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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Helikopters.
    »Verluste?«, fragte Timo.
    »Zwei Tote, einer davon der Entführer, der den Bus gefahren hat. Sie haben noch immer an die zwanzig Geiseln. Eine davon offenbar gesundheitlich schwer angeschlagen.«
    Timo machte kehrt und lief zur Mitte des Parkplatzes, wo gerade der Helikopter landete. Alles war zum Teufel gegangen. Und ihm würde man dafür die Schuld geben.

60
    Sandrine versuchte, rhythmisch die Brust des auf dem Gang des Busses liegenden Cohen zu drücken. Bei dem heftigen Schaukeln war das schwierig, der Bus raste mit unglaublichem Tempo durch die Stadt. Sie hätte Herman am Steuer zurufen wollen, er werde sie noch alle umbringen, aber sie wusste, dass es sinnlos wäre. Diese Männer hatten nichts mehr zu verlieren.
    »Sandrine, wie ist die Lage?«, rief Herman seinerseits nach hinten.
    »Die Verwundeten müssen ins Krankenhaus   …«
    »Nein, du bist dafür verantwortlich, dass alle am Leben bleiben. Keine einzige Geisel wird irgendwohin gebracht, hast du verstanden?«
    Der Fahrtwind wehte Sandrine die Haare vors Gesicht, und sie strich sie immer wieder verzweifelt zur Seite. Sie widmete sich wieder Cohen, legte den Finger auf seine Halsschlagader, aber wegen der abrupten Bewegungen des Busses war es schwer, den Puls zu fühlen.
    Der Mann wirkte leblos. Hinter Cohen lag der Italiener Guillermo Razzone auf dem Gang. Sein Hemd hatte sich rot gefärbt.
    »Hilf mir«, sagte er und streckte die Hand nach Sandrine aus.
    Auch aus anderen Richtungen hörte man trotz des dröhnenden Motors klagende Stimmen. Sandrine stand mühsam auf. Sie musste sich mit beiden Händen an den Sitzenfesthalten, weil der Bus an einer Kreuzung scharf abbog. Sie war gezwungen, schnell zu entscheiden, wem sie am dringendsten helfen musste.
    Wie gelähmt saßen die übrigen Geiseln auf ihren Plätzen und krallten sich an den Rückenlehnen der Vordersitze fest.
    Sie konnte Patrik nicht entdecken. Lag er irgendwo leblos zwischen den Sitzen?
    »Bleib, wo du bist!«, herrschte Geir sie an und richtete die Waffe auf Sandrine, spähte dabei aber nervös aus dem Fenster.
    »Ich muss mir einen Überblick über die Verwundeten verschaffen.«
    Geir ließ sie vorbei. Zwei Meter weiter richtete Jörg die Waffe auf Taylor, dessen Gesicht einen vollkommenen Schockzustand verriet.
    Sandrine bemerkte die schwarze Tasche, die den Zylinder mit der Atommüllprobe enthielt. Sie kniete sich neben Razzone hin. Eine Kugel hatte seine Brust durchdrungen.
    »Mir ist kalt«, sagte er. »Ich friere   …«
    Da bemerkte Sandrine ein paar Trekkingschuhe neben sich. Sie sah auf und begegnete dem Blick von Andrus.
    »Dieser Mann muss dringend ins Krankenhaus«, sagte sie.
    Andrus nahm die Waffe in die andere Hand, packte Sandrine am Arm und zerrte sie hoch.
    »Der kann bis zum Flughafen durchhalten«, sagte er und zog Sandrine mit sich in den hinteren Teil des Busses. »Ich habe einen anderen Patienten für dich.«
    Sandrine blickte nach rechts und links, konnte Patrik aber nicht entdecken. War es ihm gelungen, im Schutz des Qualms zu entkommen?
    Draußen registrierte sie im Vorbeifahren eine gelb blinkende Ampel.
    Vor der letzten Sitzreihe ließ Andrus sie los. Bronislaw hockte dort zusammengesunken und hielt sich die blutende Schulter. Sandrine wäre beinahe auf ihn gefallen, weil der Bus eine heftige Lenkbewegung machte.
    »Nimm die Hand von der Wunde.«
    Die Kugel war unter dem Schlüsselbein eingedrungen und hatte großen Blutverlust verursacht, aber keine lebensnotwendigen Organe beschädigt.
    »Such den Erste-Hilfe-Kasten und verbinde die Wunde!«, sagte Sandrine zu Andrus. »Dann bringst du mir den Kasten. Es gibt andere, die mich dringender brauchen.«
    Andrus hob die Waffe. Sein Gesicht war von extremem Stress und Frustration verzerrt.
    »Du gehst nirgendwohin. Du konzentrierst dich jetzt darauf«, zischte er.
     
    Patrik versuchte, sich auf dem cremefarbenen Ledersitz aufrecht zu halten, als der Voyager sich in einer Kurve zur Seite neigte. Die Kabelbinder schnürten an seinen Handgelenken hinter dem Rücken das Blut ab.
    »Wo bringt ihr uns hin?«, fragte er den Amerikaner, der neben ihm saß, ohne eine Antwort zu erhalten.
    Einzelne Regentropfen fielen auf die Windschutzscheibe. Das Auto beschleunigte auf die nächste Kreuzung zu. Sie näherten sich dem Brunnenpark. Erst da fiel Patrik ein, dass in dem Viertel die Botschaft der USA lag.
    Macht ihr mit mir dasselbe wie mit Börjesson, hätte er am liebsten Rockwell auf dem Beifahrersitz

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