Ein Rückblick aus dem Jahr 2000
als sie sich vom Ladentisch entfernte, nachdem der Angestellte den Betrag ihres Einkaufs auf der Kreditkarte vermerkt hatte. „So kann jeder unterlaufende Irrtum leicht erkannt und berichtigt werden.“
„Sie haben sehr schnell gewählt“, sagte ich. „Darf ich fragen, woher Sie wußten, daß Sie nicht in einem der anderen Warenhäuser etwas Zusagenderes finden würden? Wahrscheinlich sind Sie gezwungen, in Ihrem Bezirk einzukaufen?“
„Durchaus nicht“, antwortete sie. „Wir kaufen, wo es uns beliebt, jedoch natürlich meist in unserer Nachbarschaft. Der Besuch anderer Warenhäuser hätte mir nichts genützt. Alle enthalten Proben sämtlicher Artikel, die in den Vereinigten Staaten hergestellt oder in sie eingeführt werden. Deshalb kann man schnell wählen und braucht nicht erst mehrere Kaufhäuser zu besuchen.“
„Das hier ist wohl nur ein Musterlager? Ich sehe nirgends jemand, der Waren abwägt, mißt oder einpackt.“
„Alle unsere Warenhäuser enthalten nur Muster; nur einige wenige Artikel sind in ihnen vorrätig. Von ihnen abgesehen, befinden sich alle Erzeugnisse in dem großen Zentralwarenlager der Stadt, wohin sie direkt von den Produktionsstätten aus gebracht werden. Wir bestellen nach den ausgelegten Proben und den gedruckten Angaben über Qualität, Fabrikationsart und Preis der Artikel. Unsere Bestellungen gehen nach dem Warenlager, und von dort aus erhalten wir das Gewünschte zugeschickt.“
„Dadurch wird eine ganz erstaunliche Menge von Arbeit erspart“, sagte ich. „Unter unserer Wirtschaftsordnung verkaufte der Fabrikant an den Großhändler, der Großhändler an den Kleinhändler und der Kleinhändler an den Konsumenten. Wenn die Waren aus der einen in die andere Hand übergingen, so kostete das Arbeit. Der Handel mußte sie daher verteuern. Bei Ihnen sind die Zwischenglieder ausgeschaltet. Die Waren gelangen unmittelbar von dem Produzenten an den Konsumenten. In Ihrer Ordnung der Dinge ist kein Platz mehr für den Kleinhändler mit seinen großen Profiten und dem Heer seiner Angestellten. Dieses Warenhaus ist nur das Musterlager eines Engrosgeschäfts und braucht kein zahlreicheres Personal als ein Engrosgeschäft meiner Zeit. Bei unserer Art, die Waren herbeizuschaffen, sie dem Kunden aufzureden, sie abzumessen und zu verpacken, würden zehn Angestellte nicht bewältigen können, was jetzt hier ein einziger leistet. Die Ersparnis muß ganz riesig sein.“
„Das denke ich mir wohl“, sagte Edith, „obgleich ich natürlich nur nach dem urteilen kann, was bei uns besteht. Sie dürfen nicht unterlassen, Herr West, meinen Vater zu ersuchen, Ihnen das Zentralwarenlager zu zeigen, wo die Bestellungen aus allen Musterlagern der Stadt einlaufen, wo die Waren verpackt und versendet werden. Mein Vater nahm mich neulich mit dorthin, und was ich sah, war wirklich wundervoll. Die Einrichtung des Zentralwarenlagers ist geradezu tadellos. Die Bestellungen laufen durch Leitungsrohre an einer Zentralstelle bei einem Beamten ein. Seine Gehilfen sortieren sie und verteilen sie je nach ihrer Art in verschiedene Ordnungsapparate. Der Beamte hat ein Dutzend Leitungen vor sich, die den Hauptsorten der verschiedenen Waren entsprechen und mit der betreffenden Abteilung des Lagerhauses in Verbindung stehen. Der Ordnungsapparat mit den Bestellungen wird in das dafür bestimmte Rohr gesteckt, und wenige Augenblicke später fällt er auf einen bestimmten Tisch des Lagerhauses, wo alle Bestellungen auf diese Waren auch aus den anderen Musterlagern einlaufen. Die Aufträge werden blitzschnell gelesen, gebucht und ausgeführt. Die Ausführung erscheint mir ganz besonders interessant. Die Tuchballen zum Beispiel sind auf großen Spindeln aufgerollt, die sich mechanisch drehen. Der mit dem Abmessen und Schneiden des Stoffes beauftragte Beamte bedient sich gleichfalls einer Maschine. Er verarbeitet einen Ballen nach dem anderen, bis seine Zeit um ist und ein anderer seinen Platz einnimmt. Ähnlich werden die Aufträge auf andere Waren erledigt. In größeren Röhrenleitungen werden dann die Pakete in die verschiedenen Stadtteile befördert und dort in die Häuser versandt. Wie schnell dies alles geschieht, werden Sie sich vorstellen, wenn ich Ihnen sage, daß der von mir ausgesuchte Stoff wahrscheinlich vor mir zu Hause eintreffen wird.“
„Wie wird die Verteilung der Waren in den dünnbevölkerten ländlichen Bezirken bewerkstelligt?“ fragte ich.
„Auf die nämliche Art“, erklärte mir Edith.
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