Ein Sarg für zwei
Hinsicht war Thierry von
gestern, manchmal schlecht gelaunt und schnell genervt, und er schleppte eine
Menge Altlasten mit sich herum, aber er war auch großzügig, fürsorglich,
beschützend und so unglaublich sexy. Außerdem wollte er mit mir zusammen sein,
obwohl ich völlig durcheinander war und die unglückliche Angewohnheit hatte,
mich kopfüber in Gefahr zu begeben.
Ich war noch
nie zuvor derart in jemanden verliebt gewesen. Es war ein bisschen unheimlich.
Nein, eigentlich
war es sogar ziemlich unheimlich.
Ich musste
einen Weg finden, diesen Fluch loszuwerden. Und das würde ich. Ich würde nicht
zulassen, dass er mein Zusammensein mit Thierry verhinderte. Nicht nach allem,
was wir schon durchgemacht hatten. Und wenn die Hexe nicht zu mir kam, würde
ich sie eben aufspüren und zu ihr gehen.
Aber das kam
erst nach meinem Plan B.
Ich hatte
Amy die fragliche Halskette zum Geburtstag geschenkt. Aus zwei Gründen. Erstens
war mir klar, dass sie das Ding furchtbar finden und ganz unten in ihrem
Schmuckkasten verwahren würde, wo sie niemals mehr ans Tageslicht käme.
Zweitens hatte ich nicht rechtzeitig daran gedacht, ihr ein Geburtstagsgeschenk
zu besorgen.
Ich kann
mich genau an ihre Reaktion erinnern, als sie die Kette aus dem Seidenpapier
der Verpackung gezogen hatte.
Bei dem
Glanz des Goldes hatte sie große Augen bekommen, die vor Enttäuschung ganz
schmal geworden waren, als sie gesehen hatte, dass die Form nicht gerade schön
war. »Was zum...?« Sie hatte sich hastig unterbrochen, überrascht gezwinkert
und mich dann angesehen. »Ich wollte sagen, was für ein tolles, tolles ... Geschenk!
Danke, Sarah! Sie ist einfach ... wundervoll!«
Und wie ich
es vorhergesehen hatte, hatte sie die Kette nicht ein einziges Mal getragen.
Perfekt. Sie lag warm und trocken in ihrem Schmuckkasten, dessen war ich mir
sicher. Ich wusste nur nicht, wie der Rote Teufel davon erfahren hatte, was mir
allerdings auch ziemlich gleichgültig war. Wenn sie bewirkte, was er gesagt
hatte, wollte ich diesen Plunder zurückhaben. Ich würde sie voller Stolz
tragen, wenn ich wieder tagsüber hinausging. Der Fluch hatte zwar bisher erst
einen Tag gewirkt, aber ich hungerte nach Sonnenschein, und mein Teint sah
wahrscheinlich noch teigiger aus als sonst. Ich sollte mir eventuell sogar ein
Bräunungsspray besorgen, um zu feiern, dass alles mit mir wieder in Ordnung
war, wenn das hier überstanden war.
»Amy!« Ich
ging direkt auf sie zu. Sie musterte mich vorsichtig.
»Ja?«
Ich packte
ihren Arm und merkte, wie sie zusammenzuckte, als ich sie an die Seite und
außer Hörweite der anderen zog. »Ich muss dich etwas fragen.«
»Nein, ich
möchte nicht von dir gebissen werden.«
Ich
blinzelte. »Das wollte ich dich nicht fragen.«
Sie
verschränkte schützend die Arme. »Ich meine, ich weiß, dass wir Freundinnen
sind. Beste Freundinnen. Und ich weiß, dass du wahrscheinlich auf meinen
Hals schielst und überlegst, wie köstlich er ist. Aber das heißt nicht, dass
ich mich auf ein Experiment einlassen möchte. Ich will nichts damit zu tun
haben, Sarah. Ich habe kein gutes Gefühl, wenn unsere Freundschaft sich in
diese Richtung entwickelt.«
»Wovon zum
Teufel sprichst du?«
Sie sah
verwirrt aus. »Barry hat mir erklärt, du wärst böse, und ich sollte mich so
weit wie möglich von dir fernhalten, doch das will ich nicht. Ich möchte keine
Angst vor dir haben, aber was er mir über Nachtwandler erzählt hat ...« Sie
verzog das Gesicht. »Sie sind wie sexbesessene Moskitos, denen es egal ist, wen
sie verführen, um an ihr Ziel zu kommen.«
Okay, jeder
hat so sein eigenes Bild, um Dinge zu beschreiben.
»Ich bin
kein sexbesessener Moskito. Und selbst wenn ich es wäre, bist du nicht mein
Typ. Glaub mir.«
Sie schien
sich etwas zu entspannen. »Ehrlich?«
»Ehrlich.«
Dann
runzelte sie die Stirn. »Wieso nicht? Wegen der rosa Haare? Ich habe nämlich
einen Termin gemacht, um sie mir wieder blondieren zu lassen.«
Ich
räusperte mich. »Hör zu, das klingt jetzt wahrscheinlich merkwürdig, aber
erinnerst du dich noch an das Geburtstagsgeschenk, das ich dir gegeben habe?
Diese Goldkette?«
»Natürlich
erinnere ich mich daran.« Sie schüttelte sich fast unmerklich.
»Ich kann
dir das jetzt nicht alles erklären, aber ich muss sie eine Weile zurückhaben.
Vielleicht können wir schnell zu euch gehen und sie holen.«
»Du brauchst
sie?« Sie wirkte verwirrt. »Aber du hast sie mir doch geschenkt.«
Ich blickte
über meine
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