Ein Sarg für zwei
er wieder zu sich und nahm wieder mehr von der
Welt wahr als nur den Geschmack ihres Blutes.
Sie hielt
eine Hand an ihren Hals, ihre Augen waren vor Schreck geweitet. Es war offenbar
nicht so aufregend gewesen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Er sah jetzt die
Angst in ihren Augen. Er hatte zu viel getrunken.
Er
schluckte. »Es ... es tut mir leid. Es ist so lange her. Ich habe meine
Kontrolle falsch eingeschätzt.«
Sie
blinzelte ihn an. »Ich werde Nicolai alles erzählen. Dass du der Rote Teufel
bist und dass du mich angegriffen hast. Dafür bringt er dich um.«
Sie drehte
sich um, doch er packte ihren Arm. Er musste sie aufhalten, sie davon
überzeugen, nichts zu sagen. Sein Geheimnis durfte nicht entdeckt werden.
»Bitte, Elisabeth. Hör mir zu ...«
Sie riss
sich von ihm los, drehte sich um, rannte aus dem Zimmer und die Treppen des
Gasthauses hinunter. Thierry polterte hinter ihr her. Sie öffnete die
Eingangstür und rannte hinaus auf die Straße ...
... wo sie
von fünf Jägern erwartet wurde. Thierry blieb wie angewurzelt stehen und
beobachtete schockiert, wie die Männer sie packten und ihr die Lippen
hochzogen, um zu kontrollieren, ob sie Reißzähne hatte.
»Unsere
Information über diesen Ort war weitestgehend richtig, es ist allerdings eine
Frau, kein Mann. Sie ist eine von den Monstern.«
Die anderen
brüllten anerkennend, bevor sie einen Pflock in die Brust der wunderschönen
Schauspielerin stießen. Sie hatte keinen Ton von sich gegeben, um sich zu
wehren. Sie war durch den Blutverlust bereits geschwächt gewesen und zu
überrascht vom Anblick der Jäger, als dass sie auch nur hätte schreien können.
Thierrys
Knie gaben nach, und er brach zitternd auf dem Boden zusammen.
Es war seine
Schuld. Er war schuld am Tod der Frau seines Freundes.
Es war alles
seine Schuld.
Als er auf
ihre Leiche starrte, die die Jäger achtlos mitten auf der Straße hatten liegen
lassen, als sie verschwunden waren, war er sicher, dass er sich von diesem
Schock niemals erholen würde.
An diesem
Abend starb auch der Rote Teufel.
13
Nachdem der
Rote Teufel aus dem Park verschwunden war, packte Thierry meine Hand und zerrte
mich förmlich zurück zum Haven.
»Wir müssen
reden.« Er klang nicht sonderlich glücklich.
Wir betraten
den Club, und ich sah George, Amy und Barry, die alle einen Schritt
zurückwichen, als wir auf dem Weg zu Thierrys Büro an ihnen vorbeikamen. Selbst
die Gäste im Club blickten aufmerksam in unsere Richtung. Butch saß an einem
Tisch und hielt sich einen nassen Lappen an den Kopf.
In mir
herrschte ein völliges Wirrwarr von Gefühlen, doch als sich die Bürotür hinter
uns schloss, wurde ich wieder klar. Ich hob den Kopf. Thierry sah wütend aus.
»Wieso gehst
du nach allem, was passiert ist, allein hinaus? Du könntest tot sein.«
»George war
bei mir.«
»Entschuldige
bitte, aber das beruhigt mich nicht sonderlich.« Seine Miene wurde allmählich
etwas sanfter. »Sarah, wieso musst du ständig das Schicksal herausfordern?«
Ich
blinzelte die Tränen weg. »Ich musste Stacy treffen. Ich hatte keine Wahl.«
»Man hat
immer eine Wahl.«
»Sie hat
angerufen, und ich habe sie getroffen, um mich zu entschuldigen. Sie denkt
darüber nach, den Fluch aufzuheben, aber es sieht nicht so richtig gut aus.«
Er schwieg
einen Augenblick. »Das tut mir sehr leid.«
»Sie hat
bestätigt, dass mich der Fluch in einen Nachtwandler verwandelt hat.«
Seine Miene
verfinsterte sich. »Ja, das habe ich bereits seit einiger Zeit vermutet.«
Ich war so
verzweifelt, dass ich am liebsten geschrien hätte. »Wirst du mich umbringen,
wenn ich nicht geheilt werde?«
»Was redest
du denn da?«
»Stacy hat
mir erzählt, dass es früher eine ganze Menge Nachtwandler gegeben hat und dass
du den Jägern geholfen hättest, sie alle zu töten. Stimmt das?« Es klang so
schrecklich, dass ich die Worte am liebsten gleich wieder zurückgenommen hätte.
Wieso glaubte ich eigentlich irgendetwas, das mir diese Hexe erzählte?
»Du bist
kein richtiger Nachtwandler«, erwiderte er gelassen.
»Aber ich
habe die Symptome.«
»Das ist
gleichgültig. Du bist derzeit mit einem Fluch belegt. Das ist alles. Aber ein
Fluch kann nicht wirklich verändern, wer du eigentlich bist.«
»Willst du
damit sagen, dass sie gelogen hat, was die Nachtwandler angeht?«
»Die
Nachtwandler waren rücksichtslose Killer. Sie interessierten sich nur für Blut
und Gewalt. Sie waren ein unglückliches Nebenprodukt der Vampirrasse,
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