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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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letzte Mal ist. Und wo ist er jetzt?“
    „Vielleicht hat Otto ja Vater im Stall gesehen und denkt, er müsse heut nicht los.“
    „Und was ist mit dem Knecht? Soll der hungern?“
    „Ich geh’ und such Otto.“ Katrin beeilte sich, aus der Küche zu kommen. Das fehlte ihr auch noch, dass ihre Mutter nachher auf den Gedanken kam, sie solle die Mahlzeit aufs Feld bringen.
     
    Irgendetwas hatte sie geweckt. Katrin setzte sich im Bett auf und machte Licht. Da war es wieder. Unten im Haus. Sie stand auf und überlegte, wie spät es wohl war. Auf jeden Fall zu spät, als dass noch jemand auf gewesen wäre. Sie waren alle bei Sonnenaufgang wieder auf den Beinen. Beunruhigt ging sie ans Fenster und sah in die stockfinstere Nacht. Ihr Blick fiel auf den Anbau rechts von ihrem Fenster. Es brannte Licht! Ob Kalter unten im Haus herumlungerte? Aber warum? Wenn er stehlen wollte, würde es morgen irgendjemandem auffallen, falls etwas fehlte. Warum sollte er das riskieren?
    Sie hatten sowieso nichts Wertvolles im Haus. Plötzlich schlug ihr Herz schneller. Was, wenn er ganz etwas anderes von ihnen wollte ? Sie wagte gar nicht, sich das weiter auszumalen.
    Und vielleicht verlor sie auch gerade die Nerven. Ihre blühende Phantasie ging mit ihr durch. Nur weil sie ihn nicht leiden konnte, war er noch lange kein Verbrecher. Aber jemand war ganz bestimmt unten im Haus. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe. Auf jeden Fall würde sie keine Ruhe haben, bis sie wusste was los war. Sie zog ihre Strickjacke an und öffnete vorsichtig ihre Zimmertür. Einen Augenblick blieb sie vor der Türe zum Schlafzimmer ihrer Eltern stehen und überlegte, ob sie sie wecken sollte. Aber wenn es doch nur Otto war, der aufs Klo musste, oder Oma, die ausnahmsweise nicht schlafen konnte, hätte sie ihre Eltern umsonst geweckt. Jetzt hörte sie wieder ein Geräusch. Sie ließ die Klinke der Türe zum Zimmer ihrer Eltern langsam los und schlich auf Zehenspitzen im Dunkeln die Treppe hinunter. Vorsichtig öffnete sie die Küchentür. Sie erschrak beim Anblick der schemenhaften Gestalt mitten in der Küche. Was sollte sie jetzt machen? Katrin zögerte. Ihr klopfte das Herz bis zum Hals.
     
    Robert legte das Päckchen, das Katrin im Feld verloren hatte, auf den Küchentisch und überlegte, woher er jetzt etwas zu essen bekommen sollte. Es war schon nach Mitternacht und das Letzte, was er gegessen hatte, waren die Brote, die der Junge ihm um eins gebracht hatte. Er war mit Absicht nicht zum Abendessen erschienen, weil er die Konsequenzen, die ihn erwarteten, so weit wie möglich aufschieben wollte. Außerdem wollte er das Feld fertig machen. Als er nach Hause gekommen war, hatte er sich direkt in seinen Anbau begeben und war sofort eingeschlafen. Sein ausgemergelter Körper, der so lange zur Untätigkeit verdammt gewesen war, war die schwere Feldarbeit nicht gewohnt und Robert war zu Tode erschöpft. Doch vorhin war er mit knurrendem Magen aufgewacht. Er hatte hungrig in seinem Bett gelegen und hin und her überlegt, ob er eben schnell ins Haus schleichen  und sich ein paar Scheiben Brot holen sollte oder ob er lieber versuchen sollte, wieder einzuschlafen. Der knurrende Magen hatte gesiegt, und so war er zum Haus geschlichen, um sein Glück zu versuchen. Tatsächlich war die Haustüre nicht verschlossen gewesen. Entweder hatten sie vergessen, zuzusperren oder aber die guten Leute hielten ihn für keine Bedrohung mehr, ein Umstand, von dem er nicht wusste, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht. Er stellte die Petroleumlampe auf den Küchentisch. Ob er jetzt einfach an den Schrank gehen und sich ein paar Brote machen sollte? Unschlüssig stand er da, als er plötzlich spürte, dass er nicht mehr alleine war. Er erstarrte einen Augenblick, dann drehte er sich langsam um. Und schloss resigniert die Augen. Ausgerechnet die Zange.
    „Was machst du hier?“, ertönte eine zitternde Stimme.
    Er blieb regungslos stehen, um sie nicht wieder zu erschrecken. „Ich hatte Hunger.“
    „Jetzt! Mitten in der Nacht!“ Ihre Stimme klang schon wieder etwas fester.
    „Ich hab den ganzen Tag noch nichts gegessen. Und deswegen hab ich jetzt verständlicherweise Hunger“, sagte er vorsichtig. Warum nur musste man ihn dabei erwischen, wie er sich dreist in der Küche bediente?
    „Und da spazierst du einfach mitten in der Nacht in fremde Häuser und schnüffelst herum?“ , fragte sie empört.
    „Ich schnüffle nicht herum, ich wollte mir nur eine Scheibe Brot

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