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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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sie den Karl noch nicht einmal. Sie hatte vorhin wirklich für einige Augenblicke vorgehabt, ins Haus zu gehen und Karl besser kennenzulernen. Doch dann hatte sie Karls aufgeschwemmtes Gesicht vor ihrem geistigen Auge gesehen. Es war so weich und rund, man konnte überhaupt keine Gesichtszüge erkennen. Und seine wulstigen Lippen und seine weichen Hände. Unwillkürlich hatte sie ein Schauer der Abscheu überlaufen. Und sich dann noch vorzustellen, dass er sie irgendwann einmal mit diesen Händen oder gar den Lippen berühren sollte. Nein, unmöglich! Katrins Entschluss hatte dann festgestanden. Keinesfalls würde sie Karl die Gelegenheit geben, ihr näher zu kommen. Und dann war ihr plötzlich verwundert bewusst geworden, in wessen Gesellschaft sie jetzt viel lieber wäre. Also hatte sie sich auf den Weg gemacht.
    Von weitem schon hatte sie die beiden da lachend in ihre Unterhaltung vertieft stehen sehen. Otto war aufgeregt wie schon lange nicht mehr, und auch Robert Kalter schien gutgelaunt, was sie, wenn sie es recht betrachtete, noch nie erlebt hatte. Ab und zu lachte er zwar, aber jetzt schien seine ganze Stimmung heiter zu sein. Er sah jünger aus als gewöhnlich. Seine düsteren Gesichtszüge erhellten sich ein wenig und auch sein Mund sah nicht so verkniffen aus. Während sie ihn von weitem so betrachtet hatte, hatte sie sich verwundert gefragt, warum er sie so beschäftigte. Sie hatten viel Zeit gemeinsam auf den Feldern verbracht, in den letzten Wochen und je länger sie ihn kannte, desto mehr wollte sie über ihn wissen. Neugierig war sie zwar immer schon gewesen, aber dies hier ging über ihre bloße Neugier hinaus. Es interessierte sie wirklich brennend, was Robert Kalter für ein Mensch war. Jetzt zog er gerade die Augenbrauen hoch und sah Otto vielsagend an.
    Otto wurde puterrot und ihn plagte das schlechte Gewissen.
    „Meine Güte, Otto. Ich hab doch nur Spaß gemacht.“ Verwundert bemerkte sie, wie ihr Bruder Robert einen merkwürdigen Blick zuwarf. „Ich hab euch doch nicht wirklich bei etwas ertappt, oder?“ Ungläubig wandte sie sich an den Knecht.
    „Ich glaube, Otto, du solltest deiner Schwester ruhig die Wahrheit sagen.“
    „Glaubst du? Sie ist dann bestimmt sauer und sagt es den Eltern.“
    Katrins beobachtete, wie die beiden über sie sprachen. Jetzt war sie etwas beunruhigt. „Also, jetzt habt ihr mich aber neugierig gemacht.“ Mit einem jetzt etwas unsicheren Lächeln sah sie die beiden erwartungsvoll an.
    „Keine Bange. Es ist nichts Schlimmes.“ Geistesabwesend schlug Robert sich den Hammer in die Handflächen, während er ihr beruhigend zulächelte.
    „Katrin, versprichst du mir, dass du nicht sauer wirst?“
    Jetzt musste sie doch wieder lachen. „Otto, das weiß ich doch vorher nicht.“
    „Du musst es versprechen, sonst sag ich nichts.“ Er überkreuzte die Arme vor der Brust. Das war sein letztes Wort.
    Katrins Neugierde siegte. „Also schön. Ich werde nicht sauer.“ Als Otto immer noch zweifelnd zögerte, verdrehte sie die Augen. „Ehrenwort“, bekräftigte sie.
    Zögernd erzählte Otto die ganze Geschichte noch einmal.
    Katrin hatte mit wachsendem Erstaunen zugehört. „Otto, das ist doch eklig“, wandte sie schließlich schwach ein. Das war alles, was ihr einfiel.
    „Die sind gar nicht eklig. Wenn ihr wollt, zeig ich sie euch heute Abend. Wenn du keine Angst vor Mäusen hast, Katrin.“ Zu Robert gewand t, verriet er wichtig. „Es gibt nämlich Leute, die haben Angst vor Mäusen.“ Lachend zog er seine Schwester am Arm. „Kommst du mit? Robert kommt bestimmt gucken, nicht Robert?“, fragte er, ohne ihn anzugucken. „Er hat nämlich keine Angst vor Mäusen. Der hatte nämlich selbst mal eine. Und die hatte sogar einen Namen. Stell dir das mal vor. Wie hieß sie denn eigentlich, Robert?“ Mit großen Augen wartete er auf eine Antwort.
    „Meine Güte, Otto. Holst du auch ab und zu mal Luft?“ Katrin starrte ihren Bruder an.
    „Ja, wenn er einmal anfängt, ist er nicht mehr zu bremsen. Das hab ich auch schon festgestellt“, sagte Robert fröhlich.
    „Und du hattest eine Maus? Das sagst du doch jetzt nur so, um den Jungen in Schutz zu nehmen.“
    „Nein, ehrlich. Ich hatte auch mal eine. Oscar“, gab er preis.
    „Du hattest eine Maus, die Oscar hieß?“ Skeptisch blickte Katrin ihn an.
     
    „Aber ja.“ Amüsiert sah er in Katrins Gesicht. Sie lächelte. Das tat sie neuerdings öfter, war ihm aufgefallen. In den letzten Wochen hatten sie viel

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