und Macht.“
Herablassend sah der Normanne Kynan an. „Eure Worte beweisen, wie dumm und ignorant Ihr seid, Waliser. Wenn man in dieser Welt Sicherheit genießen will, kann man nie zu viel Reichtum und Macht besitzen.“
„Sicherheit vor was?“, gab Kynan kopfschüttelnd zurück. „Vor einem Leben in Angst? Vor dem Hass der anderen? Ihr besitzt mehr als die meisten anderen, und Ihr hättet sogar noch mehr bekommen können. Hätte Eure Angst und Habgier Euch nicht zu einem gehässigen, selbstsüchtigen und grausamen Mann gemacht, wärt Ihr vielleicht in der Lage gewesen, Roses Liebe für Euch zu gewinnen. So aber habt Ihr nicht nur ihre Liebe, sondern auch Rose verloren.“
„Ach, wirklich?“, fuhr Dominick ihn an. „Das werde ich erst glauben, wenn sie es mir selbst sagt. Ich glaube, Ihr solltet mir lieber einen anderen Preis nennen, Waliser.“
„Ich will nichts anderes von Euch.“
Kynan machte auf dem Absatz kehrt und griff nach Dominicks Lanze, entschlossen, Lord Beauclaire den Beweis für die Ehrlosigkeit seines künftigen Schwiegersohns vorzulegen.
Da hörte er auf einmal das leise Rasseln eines Kettenhemds hinter sich. Ohne nachzudenken wirbelte er herum und holte mit dem Schwert aus … während Dominick bereits seine Klinge auf ihn herabfahren ließ.
8. KAPITEL
Jahrelange Übung kam Kynan zu Hilfe, als er im letzten Augenblick Dominicks heimtückischen Angriff abwehrte.
Noch stärker von Wut und Abscheu erfüllt als zuvor, warf Kynan seinem Gegner einen geringschätzigen Blick zu. „Seid Ihr tatsächlich so ehrlos, dass Ihr sogar einem anderen in den Rücken fallt?“
„Ihr seid ein solcher Narr“, höhnte Dominick, während er sein Schwert abermals hob. „Ihr wollt vor lauter Ehre und Ritterlichkeit für Rosamund sterben. Es gibt Dutzende andere Frauen. Und da ich Rose
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