Ein Roboter namens Klunk: Roman (German Edition)
Hal.
»Ich hänge fest!«
Hal packte das dünne Seil, hangelte sich mühsam daran empor und verzog das Gesicht, als ihm die Sicherheitsleine schmerzhaft in die Hände schnitt. Mit brennenden Muskeln zog er sich Zentimeter für Zentimeter in die Höhe, bis seine Finger einen Fuß des Roboters berührten. Erst als er eine Hand um den Knöchel des Roboters krallte, erinnerte er sich wieder an Klunks asymmetrische Beine, die aussahen, als hätten ein paar verkaterte Mechaniker sie nach einem durchgezechten Wochenende im Dunkeln zusammengeschraubt. Er verscheuchte den Gedanken und streckte die andere Hand nach dem Kniegelenk des Roboters aus, doch seine tastenden Finger fanden an dem glatten Metall keinen Halt.
»Nehmen Sie meinen Arm!«, rief Klunk. Er löste eine Hand von dem Sims und streckte sie Hal entgegen.
Hal griff danach und zog sich über den Ellbogen und die Schulter des Roboters weiter in die Höhe. Irgendwann gelang es ihm, die Knie auf Klunks Schultern zu schieben und sich vollständig auf den Steg zu hieven, wo er eine Weile vor Anstrengung am ganzen Körper zitternd liegen blieb.
»Helfen Sie mir, wenn Sie bereit sind!«, rief Klunk. »Nur keine Eile!«
Hal spähte über den Rand des Steges. »Kannst du dich nicht weiter hochziehen?«
»Keine ausreichende Energiereserven.«
»Nicht loslassen!« Hal löste die Sicherheitsleine von seinem Gürtel und blickte sich verzweifelt nach irgendetwas um, woran er sie befestigen konnte. Vergebens.
Klunk löste eine Hand vom Steg und griff sich an die Brust, worauf dort eine Klappe aufsprang, aus der mehrere kleine Gegenstände in die Tiefe fielen. Er ignorierte sie und deutete auf eine Steckdose. »Energie … hier …«
»Ich hole ein Stromkabel!« Hal hechtete in die Luftschleuse und rannte auf die Brücke. Er warf sich mit dem Oberkörper über die Konsole, riss alle erreichbaren Klappen auf und warf den Inhalt zu Boden, bis er eine Kabelrolle gefunden hatte, mit der er zurück in die Luftschleuse lief. Er schob den Stecker in die Steckdose und eilte mit dem anderen Ende des Kabels auf den Sims vor der Luftschleuse zurück. Klunk hing immer noch am Rand des Steges. Der Kopf war ihm auf die Brust gesunken.
»Ich komme!«, rief Hal. Er legte sich flach auf den Sims und schob seinen Kopf über die Kante. »Klunk! Nimm den Stecker!«
Der Kopf des Roboters hing weiter reglos herab. Er zeigte keinerlei Reaktion.
Hal griff an seinem Oberkörper hinab und tastete nach der Steckdose. Seine Fingerspitzen strichen über den oberen Rand der Öffnung in Klunks Brust hinein, doch wie weit er sich auch streckte, er konnte die Steckdose nicht erreichen. »Klunk!«
Der Roboter baumelte weiter leblos am Rand der schmalen Plattform.
»Ich werde das noch bereuen«, murmelte Hal vor sich hin. Er ließ sich mit dem Unterkörper über den Rand des Steges gleiten, stellte die Füße auf die Schultern des Roboters, ging in die Hocke und beugte sich so weit seitlich hinab, bis er den Stecker des Stromkabels in die Steckdose schieben konnte.
Im selben Moment begann Klunk, sich wie ein Presslufthammer zu schütteln. »F-f-fal-sche … Sp-spa-annung …«
»Welche brauchst du?«
Klunk löste eine Hand vom Rand des Steges und griff nach dem Stecker. »Ra-aus-zie-iehen …!«
Hal riss den Stecker heraus, und der Roboter erschlaffte.
»Schalter … unter … Steckdose …«, flüsterte Klunk kaum hörbar.
Hal fand den Schalter, legte ihn um und schob den Stecker wieder in die Steckdose.
Ein Ruck lief durch Klunks Körper. »Wow, ich bin am Leben! Ich lebe!«
»So in etwa«, erwiderte Hal. »Aber …«
»Passen Sie auf!« Ein gewaltiges Beben ließ Klunks Körper erzittern, und urplötzlich flogen sie hoch durch die Luft. Klunk vollführte eine perfekte Riesenfelge und landete geschmeidig wie eine Katze mit den Füßen auf dem Steg, während Hal flach auf den Rücken klatschte.
»Du bist verrückt!«, ächzte er. Er setzte sich auf und starrte den Roboter finster an. »Ich hätte dich lieber fallen lassen sollen, du Irrer!«
Klunks Augen glühten im Zwielicht in einem hellen Gelb. »Niemand kann mich töten!«, rief er mit einem wilden Lachen. »Ich bin unbesiegbar!«
Kapitel 9
Hal ließ sich im Pilotensitz zurücksinken und sah zu, wie der Autopilot das Fadenkreuz der Zielerfassung auf die immer größer werdende weiß-blaue Scheibe zentrierte, die Seraph IV war. Sie hatten den Hyperraumsprung von Lamira ohne irgendwelche Zwischenfälle hinter sich gebracht. Nach einem
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