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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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herum und fotografiert in einem Haus, das für seine wohlhabende Klientel bekannt ist? Das wirft Fragen auf.«
    »Der Ort hier ist großartig. Selbstverständlich mache ich einige Erinnerungsbilder.«
    »Aber das müssen doch nicht gleich Dutzende sein?«
    Sandrine atmete ruhig. Der Polizist hatte es darauf abgesehen, sie zu provozieren.
    »Sie haben auch den Personalbereich betreten. Sagen Sie jetzt bloß nicht, sie wären aus Versehen durch die falsche Tür gegangen.«
    »Verzeihung, aber ich habe einen Tisch reserviert und möchte jetzt zum Essen gehen.«
    »Sie haben keine Reservierung.« Mit einem Mal war alle Freundlichkeit aus dem Tonfall des Polizisten gewichen. »Sie können zurück zum Empfang gehen, dort wartet der Hotelchef auf Sie. Er will mit Ihnen sprechen.«
    Sandrine dachte fieberhaft nach. Sicherlich hatte der Polizist ihre Daten international abgefragt und die entsprechenden Registereinträge gefunden. Leugnen wäre also sinnlos. Zumindest von ihrer Festnahme bei der G 8-Demonstration in Genua wusste er auf jeden Fall Bescheid.
    »Allmählich gewinne ich den Eindruck, dass Schweden ein Staat ist, in dem die Meinungsfreiheit nicht ganz uneingeschränkt ist.«
    »Bereiten Sie eine Demonstration vor?«
    »Man wird doch auch gegen die Bilderberg-Konferenz demonstrieren dürfen?«
    »Aber ja. Sofern man es ordnungsgemäß anmeldet. Auf dem Hotelgelände haben Unbefugte aber während der Konferenz nichts verloren.«
    »Manch ein normaler Bürger interessiert sich dafür, in welch luxuriösem Ambiente über seine Angelegenheiten entschieden wird. Wir veröffentlichen die Bilder im Internet.«
    »Sie werden sicher verstehen, dass das Hotel Ihre Aktivitäten nicht unterstützen muss und auch nicht kann. Der Hoteldirektor will mit Ihnen sprechen, wie ich bereits sagte, weshalb Sie jetzt zur Rezeption zurückgehen sollten.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte sich Sandrine um undstieg die Treppe hinauf. Sie war wütend, und unter normalen Umständen hätte sie ordentlich auf den Putz gehauen, aber jetzt konnte sie nicht das Risiko eingehen, in der Zelle zu landen und dadurch die ganze Operation zu gefährden.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte sie den Hoteldirektor, sobald sie die Rezeption erreicht hatte. Die Gäste, die sich in der Lobby aufhielten, drehten sich alle erstaunt zu ihr um. »Sie haben meine Tischreservierung rückgängig gemacht. Darf ich fragen, warum?«
    »Die Reservierung ist storniert worden, weil Sie als Gast nicht willkommen sind. Wir bitten Sie, das Hotel unverzüglich zu verlassen. Für das Zimmer werden wir Ihnen nichts in Rechnung stellen.«
    Sandrine kniff die Lippen zusammen und machte auf dem Absatz kehrt.
    Im selben Moment fiel ihr Blick auf Herman, der auf der anderen Seite der Lobby in einer Reisebroschüre las. Sandrine begriff, dass er alles gehört hatte.
    Sie spürte, wie Frustration und Zorn immer stärker in ihr aufstiegen.
     
    Timo stand im Lageraum der E U-Kommission , wo rund um die Uhr die Ereignisse auf der ganzen Welt verfolgt wurden. In dem abgedunkelten Raum leuchteten Monitore, Kartentische und Computerbildschirme, es sah aus wie eine Mischung aus Nachrichtenredaktion und Weltraumzentrale.
    Die Uhr zeigte 21.20.   Timo verfolgte die Videokonferenz, die der stellvertretende Vorsitzende von SitCen mit einem Mitglied der NAT O-Einheit führte, die auf die Abwehr von Computerattacken spezialisiert war.
    »Vor wenigen Minuten sind die Seiten des Estnischen Rundfunks zusammengebrochen«, sagte der Beamte aus Tallinn. »Zuvor wurde die Homepage der größten Tageszeitunglahmgelegt. Nach dem Server der Hacker wird bereits gefahndet. Hoffentlich führt die Spur nicht direkt nach Russland, sonst verschärft sich die Lage noch mehr.«
    Timo hörte dem Gespräch besorgt und interessiert zu. Während des Streits um das Bronzedenkmal hatte man mehrmals festgestellt, dass eine Internetattacke im Prinzip eine ebenso ernste Verletzung der Souveränität darstellte wie ein Raketenangriff. Allerdings konnte man sich darauf jetzt nicht berufen, denn sonst müsste man allzu intensiv über Artikel 5 des Verteidigungsbündnisses nachdenken.
    »Wie sieht es aus?«
    Timo sah sich um. Åsa stand hinter ihm.
    »Schlecht, ehrlich gesagt«, antwortete er. »Haben wir etwas Neues?«
    »Ich schreibe schon am Bericht. Gerade habe ich mit Söderlund telefoniert.«
    Timo trat dich an sie heran, um Åsa bei dem Stimmengewirr, das nun im Raum herrschte, besser zu hören. Johan Söderlund arbeitete

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