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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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nehmen, dann wäre ich sofort wieder verschwunden.“
    Sie stemmte nur die Hände in die Hüften und sah ihn an.
    „Was hätte ich denn sonst tun sollen? Jemanden wecken, damit er mir einen Kanten Brot abschneidet?“ , fragte er, ärgerlich über seine Dummheit. Hätte er nur bis zum Frühstück ausgeharrt.
    „Du hättest entweder pünktlich zum Essen erscheinen oder bis zum Frühstück warten können. Und übrigens hast du jemanden geweckt. Mich! Und mir einen Heidenschrecken eingejagt. Zum zweiten Mal!“
    Robert sah die plumpe Bauerntochter an, die selbst im Nachthemd einer Schulmeisterin alle Ehre machte, und stellte fest, dass sie sich von ihrem Schrecken in kürzester Zeit bemerkenswert erholt zu haben schien. Jedenfalls machte sie den Eindruck, als würde er gleich mit dem Nudelholz eins übergebraten bekommen. „Es tut mir leid, dass ich Sie geweckt habe. Und ich wollte Sie nicht erschrecken. Heute Mittag auch nicht.“ Als sie nicht antwortete, trat er an den Tisch. „Das haben Sie heute Mittag fallen lassen.“ Er nahm das Päckchen und hielt es ihr hin.
    Sie machte keine Anstalten, es anzunehmen. „Das Päckchen ist für dich. Da sind deine Arbeitssachen drin“. Sie stand immer noch stocksteif in der Tür.
    „Brauch ich die denn noch?“
    „Was?“ Zerstreut steckte sie sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.
    „Die Arbeitssachen. Werde ich sie denn noch brauchen? Sie haben doch bestimmt Ihrem Vater von heute Mittag erzählt.“
    „Nein“ , sagte sie nach einiger Zeit, als er schon dachte, sie würde nicht mehr antworten. „Nein, ich habe nichts erwähnt. Noch nicht“, beeilte sie sich hinzuzufügen.
    Er wollte sie fragen, warum sie nichts erzählt hatte, betrachtete aber stattdessen angestrengt das Päckchen in seiner Hand.
    „Warum bist du nicht zum Essen erschienen?“
    Er sah auf. „Ich wollte die Kartoffeln fertig ausmachen. Ich hab es Ihrem Vater heute Mittag versprochen. Und ich hab gedacht, morgen hab ich keine Gelegenheit mehr dazu, wenn ich nicht mehr hier arbeite. Weil ich Sie so angefahren habe, meine ich“, schloss er schließlich umständlich.
    Sie stemmte wieder die Hände in die Hüften und dachte nach. Dann schien sie einen Entschluss gefasst zu haben, denn in sich hinein murmelnd schritt sie endlich über die Türschwelle, wo sie sicherheitshalber die ganze Zeit gestanden hatte. Verwundert beobachtete er, wie sie auf ihn zukam, und er fragte sich, was sie jetzt wohl vorhatte. Im Vorbeigehen warf sie ihm einen kurzen Blick zu.
    „Setz dich“, sagte sie mürrisch, während sie in der Vorratskammer verschwand. Als sie wenig später wieder mit einem Topf herauskam, stand er immer noch da. „Nun setz dich endlich. Jetzt bin ich schon mal wach, da kann ich dir auch was zu essen warm machen. Es ist noch Suppe über.“ Sie stellte den Topf auf den Herd und schickte sich an, den alten Herd anzuzünden.
    Er stand wieder auf. „Das brauchen Sie nicht. Ich kann die Suppe auch kalt essen.“ Dass sie sich solche Umstände machte, war ihm unangenehm.
    „So ein Unsinn. Ich-.“ Plötzlich spürte sie, dass er dicht hinter ihr stand. Erschrocken drehte sie sich um, und stieß dabei gegen ihn. Sie wich so schnell zurück, dass sie beinahe stolperte. „Also schön. Dann bitte sehr“, sagte sie atemlos und zeigte mit einer fahrigen Bewegung auf die Suppe.
     
    Robert nahm den Topf und setzte sich an den Tisch. Katrin war wütend auf sich selbst. Sie benahm sich wirklich kindisch. Sie tat so, als hätte er ihr allen Grund gegeben, ihn zu fürchten. Zugegeben, er hatte sie erschreckt, doch wenn sie ehrlich war, war es sein Aussehen und nicht sein Benehmen, was ihn bedrohlich erscheinen ließ. Bisher hatte Katrin sich immer etwas auf ihren gesunden Menschenverstand eingebildet, doch jetzt stand sie hier wie ein verängstigtes Kaninchen, bloß weil er im selben Raum mit ihr war. Es war wirklich peinlich. Er musste ja denken, sie wäre nicht ganz gescheit.
    Katrin runzelte die Stirn, als sie bemerkte, dass er regungslos vor dem Topf saß. Warum aß er nicht, wenn er solchen Hunger hatte? Dann schoss ihr die Hitze ins Gesicht. Sie hatte ihn ohne Geschirr und Besteck vor dem kalten Suppentopf sitzenlassen. Und er war am Verhungern und fragte sich sicher gerade, ob sie ihn quälen oder zum Narren halten wollte. Der arme Kerl. Wäre es nicht so erbärmlich, würde sie jetzt lachen.
    Schnell zog sie die Schublade im Tisch auf, holte einen Löffel heraus und legte ihn vor ihm auf den Tisch.

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