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Ein Sarg für zwei

Ein Sarg für zwei

Titel: Ein Sarg für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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»Dein Gesicht? Trägst du deshalb diesen Schal? Bist du so
eine Art Phantom der Oper?«
    »So könnte
man es wohl nennen.«
    »Okay, ich
habe den Film gesehen.« Ich hatte sogar die DVD, jedenfalls bis sich meine
Wohnung in Rauch aufgelöst hatte. »Das Phantom ist ein guter Kerl, dem schlimme
Dinge passiert sind. Ich verspreche, nicht zu schreien oder auszuflippen.
Solange du nicht anfängst zu singen, kann ich mit allem leben.«
    Der Blick
seiner grünen Augen wirkte amüsiert, und der zweifelnde Ausdruck darin
verschwand. »Ich werde den ganzen Abend nicht singen. So viel kann ich versprechen.«
    So langsam
wurde ich wieder warm mit dem Kerl, wenn auch nur ein bisschen. Er war einer
von den Guten, dessen Gesicht nur ein bisschen entstellt war.
    Außerdem
stand ich gerade direkt neben dem Haven, so dass der nette Leibwächter von
nebenan kommen würde, um mich zu retten, wenn ich schrie. Ich entspannte mich
ein bisschen. Ein kleines bisschen, wohlgemerkt!
    »In Ordnung,
also los. Vergiss nicht, dass du darauf bestanden hast«, erklärte der Rote
Teufel und wickelte langsam den schwarzen Schal von seinem Gesicht, um seine
wahre Identität preiszugeben.
    Mein
Herzschlag, den ich jetzt wieder regelmäßig spürte, beschleunigte sich. Ich
konnte nicht fassen, dass er es wirklich tat. Er zeigte mir, wer er war.
    Als die
vernarbte Haut zum Vorschein kam, presste ich die Lippen aufeinander. Die
rechte Gesichtshälfte war schrecklich verbrannt. Die Verletzung zog sich den
ganzen Hals hinunter, und ich vermutete, dass die ganze Körperhälfte davon
betroffen war.
    »O mein
Gott«, stieß ich hervor. Mitleid mit dem armen Kerl durchströmte mich. »Wie ist
das denn passiert?«
    »Höllenfeuer«,
erklärte er schlicht.
    Ich runzelte
die Stirn, musterte seine gesunde Gesichtshälfte, und plötzlich schien mein
Herz wie ein Stein in dem kalten, dunklen Abgrund der Nacht zu versinken.
    »Ach du
meine Güte!«, stieß ich hervor, als ich ihn an der unversehrten, gut
aussehenden Gesichtshälfte erkannte.
    Amys Worte
von vorhin klingelten laut in meinen Ohren.
    »Höllenfeuer:
Offenbar ist er restlos verbrannt. Es war nichts mehr von ihm übrig. Nur ein
Sarg mit nichts darin außer ein Paar Schuhe.«
    »Gideon
Chase«, sagte ich laut, doch meine Stimme war kaum zu hören. »Wir dachten, du
wärst tot.«
    »Das bin ich
doch, oder etwa nicht?« Er betrachtete mich mit einem leichten Grinsen, das
seinem verletzten Gesicht ein gespenstisches Aussehen verlieh. »Denk daran, du
hast versprochen, nicht zu schreien.«
    Ich hatte
jeden Muskel in meinem Körper angespannt. »Ein Mädchen hat das Recht, seine
Meinung zu ändern.«
    »Ist das
so?««
    Ich
stolperte ein paar Schritte zurück und hielt abwehrend die Hände hoch. »Komm
nicht näher.«
    Er hob die
eine Braue, die er noch besaß. »Wenn du schreist, fange ich an zu singen.
Nichts ist unmöglich.«
    Mein Hals
war wie zugeschnürt, und ich war nicht sicher, ob ich überhaupt schreien
konnte. Aber ich war mehr als bereit, es zu versuchen. Ich öffnete den Mund.
    Bevor ich
auch nur einen einzigen Laut von mir geben konnte, spürte ich ein brennendes
Gefühl. Ich blickte hinunter auf meine Brust und zog einen kleinen Pfeil
heraus. Ich starrte mit weit aufgerissenen Augen darauf, dann sah ich zu
Gideon, der jetzt eine Waffe in der Hand hielt.
    »Es wäre
unkomplizierter gewesen, du wärst einfach mitgekommen, als ich dich darum
gebeten habe, Sarah. Jetzt müssen wir es wohl auf die harte Tour machen.«
    Es war ein Knoblauchpfeil.
Knoblauch wirkte wie ein Beruhigungsmittel auf Vampire und gehörte zum
Waffenarsenal eines durchschnittlichen Jägers, natürlich erst recht zu dem des
Anführers der Jäger, der schon vor Wochen angekündigt hatte, nach Toronto zu
kommen, um mich höchstpersönlich umzubringen.
    Ich sackte
langsam zusammen. Gideon war mit einem Schritt bei mir, um mich aufzufangen,
bevor ich auf den Boden aufschlug, dann wurde die Welt um mich herum schwarz.

19
     
    Als ich die
Augen aufschlug, fand ich mich auf dem harten Boden in einem dämmrigen, aber
nicht gänzlich abgedunkelten Raum wieder. Panik durchströmte mich, und ich
setzte mich hastig auf. Von der schnellen Bewegung wurde mir schwindelig. Das
Letzte, an das ich mich erinnern konnte, war, dass Gideon mit einem Pfeil auf
mich geschossen hatte.
    Gideon »der
Idiot« Chase.
    Wenigstens
lebte ich noch.
    Das war
immerhin ein Anfang.
    »Du bist
wach«, stellte Gideon fest. Mein Kopf ruckte zur Seite. Besagter Idiot

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