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Ein Rückblick aus dem Jahr 2000

Ein Rückblick aus dem Jahr 2000

Titel: Ein Rückblick aus dem Jahr 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bellamy
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Monopolisten dafür bezahlt wurden, daß sie die rote Fahne schwenkten und von Brand, Plünderung und Mord redeten. Durch Einschüchterung der furchtsamen Gemüter sollte jede wirkliche Reform hintertrieben werden. Am meisten wundert mich nur, daß Ihre Zeitgenossen so arglos in die Falle gegangen sind.“
    „Welche Gründe veranlassen Ihre Meinung, daß die Anarchisten von den Reformgegnern unterstützt wurden?“ fragte ich.
    „Meine Ansicht gründet sich einfach auf dieses: die Leute müssen doch eingesehen haben, daß sie durch ihr Auftreten ihrer Sache für einen Freund tausend Feinde schufen. Wenn man nicht annimmt, daß sie zu dem Geschäft gedungen waren, so traut man ihnen eine ganz unbegreifliche Dosis Torheit zu. {19} In den Vereinigten Staaten zumal konnte keine Partei darauf rechnen, ihr Ziel zu erreichen, wenn sie nicht zuvor die Mehrheit des Volkes für ihre Ideen gewonnen hatte, wie dies späterhin der Nationalistenpartei gelungen ist.“
    „Der Nationalistenpartei“, rief ich aus. „Die muß sich erst nach meiner Zeit gebildet haben. Sie war gewiß eine der verschiedenen Arbeiterparteien?“
    „O nein“, versetzte der Doktor; „die Arbeiterpartei en als solche hätten nie etwas Großes und Dauerndes schaffen können. {20} Als bloße Klassenparteien fußten sie auf zu schmaler Basis, als daß ihre Ziele allgemeine nationale Bedeutung erlangt hätten. Es mußte sich die Erkenntnis ausbreiten, daß eine Neuordnung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens, die von höheren ethischen Gesichtspunkten getragen wurde, die größeren Wohlstand für alle schuf, nicht nur im Interesse einer Klasse lag, sondern im Interesse aller notwendig war: der Reichen und der Armen, der Gebildeten und der Ungebildeten, der Alten und der Jungen, der Schwachen und der Starken, der Männer und der Frauen. Erst als diese Erkenntnis immer größere Kreise der ganzen Nation ergriff, eröffnete sich der Ausblick auf die Verwirklichung der sozialen Umgestaltung. Damals bildete sich die Nationalistenpartei, die die Neuordnung der Dinge auf politischem Wege durchführte. Wahrscheinlich nahm sie ihren Namen deshalb an, weil ihr Ziel war, die gesamte Produktion und Verteilung der Güter zu nationalisieren. In der Tat hätte sie kaum einen passenderen Namen finden können. Erstrebte sie doch, die Idee der Nation in einer Großartigkeit und Vollendung zur Wirklichkeit zu machen, wie sie nie zuvor erfaßt worden war. Die Nation weiter gefaßt als eine bloße Vereinigung von Menschen zu gewissen rein politischen Zwecken, die ihr Glück nur entfernt und oberflächlich berühren; die Nation als eine große Familie, eine lebensreiche innere Einheit, ein mächtiger, gen Himmel ragender Baum, dessen Blätter, das Volk, von den Wurzeln ernährt werden und sie wieder ernähren. Die patriotischste aller Parteien, schuf sie dem Patriotismus eine berechtigte, feste Grundlage, entwickelte sie ihn aus einem bloßen Instinkt zu einer vernunftgemäßem Hingabe an das Land unserer Geburt, indem sie dieses zu einem Vaterland im besten Sinne des Wortes erhob. Sie gab in ihm allen einen Väter, der das Leben des Volkes erhält, und der nicht bloß ein Götzenbild ist, für das zu sterben das Volk stets bereit sein soll.“

 
25. Kapitel
Frau und Kind im Sozialismus
     
    Die Persönlichkeit Edith Leetes hatte natürlich von dem Augenblick an einen tiefen Eindruck auf mich gemacht, wo ich auf so wunderbare Weise ein Gast ihres elterlichen Hauses geworden war. Es stand zu erwarten, daß sich meine Gedanken nach den Vorgängen des vorigen Abends noch mehr als bisher mit ihr beschäftigen würden. Von Anfang an war mir an ihr die heitere Offenheit und treuherzige Aufrichtigkeit ihres Charakters aufgefallen, die sie mehr einem edlen, unverdorbenen Jüngling gleichen ließ als irgendeinem Mädchen, das ich je gekannt hatte. Es interessierte mich zu erfahren, wie weit diese schönen Eigenschaften ihr persönlich eigentümlich waren, und inwieweit sie möglicherweise als Folge von Veränderungen angesprochen werden mußten, die sich seit meiner Zeit in der sozialen Stellung der Frau vollzogen haben konnten. Als ich im Laufe des Tages mit Doktor Leete allein war und sich eine passende Gelegenheit bot, lenkte ich daher unser Gespräch auf dieses Thema.
    „Da die Frauen heutzutage von der Last der Haushaltung befreit sind“, sagte ich, „so vermute ich, daß sie nichts anderes zu tun haben, als der Pflege ihrer Schönheit und Anmut zu leben.“
    „Was uns

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