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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Tür gewartet hatte, führte sie umgehend im Laufschritt durchdie Gänge. Im ersten Stock blieb der Polizist stehen, klopfte an eine Tür und öffnete sie sofort, ohne eine Reaktion abzuwarten.
    Den Raum dominierte eine an die Wand projizierte Seekarte, auf der ein roter Punkt markiert war: die
MS Sigyn
. Die Teilnehmer der Besprechung hatten gerade Platz genommen. Ihre Mienen waren ernst und konzentriert. Der Chef der
Rikspolis
, Bengt Schultz, der höchste Polizeibeamte Schwedens, saß am Kopfende des Konferenztisches und stellte Åsa als die zuständige Person für die internationale Koordination vor. Dann eröffnete er die Sitzung: »Diese Versammlung ist einberufen worden, weil die jüngsten Ereignisse unsere schlimmsten Befürchtungen übertroffen haben. Es hat sich herausgestellt, dass die Gruppierung, die für den Überfall auf die Bilderberg-Konferenz verantwortlich zeichnet, ihre prominenten Geiseln auf die
MS Sigyn
verbracht hat. Die zwei Krisenstäbe, die für die beiden Fälle eingerichtet worden sind, werden zusammengelegt und unter den Vorsitz von Polizeidirektor Marcus Hellström gestellt.«
    Neben Schultz erhob sich ein energisch und konzentriert wirkender Mann. Die überraschende Wahl veranlasste die Anwesenden, Blicke zu wechseln.
    »Marcus ist der Leiter der Bereitschaftsabteilung für außergewöhnliche operative Situationen bei der
Rikspolis
. Die Aufgabe dieser Abteilung besteht genau darin, sich auf Situationen einzustellen, in denen die Sicherheit des schwedischen Staates gefährdet ist. Er hat unter anderem Erfahrungen in den Vereinigten Staaten gesammelt, wo er an den Aktivitäten des
Hostage Rescue Team
und der SWA T-Spezialeinheiten beteiligt gewesen ist.«
    Åsa bat um das Wort. »Ich möchte eine ganz frische, interessante Information weitergeben. Noch gibt es keine Bestätigung, aber im Fall
Sigyn
dürfte es sich teilweiseum dieselbe Gruppierung handeln, die für die Aktion gegen die Erdgas-Pipeline im Finnischen Meerbusen verantwortlich gewesen ist. Ein Mitglied der Gruppe, der Este Andrus Reedla, hat an einem Presserundgang auf der
Sigyn
teilgenommen.«
    Diese Information sorgte für spontane Diskussionen am Tisch. Åsa berichtete detailliert, was sie wusste, dann trat Hellström vor die Seekarte an der Wand, um einen Lagebericht zu geben.
    »Im nördlichen Bereich des Kalmarsunds befindet sich ein Frachtschiff mit hoch radioaktivem Atommüll in der Gewalt einer bewaffneten, zum Teil aus ehemaligen Söldnern bestehenden Gruppierung. Es sind etwa dreißig Geiseln genommen worden. Das überraschende und professionelle Vorgehen der Gruppierung beweist, dass wir es mit einem sehr schwierigen Gegner zu tun haben. Die Kontaktaufnahme zu den Behörden hat sich bislang auf eine kurze Mitteilung beschränkt. Darin ist untersagt worden, sich dem Schiff zu nähern. Außerdem sind einige praktische Anweisungen gegeben worden. Falk, wie sind die Möglichkeiten, das Schiff zu stürmen?«
    »Ein Überraschungsschlag mit Booten ist nahezu ausgeschlossen«, sagte Magnus Falk, der Chef der schwedischen nationalen Einsatzkräfte. Åsa war dem streng dreinblickenden Mann einmal bei einem Manöver im Bottnischen Meerbusen begegnet und hatte gesehen, wie er seine Sondereinheit in der Praxis kommandierte. Es mangelte ihm weder an Selbstvertrauen noch an Kompetenz.
    »Die Chancen, mit Hubschraubern erfolgreich zu sein, stehen etwas besser, aber auch da würde es unweigerlich zu Todesopfern kommen. Und falls sie Sprengladungen im Frachtraum mit dem Atommüll installiert haben, kann es in mehr als einer Hinsicht böse ausgehen.«
    »Ein Atommüllbehälter hält im Prinzip auch stärkerenEinwirkungen von außen stand«, sagte Annika Lindholm, die Vertreterin der Atommüllentsorgungsfirma. »Aber wenn sein Inhalt aus irgendeinem Grund ins Meer gelangen sollte, würde das zu einer gewaltigen Ökokatastrophe führen. Dann käme es genau zu dem Unglück, das mit der unterirdischen Endlagerung vermieden werden soll.«
    »Ein Überraschungsangriff ist wegen der beträchtlichen Risiken also praktisch ausgeschlossen«, stellte Schultz fest. »Wir müssen weitere Botschaften abwarten, die Entführer müssen sagen, was sie wollen, damit wir in Verhandlungen treten können.«
    »Und wenn es sich um eine fanatische Gruppierung handelt, deren Absicht darin besteht, das Schiff nach Stockholm zu steuern und es dort à la 9   /   11 in die Luft zu sprengen?«, fragte Lasse Lind, der Chef von Piket. Piket war die operative

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