Ein Schlag ins Herz
Wäre sie nicht nach Afrika gegangen, wäre sie noch am Leben …«
»Klaus, hör auf! Damit holst du Beate auch nicht zurück«, wies Birgit Funke noch strikter als zuvor ihren Mann zurecht. Sie sah Patrik an. »Was wollen Sie wissen?«
Patrik blickte ihr in die Augen. »In ihren letzten Minuten hat Beate … um Verzeihung gebeten.«
Er musste sich räuspern, um weitersprechen zu können. »Können Sie sich vorstellen, was sie gemeint hat?«
Die Frau sah ihren Mann an, der ausnahmsweise stumm blieb.
»Ich kann es Ihnen nicht sagen … vielleicht meinte sie all das, was passieren würde, die Trauer, die ihr Tod bei uns allen auslöst …«
»Ja, das mag sein«, sagte Patrik nachdenklich. »Aber ichhatte den Eindruck, dass sie speziell mich für etwas um Verzeihung bat.«
»Ach ja? Sie glauben also, Sie hätten ihr in der Stunde ihres Todes mehr bedeutet als ihre Eltern?«, schaltete sich Klaus Funke ein.
»Womöglich hat sie für ihre Tätigkeit als Aktivistin um Verzeihung gebeten. Wir waren nämlich sehr dagegen«, sagte Beates Mutter, ohne auf den Kommentar ihres Mannes einzugehen. »Natürlich sind wir für Umweltschutz, aber wir akzeptierten nicht die Kreise, in denen Beate verkehrte.«
»Und Sie kommen auch aus diesen Kreisen, nicht wahr?« Klaus Funke starrte Patrik herausfordernd an.
»Ich kenne die Dinge, die Beate untersucht hat. Wir hatten die gleichen Ansichten. Und wir hatten gemeinsame Pläne für die Zukunft. Deshalb wundere ich mich ja auch, dass sie Ihnen nie etwas von mir erzählt hat.«
»Vielleicht gerade deshalb«, meinte Klaus Funke bitter. »Sie kommen aus dem gleichen Umfeld wie ihr früherer Freund. Beate wusste, dass wir keine Zukunftspläne mit solchen Menschen akzeptierten.«
Wieder spürte Patrik den Stich der Eifersucht. Zugleich kam ihm diese Reaktion vollkommen absurd vor: Wer konnte auf den Exfreund einer toten Frau eifersüchtig sein?
»Sie haben den Mann nicht gemocht?«, zwang er sich zu fragen.
»Er hat von Beate viel zu viel verlangt. Er wollte, dass sie sich etwas widmete … was immer es auch war. Beate hat sich durch diesen Mann verändert. Wir sahen sie so gut wie nicht mehr. Immer war etwas Geheimnisvolles im Gange. Einmal erzählte sie uns, der Mann habe sie aufgefordert, den Kontakt zu uns abzubrechen. Und einmal …«
Funke geriet wieder in Erregung, er musste Atem holen,bevor er weiterreden konnte: »Es gibt keine Beweise dafür, und Beate hat es auch nicht zugegeben … aber einmal, bei einem der wenigen Male, die sie uns besucht hatte, sah ich einen blauen Fleck an ihrem Arm. Ich fragte sie danach, und sie behauptete, sie sei auf der Treppe gestürzt. An ihrem Gesicht sah ich jedoch, dass sie log. Ich glaube, der Mann hat sie geschlagen. Und das wäre auch kein Wunder, bei der Vergangenheit.«
»Klaus …«, mahnte Birgit und blickte verstohlen zu Patrik.
»Du kannst es ruhig sagen«, schnaubte ihr Mann. »Ich habe einen Privatdetektiv beauftragt, einen der besten in Hamburg und verdammt teuer, damit er sich mit dem Mann beschäftigt. Und sein Bericht hat nur bestätigt, was ich schon geahnt hatte. Der Mann war ein militanter Grüner, eine Art Ökoterrorist. Ein geistiger Erbe von Baader-Meinhof. Gefährliches Pack. In solche Kreise hat dieser Dominik Gladbach unsere Beate eingeführt.«
Patrik fuhr zusammen, als hätte er einen Stromschlag bekommen. »Dominik Gladbach?«
12
In der Abenddämmerung ging Sandrine die breite Eingangstreppe des Hotels Jaeger hinunter in den Park, und der Wind vom Meer erfasste ihr Haar. Zum Abendessen hatte sie einen Tisch im Hotelrestaurant reserviert, das sich im modernen Nebengebäude befand. Herman und seine Leute bewegten sich vollkommen unabhängig von ihr, sie zeigten sich nie zusammen.
Ein Volvo fuhr vor und hielt unmittelbar vor der Treppe.
»Guten Abend«, sagte der Mann, der aus dem Wagen stieg, laut und trat vor Sandrine hin. Er war mittleren Alters, hatte ein freundliches Gesicht, eine beginnende Glatze und trug einen Popelinemantel. Ein schwedischer Polizist, da bestand kein Zweifel.
»Sandrine Denaux?«, versicherte er sich. Er zeigte seine Dienstmarke und sprach auf Englisch weiter. »Ich bin Kommissar Andersson und möchte gerne ein paar Worte mit Ihnen wechseln.«
Sandrine lachte kurz auf. Ihr Herz pochte, aber sie ließ sich nichts anmerken. »Worum geht es?«
Andersson lächelte beinahe sonnig. »Das wollte ich Sie eigentlich fragen. Warum geht ein Hotelgast stundenlang
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