Ein Sarg für zwei
recht, und er will nur das Beste für dich. Es ist schließlich genug
Platz in der Welt für Helden aller Arten und Größen.«
»Überheblich«,
sagte ich und versuchte ein bisschen zu lachen. »Ja, das bist du allerdings.«
Er zog die
Brauen zusammen. »Wie bitte?«
»Du bist
überheblich. Viel zu überheblich. Es ist mir vorher nicht so aufgefallen, aber
in letzter Zeit geht es mir aus irgendeinem Grund ziemlich auf die Nerven.«
»Ach ja?«
»Ja.« Ich
schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich sollte Veronique dankbar sein. Sie ist
genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen, um mir ein paar Dinge klarzumachen.
Ich gebe es nur ungern zu, aber ich glaube, sie hat recht.«
»Hat recht
womit?« Sein Ton war ausdruckslos.
»Dass die Annullierung
eine blöde Idee war. Ich meine, ernsthaft, Thierry, wir kennen uns erst seit
zehn Wochen. Ich habe schon länger Milch im Kühlschrank aufbewahrt. Für
jemanden deines Alters ist das doch nur ein Lidschlag.«
»Das ist die
Meinung von Veronique? Dass zehn Wochen nicht ausreichen, um eine ernsthafte
Beziehung aufzubauen?«
»Ich glaube,
es ist eigentlich meine Meinung. Zehn Wochen - und sie waren ausnahmslos alle
kompliziert.«
»Wir hatten
einige Schwierigkeiten, zugegeben...«
Ich lachte,
und es klang erstaunlich überzeugend. »Schwierigkeiten? Mal sehen, ja, genau,
Schwierigkeiten. Du bist überheblich und unemotional. Das sind schon zwei.
Außerdem bist du voller Vorurteile, besitzergreifend und eifersüchtig.«
Er stand
auf. Tiefe Falten furchten seine Stirn. »Und dieser kleine Ausbruch ist aus dem
Gespräch mit Veronique entstanden?«
Ich stemmte
eine Hand in die Hüfte. »Ja. Deine Ehefrau Veronique. Und sie hat mir
unmissverständlich klargemacht, dass sie das auch bleibt. Also ernsthaft, was
habe ich davon?«
»Was meinst
du damit?«
»Genau das,
was ich sage. Was habe ich davon? Soll ich einfach abwarten und deine Mätresse
spielen? Wie lange? Die nächsten tausend Jahre? Entschuldige, Thierry, aber ich
erwarte mehr Engagement in einer Beziehung. Ich dachte, ich könnte das
ignorieren, weil es noch eine Menge anderer Vorteile gab, aber unterm Strich
gesehen spricht einfach zu viel dagegen.«
»Zum
Beispiel?«
Verdammt. »Veronique hat mir von deinen kleinen finanziellen Schwierigkeiten erzählt.«
Seine Augen
weiteten sich ein bisschen. »Hat sie?«
»Ja. Ich
kann nicht fassen, dass du mir nichts davon erzählt hast. Ich dachte, du wärst
reich.«
»War die
Tatsache, dass ich Geld besitze, denn eine Voraussetzung für unsere Beziehung?«
»Eigentlich
nicht, aber jetzt, wo ich darüber nachdenke...« Ich zögerte und versuchte nicht
zu weinen. O mein Gott, ich wollte das alles nicht sagen. Nichts davon
entsprach der Wahrheit. Es war mir egal, und wenn Thierry nur zwei Cent
besessen hätte, hätte das nichts an meinen Gefühlen für ihn geändert,
»...glaube ich, dass es doch eine Rolle spielt. Was soll ich tun? Für den Rest
meines Lebens Dosensuppen schlabbern?«
»Du isst
doch gar nicht.«
»Ich meine
das im übertragenen Sinn.«
»Es
enttäuscht mich, dass du so etwas sagst.« Aber er klang überhaupt nicht
enttäuscht. Er klang ausdrucks- und gefühllos. Seine Miene war absolut
undurchdringlich.
»Es würde
mich überraschen«, hatte Gideon vorhin gesagt, »wenn Thierry auch nur
einen Finger krumm machen würde, um eure Liebesaffäre zu retten, oder versuchen
sollte, dir deine Entscheidung auszureden. Wenn Thierry wirklich um dich
kämpfen sollte, wenn er dich wirklich so sehr liebt, wie du glaubst, dann werde
ich es mir vielleicht noch einmal überlegen.«
»Es
tut mir leid, wenn ich dich enttäuscht habe«, sagte ich.
»Barry hat
mich gewarnt. Er hatte gleich den Verdacht, dass du hinter meinem Geld her
bist, weil du selbst über so wenig Mittel verfügst.«
Ich zuckte
mit den Schultern. »Ein Mädchen muss tun, was ein Mädchen tun muss.«
»Veronique
hatte nicht das Recht, dir irgendetwas von meinen persönlichen Angelegenheiten
zu erzählen.«
»In der
Hinsicht ist sie halt ein bisschen merkwürdig.«
»Es tut mir
leid, dass dieser Abend nicht so verlaufen ist, wie ich es geplant hatte.«
»Wir haben
schon schlimmere Abende erlebt.«
»Tatsächlich?«
Jetzt kam
der letzte Nagel im Sarg. Mein Herz tat bei jedem Wort unglaublich weh, aber
ich zwang mich durchzuhalten. »Ja, erinnerst du dich an den verrückten Abend,
als du mir beinahe den Hals aufgerissen und mich dann dem Tod überlassen hast? Das war ein denkwürdiger
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