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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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schon darauf hingewiesen. Du kannst mich ruhig duzen.“
    Nach einem Augenblick nickte er schließlich. „Also gut. Gib mir bitte das Brett.“
    „Das Dach ist ja gleich schon fertig.“
    „Mmm, ging mal alles so glatt.“
    „Ja, nicht wahr. Aber mit der Ernte ist ja bis jetzt auch alles gut gegangen.“
    „Dein Vater ist auch froh, dass er die verlorene Zeit wieder aufgeholt hat. Soweit das möglich war.“ Er brach abrupt ab.
    „Was?“
    „Nichts.“
    „Du wolltest doch noch was sagen.“
    „Ja“, er zögerte, „aber dein Vater macht sich trotzdem Sorgen.“ Er stieg vom Dach herunter. „Ein Teil der Ernte ist von der Sonne praktisch verbrannt. Der Sommer war viel zu trocken. Dein Vater hat sich weit mehr erhofft.“
    „Das hat Mama auch schon gemerkt. Aber Papa hat gesagt, der Schaden falle nicht ins Gewicht. Die Preise auf dem Markt wären ja dementsprechend.“
    Er zuckte nur die Achseln.
    „Du meinst, er hat das nur gesagt, damit wir uns keine Sorgen machen?“
    „Keine Ahnung. Wahrscheinlich. Vielleicht ist der Rest ja nicht so stark betroffen. Wir haben ja den Hafer noch nicht abgeerntet.“
    „Das Dach ist ja fertig .“ Otto kam mit Hennes angerannt.
    „Ach, da kommt ja der Flüchtling wieder“, lachte Katrin.
    „Ja, Otto. Das Dach ist fertig. Aber nicht dank deiner Mithilfe.“
    Langsam verblasste Ottos freudiges Lächeln, als Robert ihn so sauer anguckte. „Ich mach das hier nicht für mich, Otto. Das ist doch deine Hütte, oder? Und du verschwindest und lässt deine Schwester deine Arbeit machen.“
    Geknickt sah Otto zu Boden. „Tut mir leid, Robert, dass ich einfach abgehauen bin.“
    „Dann räum jetzt den Kram zusammen. Für heute machen wir Schluss. Den Rest machen wir nächste Woche.“
    „Und dann helf ich dir auch wieder, Ehrenwort.“
    „Dann ist es ja gut .“ Robert struwwelte Otto das Haar durcheinander und gemeinsam machten sie sich auf den Heimweg.
    Otto plapperte Robert die Ohren voll, und dieser hörte geduldig zu. Katrin schwieg. Sie fragte sich, warum sie jedes Mal so guter Stimmung war, wenn sie es geschafft hatte, mit Robert Kalter eine Unterhaltung zu führen, so spärlich sie auch gewesen war. Sie kannte sich in letzter Zeit kaum wieder. Sie, die immer so vernünftig gewesen war, benahm sich vollkommen dumm. Sie hatte von jeher das Leben auf dem Bauernhof gemocht, mit all seinen Aufgaben und Pflichten. Und wenn sie auch die meiste Zeit zufrieden war, so zog doch ein Tag wie der andere an ihr vorüber. Doch seit neuestem stand sie etwas beschwingter auf. Wenn sie alle gemeinsam auf dem Feld arbeiteten und sie mit Robert ein paar Worte wechseln konnte, ging ihr die Arbeit leichter von der Hand. Und wenn er bei den gemeinsamen Mahlzeiten neuerdings ab und an ein paar Worte zu der Unterhaltung bei Tisch beisteuerte, so hoffte sie, dass dies ein Zeichen dafür war, dass er sich als Teil der Familie sah. Denn für sie war er das längst geworden.
    Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu, wie er da neben ihrem Bruder herlief. Die Gefühle, die sie ihm entgegenbrachte, konnte sie nicht benennen, sie wusste nur, dass sie ihr unbekannt waren. So sehr war sie mit ihrem Gefühlschaos beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkte, dass sie schon zu Hause angekommen waren. Tief in Gedanken versunken trat sie durch das Hoftor, als Otto sie aufschreckte. „Fia, huhu.“
    Katrin riss alarmiert den Kopf nach oben und sah auf ein emsiges Gewimmel verschiedener Personen. Georg half Sofia gerade in ihre winzige Kutsche, Mama gestikulierte wild in der Gegend herum und bedankte sich wieder einmal für irgendetwas, und Karl stieg gerade auf sein Fahrrad. Das durfte doch nicht wahr sein. Katrin unterdrückte ein Stöhnen.
    „Komm, Otto, wir bringen das Werkzeug weg“, brummte Robert und stapfte mit Otto und Hund davon.
    Katrin zwang sich zu einem Lächeln und ging auf die anderen zu.
     
    „Ah, da bekomme ich die Katrin ja doch noch zu Gesicht. Welch eine Freude.“ Karl beugte sich über sein Fahrrad und gab ihr die Hand.
    Katrin widerstand dem Drang, sich nach seinem schlaffen, feuchten Händedruck die Hand an ihrem Kleid abzuwischen. „Karl“, sagte sie und hoffte, man hörte ihr ihren Widerwillen nicht an, „wie nett von dir, uns zu besuchen.“
    „Stell dir vor“, rief Luise aufgeregt, „du warst gerade weg, da kam der Karl zu Besuch.“
    „Ach.“ Katrin vermied es, zu ihrer Schwester zu blicken.
    „Ja, ich bin gekommen, um allen einen Besuch abzustatten und um deine

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