Ein Schlag ins Herz
Dominik. »Willkommen in unserer Gruppe!«
Patrik begnügte sich mit einem Nicken. Beate hatte ihm erzählt, dass die Gruppe von den Erfahrungen, die Dominik als Söldner gesammelt hatte, und seiner Kompetenz profitierte. Anfangs war Patrik zögerlich gewesen, doch die Idee, an der Seite der Frau, die er liebte, für hohe Werte aktiv zu werden, hatte ihn fasziniert. Doch ohne Beate kam er sich unter den Männern, die er kaum kannte, verlassen vor. Dominik verhielt sich ihm gegenüber kühl, wenn auch korrekt.
»Die Generalprobe ist gut gegangen«, fuhr Dominik fort, den Blick noch immer streng auf Patrik gerichtet.
»Die Generalprobe?«, fragte Patrik, nicht zuletzt, weil man das offenbar von ihm erwartete.
Die erleichterte und befreite Stimmung war verflogen. Die Männer sahen ihn ernst an.
»Du bist jetzt bei einem großen Projekt dabei«, sagte Dominik. »Bei einem Projekt, das nur realisiert werden kann, weil du mitmachst.«
3
Dr. Sandrine Denaux zog am Rand der schmalen Straße die Handbremse des Landrovers. Langsam legte sich der rötliche Staub, den der Geländewagen aufgewirbelt hatte.
Warum wollte Herman sich mit ihr treffen?
Sie lauschte. Weit entfernt im Urwald waren gedämpfte Rhythmen zu hören, aber das waren keine afrikanischen Trommeln, das war U2.
Da regte sich etwas im Blattwerk, und ein Mann mit einem Maschinengewehr trat aus dem Gebüsch. Der Bewaffnete trug Tarnhosen und Stiefel, über seine Schulter lief ein Patronengürtel. Hinter ihm kam ein zweiter Mann zum Vorschein, der lediglich Shorts anhatte, aber ein großes Buschmesser am Gürtel trug.
Sandrine folgte den beiden in den Dschungel und versuchte dabei, ihre Anspannung zu verbergen.
»
See the world in green and blue … See China right in front of you …
« Sie kamen Bonos Stimme im Urwald immer näher. Unweigerlich verzogen sich Sandrines Lippen zu einem Lächeln.
»
See the canyons broken by cloud … See the tuna fleets clearing the sea out …«
Irgendwann endete die dichte Vegetation, und sie standen am Rand einer vom üppigen Grün eingefassten Lichtung, auf der mehrere kleine Zelte aufgebaut worden waren. Die Musik kam aus dem größten von ihnen.
Ein weißer Mann von etwa dreißig Jahren, der sichden Kopf rasiert hatte, trat aus dem Zelt. Beim Anblick des Besuchs zeigte sich auf Herman McQuinns Gesicht ein jungenhaftes, schelmisches, von einem dünnen Bart gerahmtes Lächeln, hinter dem Sandrine allerdings Anspannung ahnte. Der Amerikaner breitete die Arme aus, wobei sein ponchoähnliches Gewand die Tätowierungen auf den Armen freigab.
»Doktor Denaux,
I suppose
. Meine Lieblingsärztin. Gut, dass du so kurzfristig kommen konntest. Du siehst wie immer hervorragend aus.«
Herman musterte Sandrine vom Scheitel bis zur Sohle und war offensichtlich zufrieden mit dem, was er sah, so wie immer, wenn sie sich begegneten. Sandrines abgetragene Shorts und das verschwitzte, eng anliegende Shirt konnten McQuinns Bewunderung nicht mindern.
»Du auch, Herman. Hat dich Afrika wieder in seinen Bann gezogen?«
»Ich muss nur ein paar berufliche Dinge managen. Auch wenn man hier gut ohne mich auskommt. Oder was meinst du, Geir?«
Der blonde Norweger saß mit einem Laptop auf dem Schoß auf einer Holzkiste in der Sonne. Auf seinen nackten, sehnigen Armen perlten Schweißtropfen. Seine sorgfältig frisierten blonden Haare zierten hellere und dunklere Strähnchen, als wäre er gerade erst bei einem Trendfriseur gewesen. Das Computerkabel war an einem Solarzellenpaneel angeschlossen. Geir hatte die Internetseiten einer amerikanischen Klatschillustrierten geöffnet, die sich ausgiebig der konfliktreichen, von skandalösen Enthüllungen geprägten Ehe von Hollywoods Promipaar Nummer eins widmete.
»Du scheinst auch im Dschungel die wichtigsten Neuigkeiten aus der zivilisierten Welt genau zu verfolgen«, sagte Sandrine.
Geir schüttelte den Kopf. »Es ist schon seltsam, dass die Paare heutzutage einfach nicht mehr zusammenbleiben.«
»Ist die Wunde schon verheilt?«, fragte Sandrine mit Blick auf Geirs Oberkörper.
Der Mann hob sein T-Shirt an und zeigte neben den steinharten Bauchmuskeln die saubere Narbe der Schusswunde an der Seite. Geir hatte Hermans Gruppe übernommen, als dieser Afrika für mehrere Jahre verlassen hatte und in den Hexenkessel von Pakistan und Afghanistan zurückgekehrt war. Gerüchten zufolge hatte Herman McQuinn, nachdem er aus den Sondereinheiten der U S-Armee ausgeschieden war, seine
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