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Ein Sarg für zwei

Ein Sarg für zwei

Titel: Ein Sarg für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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tiefe Liebe habe ich für Thierry nie empfunden. Seine
Gegenwart hat mein Herz nie schneller schlagen lassen. Noch hat er mir jemals
das Herz gebrochen. Nach Marcellus Tod ist mein Herz für alle anderen erkaltet.
Vielleicht ist das einer der Gründe, warum ich schon so lange lebe. Ich habe
mir niemals von irgendwelchen Gefühlen den Kopf verdrehen lassen. Ich hatte
kein Bedürfnis nach einer verrückten Liebesgeschichte und war in jeder Lage
stets fähig, nüchterne Entscheidungen zugunsten meines Überlebens zu treffen.«
    Ich wusste
nicht genau, was ich dazu sagen sollte, also schwieg ich und trank noch einen
Schluck Kaffee.
    Ihr Blick
war fest auf mich gerichtet. »Es ist irgendwie ein Rätsel, findest du nicht?«
    »Was?«
    »Die Liebe.
Die Welt um uns herum findet es so leicht, sich gegenseitig zu hassen. Überall
auf der Welt trieft die Erde vor Hass. Liebe kann alles heilen. Wieso ist es
nur so schwer, das zu akzeptieren?«
    »Du kannst
mich offensichtlich verstehen.«
    Sie
befeuchtete ihre Lippen und strich gedankenverloren über den Rand ihres Glases
mit Café Latte, von dem sie bislang keinen Schluck getrunken hatte. »Barry hat
mir noch etwas erzählt, das ich eigentlich am interessantesten fand.«
    »Was denn?«
    »Er glaubt,
dass Thierry dich ebenfalls liebt.«
    Ich nahm vor
Schreck einen so großen Schluck des heißen Kaffees, dass er in meiner
Speiseröhre brannte. »Das hat er wirklich gesagt? Barry?«
    Sie nickte.
»Das gibt mir durchaus zu denken. Solange ich meinen Mann kenne, hat er nie
tiefere Gefühle für irgendjemanden gezeigt. Ich habe sogar gedacht, er wäre für
Gefühle absolut nicht empfänglich. Was ich ebenso für eine große Stärke hielt,
wie es mich enttäuschte. Denn nur weil ich ihn nicht geliebt habe, heißt das
nicht, dass ich mir nicht gewünscht hätte, von ihm geliebt zu werden. Die Liebe
eines Mannes verleiht einer Frau Macht. Sie ist ihre größte Macht. Wer die
Liebe eines mächtigen Mannes besitzt, kann seine Macht nach Lust und Laune
nutzen.«
    Ich
schüttelte den Kopf. »Ich möchte keine Macht ausüben. Ehrlich. Das ist nicht
gerade ein Hobby von mir.«
    Sie holte
Luft und stieß sie wieder aus, dann ersetzte ein Lächeln ihre ernste Miene. Sie
zog eine Zwanzig-Dollar-Note aus ihrer Brieftasche und legte sie auf den Tisch.
»Das war wirklich eine nette Unterhaltung, Liebes. Wir müssen das wiederholen,
solange ich in der Stadt bin. Aber jetzt möchte ich mich für den Rest des
Abends in meine Suite zurückziehen.«
    »Aber du
hast noch nicht einmal dein Croissant gegessen.«
    Sie
lächelte. »Ich esse nichts, Sarah. Dennoch sehe ich keinen Grund, nicht so zu
tun, als ob ich es könnte.«
    Ich stand
auf und wollte gerade etwas sagen, als sie sich vorbeugte und mir auf beide
Wangen ihren affektierten Luftkuss gab.
    »Gute Nacht,
meine kleine Freundin.«
    Ich folgte
ihr hinaus auf den Bürgersteig, wo sie mit einer eleganten Handbewegung ein
Taxi heranwinkte.
    »Was wirst
du jetzt tun?«, fragte ich lächelnd. Irgendwie war ich zuversichtlich, weil
unsere Unterhaltung so gut gelaufen war. »Wirst du die Annullierungsdokumente
unterzeichnen?«
    Sie drehte
sich zu mir herum. »Aber natürlich nicht.«
    Mein Lächeln
gefror. »Nicht? Aber ich dachte, du hättest mich verstanden. Ich dachte, du
glaubst, dass Thierry und ich uns lieben und zusammen sein möchten.«
    Sie
tätschelte meine Wange, wie man es mit einem dummen Kind machte, das nicht
verstand, wieso es nicht auf dem Familiendackel reiten darf. »Ich habe dir doch
vorhin erklärt, Liebes, dass eine erfolgreiche Ehe sehr wenig mit Liebe zu tun
hat, hm? Sie ist viel mehr als das.«
    »Aber...«
    »Nein, hör
mir zu. Ich habe sehr viel Verständnis für deine Gefühle. Du und Thierry sollt
so viel zusammen sein, wie ihr wollt. Ihr habt meinen Segen und könnt so
glücklich sein, wie es euch möglich ist. Aber meine Ehe darf nicht an so etwas
Läppischem wie einer zehn Wochen jungen Beziehung scheitern. Das kann ich nicht
zulassen.«
    Ich runzelte
die Stirn. »Wenn es wegen des Geldes ist, bin ich sicher, dass Thierry eine Art
Unterhalt zahlen kann oder so etwas Ähnliches, damit du deinen gewohnten
Lebensstandard halten kannst.«
    Sie öffnete
die hintere Tür des Taxis, das jetzt am Straßenrand hielt, und warf mir einen
Blick über die Schulter zu. Sie wirkte außerordentlich amüsiert. »Meine Liebe,
in unserer Ehe besitze ich das Geld. Thierrys Finanzen sind in letzter Zeit
merklich zusammengeschmolzen, weil er so

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