Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
Vom Netzwerk:
sie mit mir geschimpft. Aber sie hat nichts zu Mama und Papa gesagt. Und sie hat sogar mein Bett gemacht. Und da hat sie ja die ganzen Flöhe entdeckt.“ Otto verzog das Gesicht und kratzte sich wieder.
    „Hör auf zu kratzen, hab ich gesagt.“ Der Junge hatte sich schon blutig gekratzt. „Das war aber nett von deiner Schwester, dass sie dich nicht verpetzt hat.“
    „Ja, nicht wahr“, lachte Otto. „Aber ein bisschen ein schlechtes Gewissen hab ich schon“, beichtete er dann ernüchtert.
    „Wegen Hennes? Das solltest du auch.“ Robert sah ihn ernst an. „Hennes soll nachts den Hof bewachen.“
    „Nein, doch nicht deshalb.“ Otto verdrehte die Augen. „Wegen Katrin. Sie ist immer so nett zu mir und ich bin schuld, dass alle denken, sie spinnt.“
    „Ach, ja?“ , fragte Robert interessiert. „Wieso denn?“
    Otto biss sich auf die Lippe und zögerte. „Du musst aber versprechen, dass du es keinem weitererzählst.“
    „Gut, ich verspreche es.“ Amüsiert fragte er sich, was jetzt wohl kommen möge.
    „Weißt du noch, als Katrin einmal beim Essen erwähnt hat, in der Butterkammer wäre eine Maus?“ Als sein Gegenüber nickte, sprach er schnell weiter. „Katrin hat dann eine Mausefalle aufgestellt, obwohl Oma behauptet hat, Katrin spinnt. Nun, ich hab die Mausefalle zuschnappen lassen. Sie liegt ganz in der Ecke unter dem Tisch. Wenn man sich nur bückt und flüchtig guckt, fällt es gar nicht auf, dass die Falle gar nicht mehr gespannt ist.“ Otto holte Luft.
    „Heute Morgen hat Oma beim Frühstück doch wieder gesagt, dass Katrin nicht ganz gescheit wäre. Wenn es eine Maus geben würde, dann wäre sie schon längst in die Falle gegangen. Und dabei hat Katrin die ganze Zeit Recht gehabt“, schloss er bekümmert.
    „Aber wenn du weißt, dass deine Schwester Recht hat, warum hast du dann die Falle zuschnappen lassen?“
    „Weil die Mäuse mir gehören.“
    „Was?“ Robert glaubte, sich verhört zu haben.
    „Es sind meine. Vor ein paar Wochen hab ich in meiner Strohmatratze ein paar neugeborene Mäuse gefunden. Die waren noch nackt und so klein waren die.“ Otto zeigte mit Daumen und Zeigefinger die Größe an. „Da hat die Mutter sie wohl noch gefüttert. Und später sind sie dann durch den Spalt in meiner Zimmerwand in die Butterkammer gelaufen. Ich hab ihnen dann abends nach dem Abendessen immer ein bisschen Brot und Käse hingelegt und sie gefüttert. Jetzt muss ich abends nur einen kleinen Moment warten und wenig später kommen sie dann schon und ich kann sie beim Fressen beobachten. Die haben gar keine Angst vor mir.“ Stolz lächelte Otto so breit, dass seine Zahnlücke zum Vorschein kam.
    „Ich kann nicht glauben, dass das noch keinem aufgefallen ist“ , murmelte Robert.
    Otto zuckte die Achseln. „Ich weiß auch nicht, wo die sich den ganzen Tag verstecken. Aber abends pünktlich zum Abendessen kommen sie mich besuchen.“
    „Wie viele hast du denn?“
    „Vier.“
    „Haben die auch Namen?“
    „Nee, die sehen doch alle gleich aus.“
    Robert lachte. „Otto, du bist mir einer.“
    „Denk daran, dass du versprochen hast, es niemandem zu verraten.“
    „Ich weiß. Ich sag kein Sterbenswörtchen.“ Robert schüttelte den Kopf. Er erzählte gern mit Otto, aber darüber vergaß er ganz, dass sie noch eine Menge zu tun hatten. „Komm, Otto, jetzt halt das Brett fest.“
    Otto hielt das Holz an die vorgegebene Stelle, und wartete, dass Robert die Nägel einschlug. „Meinst du denn, ich soll den Mäusen Namen geben? Das ist eigentlich keine schlechte Idee, es sind ja schließlich meine Haustiere, nicht wahr?“
    „Klar. Meine hatte damals einen Namen.“
    „Deine? Sag bloß, du hattest auch Mäuse!“ Erstaunt ließ Otto wieder das Brett los.
    „Ich hatte nur eine, nicht mehrere.“
    „Wirklich? Und die hatte einen Namen?“
    „Wer hatte einen Namen?“
    Erschrocken drehten die beiden sich um. Keiner hatte Katrin kommen hören, so waren sie in ihre Unterhaltung vertieft gewesen.
    „Niemand“, riefen beide wie aus einem Mund.
     
    „Ihr seht ja ganz schön ertappt aus.“ Gutgelaunt trat sie näher. Eigentlich sollte sie gar nicht hier sein, aber sie hatte nicht die geringste Absicht gehabt, sich mit ihrem angeblichen Verehrer rumzuschlagen. Wie verhielt man sich, wenn man wusste, dass jemand am Tisch saß, der sich für einen interessierte? Und auch noch unter den hämischen Augen des Schwagers, der seinen Freund bestimmt für geistig umnachtet hielt. Und dann mochte

Weitere Kostenlose Bücher