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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Transportmaschine ins Meer abwerfen oder auf dem Rücken eines U-Boots befestigen kann. Es bringt einen Kampftrupp unter Wasser unbemerkt zum Einsatzort. Uns steht also eine Sondereinheit mit DSV für einen derartigen Angriff zur Verfügung. Die Söldner, die das Schiff gekapert haben und von denen einer ein ehemaliger Soldat der U S-Armee ist, gehen aber davon aus, dass Schweden und Finnland nicht über solches Gerät verfügen. Daher haben wir den Überraschungseffekt auf unserer Seite.«
    Es wurde still im Konferenzraum. Timo dachte über das nach, was er soeben gehört hatte. Die Amerikaner vergeudeten wirklich keine Zeit. Aber warum hatten siesich so schnell ausgerechnet für die Erstürmung entschieden?
    Wieder sah er Åsa an und vermutete, dass sie sich das Gleiche fragte. Er richtete den Blick auf Jonas Orbrink vom MUST.   Während des gesamten Kalten Krieges hatten der MUST und die Amerikaner in engem Kontakt gestanden und zahlreiche gemeinsame, geheime Operationen durchgeführt, besonders bei der Überwachung von U-Booten .
    Was Timo Sorgen bereitete, war das offenbar vertrauliche Verhältnis, das Roberts mit Orbrink und dadurch mit dem MUST zu haben schien; der schwedische Geheimdienst hatte die Angewohnheit, Dinge zu vertuschen und mitunter höchst skrupellos hinter den Kulissen zu agieren.

32
    Langsam, aber sicher drang die Spitze des Diamantbohrers in den Stahl ein, über dessen Oberfläche Kühlwasser rann. Auf der anderen Seite des Behälters hatten sie bereits eine Täuschungsbohrung von zehn Zentimetern vorgenommen.
    Das metallische Jaulen des Bohrers drang Patrik bis ins Mark. Ihm graute bei dem Gedanken an die immer dünner werdende Stahlschicht.
    Sie hatten ihn aus der Schar der Geiseln herausgeholt, um die Arbeit fortzusetzen, nachdem der fremde Frachter abgedreht hatte. Sandrine war in der Kabine geblieben.
    Patrik blickte auf Konstantins, der ebenso erschöpft war wie er. Auf der Innenseite ihres Gesichtsschutzes liefen Schweißperlen herab und beeinträchtigten die Sicht und damit die Arbeit.
    Der Bohrer von Konstantins versank immer tiefer in der Stahlwand des Behälters, obwohl möglicherweise nur noch wenige Millimeter blieben. Patrik hob die Hand, um Konstantins zu stoppen, der wie im Rausch zu arbeiten schien. War er komplett wahnsinnig? Oder extrem kaltschnäuzig? Jedenfalls ging er ein unfassbar großes Risiko ein.
    »He«, rief Patrik unter seinem Gesichtsschutz, aber seine Stimme ging im Bohrlärm unter.
    Er schwenkte erneut die Hand, aber Konstantins tat so, als merkte er nichts, sondern bohrte immer weiter.
    Die totale Katastrophe lag nur noch wenige Sekunden entfernt und Patrik überlegte, ob er sich auf Konstantins stürzen sollte, um ihn am Weiterbohren zu hindern.
    Da bemerkte er, dass Andrus in den Frachtraum gekommen war.
    »Sag diesem Wahnsinnigen, er soll tun, was ich ihm sage!«,brüllte Patrik.»Er wird uns gleich alle umbringen!«
    Andrus bedeutete Konstantins aufzuhören. Der Bohrer stoppte, das hohe Jaulen verstummte. Nur das gleichmäßige Dröhnen der Dieselmotoren war durch die Betonwände zu hören.
    »Er befolgt meine Anweisungen nicht. Soweit ich es verstanden habe, bin ich hier, um genau die Katastrophe zu verhindern, die dieser Idiot offenbar unbedingt herbeiführen will.«
    Andrus warf einen kurzen Blick auf Konstantins, der den Bohrer herauszog und störrisch das Loch begutachtete. »Ihr braucht nicht nervös zu werden. Ich weiß, was ich tue.«
    Trotz dieser Beteuerung des Litauers öffnete Andrus die Funkverbindung und sagte etwas ins Mikrofon, das Patrik nicht verstand. Im selben Moment empfing Konstantins per Ohrhörer eine Mitteilung, die er offensichtlich mit unterdrückter Wut zur Kenntnis nahm. Dominik hatte sich eingeschaltet, schlussfolgerte Patrik erleichtert.
    »Macht weiter«, sagte Andrus und ging.
    Sie setzten die Bohrung fort, wobei sie sich abwechselten und stufenweise größere Bohrer verwendeten, und Konstantins ging, was die Tiefe betraf, kein Risiko mehr ein. Die Arbeit war schwer und mühsam, denn die Bohrmaschine wog über zehn Kilo.
    Obwohl Patrik die Aktion für vollkommen irrsinnig und verantwortungslos hielt, wuchs in ihm ein tröstlicher Gedanke: Noch irrsinniger und verantwortungsloser wardie Umklammerung der Politiker durch die Atomindustrie und ihre Bereitwilligkeit, den Atommüll in die finnische Erde zu stopfen. Allein der Gedanke war so dreist, so egoistisch und kurzsichtig, dass er geradezu nach Gegenmaßnahmen schrie. Das

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