Ein Sarg für zwei
kranken, bösartigen Mistkerl.«
Er lachte.
»Deine Zunge ist genauso scharf wie ihr Ruf. Und du hast keine Angst vor mir?
Ich bin sehr beeindruckt.«
Mir lief der
Schweiß den Rücken hinunter. »Nein, du täuschst dich. Ich mache mir vor Angst
fast ins Höschen. Aber wenn ich schon sterben muss, sollst du zumindest wissen,
was ich von dir halte.«
Er seufzte.
»Sarah, wie oft muss ich es dir denn noch erklären? Ich habe nicht vor, dich
umzubringen.«
»Nicht?«
Er
schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein.«
»Was willst
du dann von mir?«
Er zog ein
scharfes Messer mit einer Silberklinge aus der hinteren Hosentasche. Ich bekam
kugelrunde Augen, als sich das Licht in dem Metall fing. Er machte einen
Schritt auf mich zu, woraufhin ich sofort einen Schritt zurücktrat. Dann
lächelte er und beugte sich vor, um es auf den Boden zwischen uns zu legen.
»Nimm das
Messer, Sarah«, forderte er mich auf.
Ich starrte
auf das Messer, dann auf ihn, rührte mich aber nicht von der Stelle.
Er lächelte
breiter. »Jetzt schlägt dein Herz wohl ziemlich schnell, was?«
Ich runzelte
die Stirn. Mein Herz ... schlug überhaupt nicht mehr. Ich legte meine Hand auf
die Brust und spürte nichts. Mein Blick zuckte zurück zu ihm. Er streckte die
Hand aus, und an seinem Zeigefinger baumelte die goldene Kette.
»Ich habe
sie wieder an mich genommen, als du geschlummert hast. Ich hoffe, du hast
nichts dagegen, dass ich sie mir kurz ausgeliehen habe.«
»Gib sie mir
zurück.«
»Der Plan
ist wie folgt, Sarah. Das dürfte interessant werden.« Er drehte die Kette um
seinen Finger. »Nimm das Messer, komm zu mir, töte mich, und du kannst die
Kette wiederhaben. Ich verspreche sogar, dass ich mich kein bisschen wehre.«
Ich sah ihn
verständnislos an. »Was redest du da für einen Quatsch?«
»Du bist die
Schlächterin der Schlächter. Sieh mich an. Ich bin der größte Schlächter von
allen. Ich bin ein sehr schlechter Mensch, der sehr schlimme Dinge getan hat.
Du hast jedes Recht, mich umzubringen, also mach schon. Dann hast du deine
Kette wieder und kannst dein nettes kleines Leben mit deinem Meistervampir
weiterführen.«
Ich beugte
mich vor und schnappte mir das Messer. Meine Hände waren schweißnass.
»Gut«,
bemerkte Gideon. Er ließ die goldene Kette in die Tasche seiner schwarzen Hose
gleiten, setzte sich wieder auf den Stuhl und knöpfte sich das Hemd auf. »Ich
helfe dir.«
Er entblößte
seine Brust. Die eine Seite bestand aus glatten, perfekt geformten Muskeln. Die
andere erinnerte an geschmolzenes Wachs.
Er schluckte
schwer. »Viele Frauen haben mich so angesehen wie du jetzt, nur dass sie es mit
Verlangen und nicht mit Mitleid getan haben.«
Ich wandte
meine Aufmerksamkeit wieder seinem Gesicht zu. »Wow. Du schneidest wohl gern
auf, hm, nicht nur Vampire, was?«
»Ich
schneide nicht auf. Das ist die reine Wahrheit.«
»Nur fürs
Protokoll, ich kenne deinen Ruf als Frauenheld bereits. Gratuliere. Aber
Mitleid ist das Letzte, das ich momentan empfinde, eher Abscheu und Hass.«
Er strich
sich über die Brust. »Genau hier. Stich mit dem Messer genau hier hinein, dann
triffst du das Herz.«
Ich ging einen
Schritt auf ihn zu. »Ist das ein Trick oder willst du wirklich, dass ich dich
umbringe?«
»Es ist kein
Trick. Bring mich um, Sarah, und du kannst deine Kette wiederhaben.«
Ich
umklammerte das Messer und ging weiter auf ihn zu, bis ich nur noch einen Fußbreit
von ihm entfernt war.
Einen Mann
umbringen, der so viele andere umgebracht hatte. Dessen pure Existenz die
Jägervereinigung stark gemacht hatte. Der sein Geld in Waffen und Reisen
investiert hatte und dadurch Jäger dorthin geführt hatte, wo wir lebten, damit
sie uns erwischen konnten.
Gideon Chase
hatte eindeutig den Tod verdient.
Mein Ruf als
Schlächterin der Schlächter entsprach nur leider nicht der Wahrheit. Jedenfalls
war er maßlos übertrieben. Sicher, er hatte seinen Ursprung daher, dass ich
einmal einen Jäger umgebracht hatte. Er hatte versucht, mir einen Pflock in die
Brust zu rammen, und es war mir gelungen, ihn vorher in Notwehr zu erschießen.
Ich hatte jedes Recht gehabt, so zu handeln, aber ich fühlte mich deswegen noch
immer mies. Ich war keine Mörderin. Ich hatte es nur getan, um mein Leben zu
schützen. Er oder ich - das war damals die Frage gewesen.
Das hier war
etwas anderes. Auch wenn ich wusste, dass Gideon ein grausamer Mensch war, der
den Tod wahrscheinlich sogar mehr verdient hatte als der andere Jäger, war
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