Ein Rückblick aus dem Jahr 2000
und Weise, wie die höheren Offiziere des Arbeitsheeres der Männer und der Präsident der Vereinigten Staaten gewählt werden. Genau so erwählt die Gesamtheit aller Frauen, die ihrer Dienstpflicht genügt haben, die Oberbefehlshaberin des Frauenheeres sowie alle weiblichen Betriebsbeamten. Die Oberbefehlshaberin hat ihren Sitz im Kabinett des Präsidenten; bei allen die Frauenarbeit betreffenden Maßregeln kann sie ein Veto einlegen, das in Kraft bleibt, bis die schwebende Angelegenheit durch einen Kongreß entschieden worden ist. Als ich von unserem Gerichtswesen sprach, hätte ich erwähnen sollen, daß bei uns sowohl Männer wie Frauen als Richter fungieren, und daß die letzteren von der Oberbefehlshaberin des Arbeitsheeres der Frauen zu ihrem Posten ernannt werden. Streitfälle, in denen beide Parteien Frauen sind, werden von Richterinnen abgeurteilt; stehen sich dagegen ein Mann und eine Frau als Kläger und Verklagte gegenüber, so werden sowohl ein Richter als eine Richterin zur Untersuchung und Urteilssprechung herangezogen.“
„Die Frauenwelt scheint innerhalb Ihrer Gesellschaft wie ein Staat im Staate organisiert zu sein“, sagte ich.
„In gewissem Sinne und bis zu einem gewissen Gra de allerdings,“ entgegnete Doktor Leete. „Aber Sie wer den zugeben, daß dieser Staat im Staate kein solcher ist, der die Nation mit Gefahr bedroht. Zu den zahllosen Mängeln Ihrer Gesellschaftsordnung gehörte unter anderem auch, daß sie jeglicher Einrichtung entbehrte, die die verschiedene Eigenart der Geschlechter anerkannte und ihr gerecht wurde. Die leidenschaftlichen Gefühle, die den Mann zur Frau, die Frau zum Manne ziehen, haben nur zu oft verhindert, daß die tiefe Verschiedenheit erkannt wurde, die die Angehörigen der beiden Geschlechter in vielen Beziehungen voneinander trennt und sie nur mit Angehörigen ihres eigenen Geschlechts sympathisieren läßt. Die Freude, die Männer und Frauen an sich selbst empfinden, und der Reiz, den sie füreinander besitzen, sind eher dadurch erhöht worden, daß man den Verschiedenartigkeiten der Geschlechter freien Spielraum läßt und nicht versucht, sie zu verwischen. Darauf lief aber offenbar das Bestreben mancher Reformer in Ihrer Zeit hinaus. Damals stand den Frauen keine Laufbahn offen, in der sie nicht in unnatürlichen Wettbewerb mit den Männern geraten wären. Wir haben ihnen eine eigene Welt geöffnet, wo sie ihren eigenen Wetteifer und Ehrgeiz entfalten, wo sie ihre eigenen Bahnen gehen können. Ich kann Sie versichern, daß unsere Frauen in dieser ihrer Welt sehr glücklich sind. Uns scheint es, daß die Frauen mehr als irgendeine andere Klasse der Bevölkerung die Opfer Ihrer Zivilisation waren. Sogar jetzt noch, wo diese Zustände so weit hinter uns liegen, werden wir auf das tiefste ergriffen, wenn wir uns das eintönige, verkümmerte Leben der Frauen vergegenwärtigen, das in der Ehe vollends verkrüppelte. Wie beschränkt war ihr Horizont, der nur zu oft im buchstäblichen Sinne des Wortes durch die vier Wände des Hauses begrenzt wurde, moralisch aber nicht über einen engen Kreis persönlicher Interessen hinausging. Und wohlgemerkt, ich spreche jetzt nicht einmal von den Frauen der ärmeren Klasse, die sich gewöhnlich zu Tode arbeiten mußten, sondern von den wohlhabenden, ja reichen Frauen. Von den großen Sorgen und kleinen Verdrießlichkeiten des Lebens konnten sie sich nicht in eine freiere Außenwelt allgemein menschlicher Angelegenheiten retten. Sie kannten auch keine anderen Interessen als die der Familie. Solch eine Existenz hätte den Männern Gehirnerweichung beschert oder sie verrückt gemacht. Das ist jetzt alles anders. Heutzutage äußert keine Frau mehr das Verlangen, lieber ein Mann zu sein, keine Eltern den Wunsch, einen Knaben zu bekommen und nicht ein Mädchen, Unsere Mädchen betätigen ebensoviel Ehrgeiz für ihre Laufbahn wie unsere jungen Männer. Die Ehe bedeutet für sie keine Abschließung, keine Einkerkerung, sie trennt sie in keiner Weise von den großen Interessen der Gesellschaft und dem Leben und Treiben der Welt. Nur wenn die Mutterschaft den Geist der Frau mit neuen Interessen erfüllt, zieht sie sich eine Zeitlang zurück. Später und zu jeder Zeit kann sie ihren Platz unter ihren Gefährtinnen wieder einnehmen, und sie braucht niemals die Fühlung mit ihnen zu verlieren. Verglichen mit der Stellung, die die Frauen früher in der Gesellschaft aller Zeiten eingenommen haben, sind sie jetzt ein sehr glückliches
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