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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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einen Plan zu machen – vor allem, wenn er dort mit Konstantins allein war.
     
    Die Reifen ratterten auf dem Kopfsteinpflaster, als der Volvo mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Innenstadt von Stockholm raste.
    »Die Lage erfordert eine Bitte um Amtshilfe an die Sondereinheiten der E U-Mitgliedsstaaten «, sagte Timo Nortamo auf dem Rücksitz des Wagens zu Marcus Hellström. Er war nach Stockholm geflogen, als sich herausgestellt hatte, dass die
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mit voller Kraft Kurs auf den Finnischen Meerbusen nahm.
    »SAS oder GSG9?«
    »Hier muss eine Eliteeinheit aus Briten und Deutschen zusammengestellt werden«, antwortete Timo.
    »Auch die besten Männer haben unter schwierigen Bedingungen keinen Erfolg, wenn sie sich nicht kennen und nicht in einem kompakten Team trainiert haben«, gab Marcus Hellström zu bedenken.

29
    Das Dröhnen der großen Dieselmotoren wurde ohrenbetäubend laut, als Patrik die schmale Treppe zum Maschinenraum hinunterstieg. Konstantins folgte dicht hinter ihm mit der Maschinenpistole in der Hand. Im unwirklichen Licht oranger Lampen passierten sie Zeichen, die vor Radioaktivität warnten. Patrik hatte geglaubt, er würde nie mehr in die Welt dieser Zeichen zurückkehren.
    Die Maschinenräume befanden sich beiderseits des Frachtraums und fungierten gleichzeitig als Strahlenschutz. In dem Lärm und den engen Gängen kam sich Patrik vor, als würde er in die Hölle hinabsteigen, in eine Gruft aus Stahl, einer Aufgabe entgegen, der er sich verweigern musste, selbst wenn es ihn das Leben kosten sollte.
    Als sie sich der letzten Treppe näherten, sah er Dominik vor einer Metalltür stehen. Ein großes, gelb-schwarzes Radioaktivitätszeichen war an die Tür gemalt, darunter warnten ein Totenkopf und gekreuzte Knochen vor Gift.
    Unter die Angst, die in Patrik wuchs, mischten sich verzweifelte Fragen und Selbstvorwürfe. Doch seine Gedanken hielten jäh inne, als Dominik die schwere Metalltür öffnete.
    »Warte«, sagte Patrik hastig. Wenigstens auf eine Frage musste er eine Antwort erhalten.
    Dominik hielt in seiner Bewegung inne und sah ihn ausdruckslos an.
    »Warst du es, der in Fonte Moreira dafür gesorgt hat, dass Beate und ich uns treffen?«
    Das spöttische Grinsen, das sich auf Dominiks Lippen bildete, ließ in Patrik sofort die Wut aufschäumen, aber er zwang sich, ruhig zu bleiben.
    »Wie habt ihr mich ausfindig gemacht?«, fragte er heiser.
    »Wenn es dich so sehr interessiert: durch deine Mutter.«
    Patrik brachte kein Wort mehr heraus. Er starrte die graue Tür an, die Dominik nun vor ihm öffnete.
    »Komm jetzt!«, sagte Dominik ungeduldig.
    Durch deine Mutter.
    Mechanisch setzte Patrik den Fuß über die hohe Schwelle und trat in den geräumigen, hohen Frachtraum. Er spürte einen kalten Luftzug auf dem Gesicht und zwang sich zum Sprechen.
    »Was meinst du damit? Was heißt ›durch meine Mutter‹?«
    »Glaubst du, wir haben Zeit, hier deine verkorkste Mutterbeziehung durchzukauen? Ich an deiner Stelle würde mich auf das Wesentliche konzentrieren.«
    Das Motorengeräusch drang dumpf durch die dicken Betonwände. Inmitten des halb dunklen Raums stand ein zwei Meter hoher Atommüllbehälter, der sorgfältig fixiert worden war.
    Patrik vertrieb seine Mutter rasch und wie so oft aus seinen Gedanken und musterte den Behälter. Es war ein CASTOR RMBK-600, wie ihn die Schweden benutzten. Auf dem Boden daneben lagen zwei Schutzanzüge, Werkzeug und andere Utensilien.
    »Das hier ist jetzt deine Baustelle«, sagte Dominik.
    Ein Schauer lief Patrik über den Rücken, und er fing an zu schwitzen, obwohl es kühl im Schiffsrumpf war. »Ich werde den Behälter nicht einmal berühren   …«
    »Gib keine falschen Versprechungen ab. Und dramatisiere das Ganze nicht unnötig. Wir nehmen nur eine kleine Probe.« Dominik hob einen Metallzylinder vom Boden auf.
    »Warum?«
    »Frag nicht, sondern konzentriere dich auf deine Arbeit!«
    Patrik legte sich auf eine Taktik fest. »Aus dieser Hülle kann man nicht so ohne Weiteres eine Probe herausholen. Es ist praktisch unmöglich.«
    »Es ist nicht unmöglich. Das hast du in deinem Bericht selbst nachgewiesen.
Nuclear waste capsules in geological disposal
, Seite 33   –   35.«
    Patrik spürte, wie sich kaltes Entsetzen in ihm breitmachte.
    Durch deine Mutter.
    »Es genügt nicht, ein Loch in die Behälterhülle zu bohren«, sagte Patrik so ruhig und selbstsicher, wie er nur konnte. »Es muss auch ein Loch in den inneren Sicherheitsbehälter

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