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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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die Heftigkeit seiner Internetattacken erhöhte.
    Das Ergebnis der kurzen Diskussion war eindeutig: Die Vereinigten Staaten würden Russland deutlich machen,dass sie, wenn nötig, durchaus in dem Konflikt Stellung beziehen würden.
    Der Sekretär reichte dem Präsidenten die Mappe mit den Unterlagen zum nächsten Thema. Sie war mit dem Stempel STRENG GEHEIM versehen.
    »Operation Pandora«, zischte der Präsident und schien nur mit Müh und Not seinen Zorn im Zaum halten zu können. »Ich habe mich damit beschäftigt und bin sehr wütend geworden. Wir können gegen das Vorhaben nichts mehr unternehmen, aber wir müssen die Spuren beseitigen. Admiral Johnson«, die Stimme des Präsidenten war eisig, und er wandte sich nun einem blassen Mann zu seiner Rechten zu.
    »Ja, Herr Präsident«, antwortete der Chef des gemeinsamen NUR O-Komitees der Geheimdienstabteilung der U S-Marine und der CIA.   Das
National Underwater Reconnaissance Office
war auf die Unterwasseraufklärung und auf Sonderoperationen spezialisiert.
    »Wenn man es vor meiner Zeit für klug gehalten hat, ein solches Vorhaben in die Tat umzusetzen – worüber ich absolut anderer Ansicht bin   –, warum hat man sich dann dafür entschieden, ein schwedisches Schiff zu benutzen?«
    Der Admiral räusperte sich und blickte sich um. Alle anderen am Tisch sahen ihn an.
    »Wir pflegen von jeher eine enge Zusammenarbeit mit dem schwedischen Militärgeheimdienst, vor allem bei Unterwassermaßnahmen. Bei einigen unserer Operationen hat sich der Frachtraum des Atommüllschiffes eines neutralen Staates als perfektes Versteck erwiesen. Wesentlich zuverlässiger als ein gewöhnliches Frachtschiff, was die Russen verwenden.«
    »Und jetzt kann es sein, dass Ihre Methode vor der Weltöffentlichkeit aufgedeckt wird. Sie begreifen doch,dass es hier um das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Vereinigten Staaten vor den Augen der Welt geht.«
    »Niemand konnte ahnen, dass auf das Schiff ein Attentat verübt wird«, verteidigte sich der Admiral.
    »Ein Schiff, das Atommüll transportiert, ist auch ohne Attentat ein Risikofaktor. Und jetzt fliegt uns Ihre Operation auf der Ostsee zum schlechtesten Zeitpunkt um die Ohren, weil die Lage in Estland ist, wie sie nun einmal ist. Ganz zu schweigen davon, dass sich auf dem Schiff außer der Kapsel und dem Atommüll gute Freunde von mir sowie mehrere Direktoren amerikanischer Großkonzerne befinden.«
    Der Präsident seufzte schwer. »Kann man die Geiseln befreien und die Kapsel heimlich von Bord schaffen?«
    »Wir haben unsere besten Männer auf den Fall angesetzt, aber wir können nicht garantieren, dass wir keine Geiseln verlieren.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass wir uns zwischen den Geiseln und der Kapsel entscheiden müssen?«
    »Ganz so würde ich es nicht sagen, aber wir müssen Ihren Standpunkt kennen, Mister President, für den Fall, dass sich die Lage zuspitzt und wir Prioritäten setzen müssen. Die Geiseln oder die Kapsel?«
    »Ist das nicht sonnenklar?«, entgegnete der Präsident.

33
    Patrik zog den schweißdurchtränkten Atemschutz vor seinem Mund so fest, dass die Ränder schmerzhaft in die Haut schnitten. Der Kapitän und der Steuermann, dem Herman die Waffe in den Nacken gedrückt hatte, waren wieder nach oben gebracht worden.
    Warum machte der unbekannte Gegenstand im Frachtraum die Entführer so nervös? Was konnte im Rumpf eines Atommüllschiffes befördert werden, das so geheim war, dass nicht einmal der Kapitän davon wusste? Oder wusste er es, war aber bereit, seinen Steuermann für das Geheimnis zu opfern? Daran wollte Patrik absolut nicht glauben.
    Er zog die dicken Gummihandschuhe an, die weit die Arme hinaufreichten und deren Futter mit feinem Bleipulver gefüllt war. Schließlich verschloss er die Säume mit festem Klebeband.
    Konstantins rüstete sich in gleicher Weise aus und klebte sich zum Schluss eine mit Zeitnahmefunktion ausgestattete Armbanduhr an die Brust des Schutzanzugs. Auf dem Tisch, der neben den Behälter geschoben worden war, wartete ein aus Blei gefertigter, mit rostfreiem Stahl beschichteter Zylinder von der Größe einer Halblitergetränkedose, ein sogenannter Zimmermann-Zylinder, in den aufgrund der dicken Wände lediglich eine Streichholzschachtelvoll radioaktives Material passte.
    Der Anblick des Zimmermann-Zylinders weckte in Patrikunschöne Erinnerungen. Während des Studiums hatte er beschlossen, sich der Erforschung der sicheren Endlagerung von Atommüll zu widmen. Seine

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