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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Sondereinheit der Stockholmer Polizei, die nach den Geiseldramen der Siebzigerjahre gegründet worden war, nach dem Banküberfall am Norrmalmstorget und dem Überfall der RAF auf die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland.
    Åsa bat erneut um das Wort. »Es handelt sich nicht um gewöhnliche Terroristen. Unter den Entführern ist, wie Marcus gesagt hat, mindestens ein Söldner, vielleicht sind es auch mehrere. Sie werden sich nicht auf selbstmörderische Aktionen einlassen.«
    »Und laut Zeugenaussagen befinden sich weder unter den Angreifern des Hotels noch des Schiffes Personen, bei denen ein ethnischer Hintergrund mit Bezug zum Nahen Osten angenommen werden kann«, fügte Hellström hinzu.
    In dem Moment kam ein Polizist zur Tür herein. »Die
Sigyn
hat sich in Bewegung gesetzt, in nordöstliche Richtung. Mit Kurs auf den Finnischen Meerbusen.«

28
    Die
MS Sigyn
pflügte mit vollen zwölf Knoten Geschwindigkeit durch die Wellen. Patrik sah die Bugwelle wie einen Fächer aufgehen. Sobald der letzte Bilderberg-Gefangene an Bord gewesen war, hatte das Schiff Fahrt aufgenommen.
    Das unregelmäßige Rattern der vibrierenden Metalltreppe dröhnte in Patriks Ohren. Bei den Geiseln flatterten Rockschöße und Krawatten, während sie sich am Geländer die Treppe hinaufzogen. Patrik stand auf dem obersten Gitter und sah unter sich keineswegs niedergeschlagene Menschen, die sich ihrem Schicksal ergaben. Die Blicke einiger Männer waren zwar besorgt, zum Teil auch ängstlich, aber die meisten von ihnen sahen sich neugierig, sogar trotzig um. Ein Mann flüsterte einem anderen etwas zu.
    »Mund halten!«, brüllte Herman.
    Patrik fuhr aus seinen Gedanken hoch. Er ging ein paar Schritte seitlich, um besser aufs untere Deck sehen zu können, wo Sandrine hockte. Sie schien den großen weißen Verband an der Hand von Jörg, der an die Reling gelehnt auf dem Deck saß, zu korrigieren. Dabei sprach sie mit ihm.
    Patrik kniff die Augen zusammen, um besser zu sehen. Nun tauchte unten auch Herman auf und gab Jörg eine Waffe. Sandrine erhob sich und verschwand um eine Ecke.
    Inzwischen waren fast alle Bilderberg-Gefangenen in die Innenräume getrieben worden.
    »Schneller!«, brüllte Jochem. »Das ist kein Schaulaufen hier.«
    Patrik erkannte, dass die Entführer mit diesen Gefangenen äußerst vorsichtig sein mussten. Zwar waren sie unbewaffnet, aber wenn man ihnen die Gelegenheit gab, sich untereinander auszutauschen, sich zu verbünden, die Umgebung kennenzulernen und Schlussfolgerungen zu ziehen, konnten sie durchaus bedrohlich werden. Es gab unter ihnen knallharte Unterhändler, für die es zum Alltag gehörte, auch aussichtslos erscheinende Situationen zu meistern.
    Auf einmal merkte Patrik, dass Dominik, der ganz oben auf der Kommandobrücke stand, mit nachdenklichem Gesicht direkt zu ihm herunterschaute.
    Nun ging die letzte Geisel an Patrik vorbei durch die Tür nach drinnen. Ihm war nicht verborgen geblieben, dass viele der Männer sich sein Gesicht eingeprägt hatten. Bei der Vorstellung, in den Augen dieser Männer einer der Entführer zu sein, schauderte es ihn.
    Als Letzte stand Sandrine da und starrte ihn an. Patrik wandte verächtlich den Blick ab.
     
    Was machte Patrik hier? Unablässig pulsierte diese Frage in Sandrines Kopf. Hatten er und Herman die Aktion zusammen ausgeheckt? Sandrine hatte gar nicht gewusst, dass die beiden sich so gut kannten.
    Sie ging auf die Tür zu, durch die alle anderen Geiseln hineingegangen waren. Patrik stand jetzt daneben.
    Hatte der Tod seiner Freundin ihn durcheinandergebracht? Wie viel Genuss bereitet es ihm, mich zu demütigen?, fragte sich Sandrine.
     
    Patrik ballte die Fäuste, als Sandrine so dicht an ihm vorbeiging, dass er fast eine Berührung ihrer Hand zu spürenglaubte. Am liebsten hätte er die Frau aus ihrer Überheblichkeit herausgerissen, sie geschüttelt, sie angeschrien   … Stattdessen stand er nur stumm da, als sie in die Mannschaftskabine verschwand. Er würde sich zusammenreißen und den passenden Moment abwarten.
    »Ich übernehme die erste Wache«, sagte Bruno zu einem von Sandrines Männern.
    »Und du«, wandte sich Bruno an Patrik, er hatte dunkle Ringe unter den Augen, »du wirst dich jetzt endlich nützlich machen und mit Konstantins die Arbeit im Frachtraum aufnehmen.«
    Patrik spürte einen Schauer der Angst und der ungeduldigen Erwartung zugleich. Jetzt würde er wenigstens erfahren, was hier vorging. Und im Frachtraum hätte er die Gelegenheit,

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