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Ein Rückblick aus dem Jahr 2000

Ein Rückblick aus dem Jahr 2000

Titel: Ein Rückblick aus dem Jahr 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bellamy
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Sollte aber auch dann niemand willens sein, die Arbeit zu verrichten, so würde sie unterbleiben. Tatsächlich reicht jedoch eine mäßige Herabsetzung der Arbeitszeit oder die Gewährung anderer Vorteile hin, für jede der Gesellschaft notwendige Arbeit die erforderliche Anzahl von Freiwilligen zu sichern. Nehmen wir jedoch an, die unvermeidlichen Schwierigkeiten und Gefahren solch einer notwendigen Arbeit seien wirklich so groß, daß auch die Aussicht auf ausgleichende Vorteile die Abneigung gegen sie nicht zu überwinden vermöchte. In diesem Falle brauchte die Verwaltung sie nur aus der Reihe der gewöhnlichen Beschäftigungen herauszuheben, indem sie erklärt, daß diese Arbeit ‚ein besonderes Wagnis’ bedeutet, und daß jeder, der sich ihr unterzieht, ‚der nationalen Dankbarkeit besonders würdig sei’. Sie kann dann sicher sein, daß sie von Freiwilligen überlaufen wird. Unsere jungen Leute sind sehr ehrgeizig und lassen sich keine solche Gelegenheit entgehen, um sich auszuzeichnen. Natürlich werden Sie begreifen, daß die Abhängigkeit des Wirtschaftslebens von völlig freier Berufswahl eine Voraussetzung hat: die Beseitigung aller irgendwie gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen und jeder Gefahr für Leib und Leben. Kein Betrieb darf die Gesundheit oder Sicherheit der in ihm beschäftigten Personen bedrohen. Die Nation will ihre Arbeiter nicht zu Tausenden verstümmeln und hinschlachten, wie dies die Einzelkapitalisten und Aktiengesellschaften Ihrer Zeit taten.“
    „Wenn nun aber mehr Personen einen gewissen Beruf ergreifen wollen, als in ihm beschäftigt werden können! Wie entscheidet man dann zwischen den Bewerbern?“ erkundigte ich mich.
    „Man gibt dann denen den Vorzug, die für diesen Beruf am begabtesten und besten vorgebildet erscheinen. Man urteilt darüber nach den seitherigen Arbeitsleistungen der Bewerber und nach dem, was sie in der Jugend gelernt haben. Die Möglichkeit jedoch, auf einem bestimmten Gebiet zu zeigen, was man leisten kann, bleibt auf die Dauer niemand verschlossen, der jahrelang auf seinem Wunsch beharrt. Außerdem besitzt wohl jedermann auch noch für den einen oder anderen Beruf etwas Neigung und eine gewisse, wenn auch nicht die höchste Begabung. Er findet daher sicherlich ein zusagendes Tätigkeitsgebiet, bis er den Beruf ausüben kann, den er allen anderen vorzieht. Man hält es für selbstverständlich, daß jedermann seine sämtlichen Anlagen ausbildet, damit er nicht nur zur Arbeit in einem einzigen Beruf geschickt sei, sondern in zwei oder drei verschiedenen Fächern tätig zu sein vermöge. So kann er auch dann noch, eine ihm verhältnismäßig zusagende Beschäftigung finden, wenn es vorkommen sollte, daß er sich schon im Beginn seiner Laufbahn oder auch späterhin als unfähig erwiese, seinen erstgewählten Beruf auszuüben. Ich sage: auch späterhin, weil mit Fortschritten, mit Erfindungen sich die Anforderungen steigern können, die ein Beruf stellt. Für unsere Wirtschaftsordnung ist der Grundsatz von großer Wichtigkeit, daß ein Beruf an zweiter Stelle gewählt und ausgeübt werden kann. Ich muß noch eins hinzufügen. Wohl verläßt sich die Verwaltung in der Regel auf die Berufswahl, um die verschiedenen Tätigkeitsgebiete mit Arbeitskräften zu versorgen. Sobald jedoch in einem bestimmten Beruf plötzlich Mangel an Freiwilligen eintritt oder eine bedeutende Steigerung der Arbeitsleistungen notwendig wird, so steht ihr im Notfall das Recht zu, besondere Freiwillige einzuberufen oder aus anderen Berufen Leute heranzuziehen. Allein im allgemeinen kann jeder derartige Beruf durch Berufung von Arbeitskräften aus der Klasse der ungelernten oder gewöhnlichen Arbeiter gedeckt werden.“
    „Wie rekrutiert sich diese Klasse der gewöhnlichen Arbeiter?“ fragte ich. „Sicherlich tritt niemand freiwillig in sie ein.“
    „Sämtliche Arbeitsrekruten gehören während der drei ersten Jahre ihrer Dienstzeit zur Klasse der ungelernten Arbeiter. Die jungen Leute dürfen erst einen bestimmten, Beruf erwählen, nachdem diese Zeit um ist, während der sie jede Arbeit verrichten müssen, die ihnen von den Vorgesetzten zugewiesen wird. Niemand kann sich der dreijährigen ernsten Zucht entziehen, und unsere jungen Leute freuen sich ungemein, wenn sie aus dieser strengen Schule in die größere Freiheit des selbsterwählten Berufs treten. Sollte aber jemand so stumpfsinnig sein, daß er für keinen Beruf eine ausgesprochene Neigung zeigt, so bleibt er

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