Ein Sarg für zwei
sind, werden davon manchmal
geradezu magnetisch angezogen.«
Als der
Bäcker hinter dem Tresen ein frisch gebackenes Blech Biscotti aus dem Ofen zog,
stieg mir der Geruch von Zimt in die Nase.
»Glaubst du,
nur weil ich in Thierry verliebt bin, hätte ich einen zu schwachen
Selbsterhaltungstrieb?«, fragte ich trocken. »Oder wäre unvernünftig?«
»Ich bin mir
jedenfalls nicht ganz sicher.«
»Was hat
Barry dir noch erzählt?« Ich trank einen Schluck von meinem bitteren Kaffee.
»Nur fürs Protokoll, er kann mich überhaupt nicht ausstehen. Deshalb darfst du
nicht alles, was er über mich erzählt, für bare Münze nehmen.«
»Auch das
weiß ich nicht so genau, Liebes. Er gibt sich äußerlich ziemlich abweisend.
Wenn jemand so lange lebt und mit den täglichen Schwierigkeiten des
Vampirlebens zurechtkommen muss, errichtet er gewisse Fassaden und Mauern, um
sich vor denen zu schützen, die ihm schaden könnten.«
»Wenn du
meinst.«
Die
Türklingel ertönte, als ein dick vermummtes Paar das Café betrat. Sie gingen
zum Tresen, um ihre Bestellung aufzugeben.
Veronique
fuhr mit dem Zeigefinger über den Rand ihres Glases. »Barry hat erzählt, dass
er, als du Thierry kennengelernt hast, dich zunächst für ein albernes,
geistloses Wesen gehalten hat, das nur an Thierrys Macht und Geld interessiert
war. Er hat dir nicht getraut und hat nicht verstanden, wieso Thierry so viel
Zeit mit dir verbracht hat. Als er dann auch noch feststellen musste, dass du
Thierrys Blutdurst wiedererweckt hast, nachdem er ihn ein Jahrhundert lang
unter Kontrolle gehalten hatte, war er absolut nicht erfreut. Er wollte, dass
du aus dem Leben seines Meisters verschwindest.«
»Ja, das ist
mir nicht neu. Das hat er mir sogar direkt ins Gesicht gesagt.« Ich erinnerte
mich an ein kleines, gerötetes Gesicht, geballte, kleine Fäuste und an recht
viel Gestampfe mit kleinen Füßen.
»Aber du
hast dich geweigert zu gehen. Du hast dich sogar geweigert zu gehen, als mein
Mann versucht hat, die Sache endgültig zu beenden. Er hat sogar das Haven
verkauft, damit er das Land verlassen kann. Wieso?«
Wann genau
hatte ich die Kontrolle über dieses Gespräch verloren? Hatte ich die Kontrolle
überhaupt je gehabt? Ihre Fragen gingen mir auf die Nerven. Ich kam mir vor wie
vor Gericht.
Ich zuckte
mit einer Schulter. »Ich kann manchmal ein bisschen dickköpfig sein. Das gebe
ich zu.«
Sie blickte
mich ungerührt an. »Du erinnerst mich sehr an jemanden.«
Ich rutschte
auf meinem Stuhl hin und her. »Ach ja?« Wollte ich wirklich wissen, an wen?
Sie verzog
die Lippen. »Du erinnerst mich an mich selbst.«
»Tatsächlich?«
Veronique
maß mich kühl von Kopf bis Fuß, als würde sie auf dem Markt den Wert einer Kuh
abschätzen. Oder eines Schafs. »Manche sehen in dir eine dickköpfige Frau und
halten dich nur für eine Nervensäge. Ich sehe etwas anderes. Ich sehe jemanden,
der weiß, was er will. Eine entschlossene Frau mit einem starken Geist. Ich bin
über die Jahre vielen Vampiren begegnet. Vielen weiblichen Vampiren. Aber es
gibt zufällig nur einen weiblichen Meistervampir, weil der Rest der Frauen in
ihrer Schwäche den Jägern zum Opfer gefallen ist.«
Ich sah sie
verwirrt an. »Du?«
Sie nickte.
»Man braucht eine Menge mehr als nur Glück, um so lange zu überleben wie ich.
Ich hatte durchaus Zweifel an dir, Sarah. Ich habe Barrys ersten Eindruck
zunächst geteilt, mich über dich lustig gemacht und gedacht, du wärst nur eine
angenehme Ablenkung für Thierry, mehr nicht. Und obwohl wir uns alles in allem
nur eine kurze Zeit kennen, muss ich meine Meinung über dich wohl ändern. Ich
glaube nicht, dass du nur aus selbstsüchtigen Motiven an meinem Mann
interessiert bist.«
»Das bin ich
auch nicht«, sagte ich empört.
»Nein, das
bist du nicht.« Sie legte ihren Kopf auf die Seite, eine Geste, die bei ihr
sehr apart wirkte. »Du liebst ihn wirklich.«
Ich nickte
und hatte einen Kloß im Hals. »Es tut mir leid.«
»Du brauchst
dich dafür nicht zu entschuldigen. Man muss sich nie dafür entschuldigen, dass
man jemanden liebt.« Ihre Augen nahmen einen entrückten Ausdruck an.
»Nach
Marcellus weiß ich sehr genau, wie sich wahre Liebe anfühlt. Sie ist
allumfassend. Sie ist eine Obsession. Sie kann vollkommenen Schmerz und
absolutes Glück bedeuten.«
Ich nickte.
»Das bringt es ganz gut auf den Punkt.«
Zwischen
ihren Augenbrauen bildete sich eine leichte Falte, als sie sich total auf mich
konzentrierte. »Eine so
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