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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Mutter war gegen Kernkraft gewesen, und auch Patrik hatte als Kind den gelben Anstecker getragen: ATOMKRAFT? NEIN DANKE! Anita Vasama hatte ihre Ablehnung vor allem mit dem Problem der Atommüllentsorgung begründet. Als Patrik anfing, die Dinge besser zu verstehen, änderte er seine Meinung. Manchmal hatte er darüber nachgedacht, wie sehr bei seinem Forschungsobjekt das Bedürfnis, gegen die Mutter zu rebellieren, Motivation gewesen war, auch wenn er so tat, als existierte die Mutter für ihn gar nicht mehr.
    In seiner Doktorarbeit hatte er sich mit der sicheren Endlagerung von Atommüll im Grundfels beschäftigt. Dabei hatte er die üblichen Behauptungen emotional denkender Laien vom Schlage seiner Mutter über den Haufen geworfen. Bis zwei Jahre später alles auf entsetzliche Weise schiefging und Patrik die ganze Endlagerforschung hinter sich ließ.
    So wie sie es vorher abgesprochen hatten, nahm Konstantins den Bohrer und fing an, sich an die letzten Millimeter zu machen, während Patrik die Mündung des Hochdrucksaugers, der zur Ausstattung des Frachtraums gehörte, ans Bohrloch hielt. Die Filter des Sauggerätes befanden sich in einer luftdichten Kassette, die nach Gebrauch separat verwahrt werden musste.
    Konstantins zog den Bohrer heraus, und Patrik schob fast gleichzeitig ein Gerät, das nach dem Prinzip einer Injektionsspritze funktionierte, zur Probeentnahme in das Bohrloch. Als er tief genug drin war, zog er mit dem Kolben langsam Pulver in den Behälter. Ohne eine Sekunde zu zögern, zog er nun den Entnehmer wieder aus dem Bohrloch, führte ihn in die Öffnung des Zimmermann-Zylindersein und drückte mit Hilfe des Kolbens das Pulver hinein.
    Konstantins applizierte inzwischen zähe Bleipaste auf das Bohrloch, drückte sie mit Hilfe des Vorstechers tiefer hinein und verschloss das Loch danach mit mehreren hintereinander eingeschlagenen Gummipfropfen. Zuletzt hämmerte er einen Metallzapfen ein, dessen Farbe der Behälteroberfläche entsprach.
    Patrik schloss die Zylinderöffnung mit dem dafür vorgesehenen Mechanismus. Unter normalen Umständen hätte noch ein Wachssiegel daraufgehört. Gerade als die Stoppuhr zu piepsen begann, stellte Patrik den Zylinder auf den Boden.
    »Komm«, sagte er zu Konstantins, der den Metallzapfen mit einer Schleifscheibe auf gleiches Niveau mit der übrigen Oberfläche schliff, damit er nicht beim ersten Blick auffiel. Zum Schluss musste der Behälter noch mit Wasser abgespritzt werden.
    Konstantins reagierte nicht, weshalb Patrik ihn am Arm packte und auf die Uhr deutete.
    »Mach dich nicht verrückt, ich bringe das noch zu Ende, es geht hier nicht um Sekunden!«
    Patrik ging mit schweren Schritten durch die Tür zur Dusche, drehte das Wasser auf und spülte seinen Schutzanzug komplett ab. Dann ging er in den Umkleideraum, ließ sich auf die Bank fallen und versuchte sich zu sammeln. Was konnte er jetzt noch tun?
    Das Geräusch der Schleifscheibe verstummte. Patrik nahm den Atemschutz ab und löste die Klebebänder von den Handschuhsäumen.
    Im selbem Moment ging die Zwischentür auf und vor Patrik stand ein Mann, den er noch nicht gesehen hatte.
    Patrik erschrak und fuhr hoch. War das ein Entführer, der sich bis jetzt versteckt gehalten hatte?
    Der Mann bedeutete ihm zu bleiben, wo er war, und trat dicht an ihn heran. Er hatte kurzes, rötliches Haar und sprach Englisch mit schwedischem Akzent.
    »Ich habe gerade gesehen, dass du nicht zu den Entführern gehörst«, flüsterte er schnell. Hinter der Tür rauschte die Dusche. »Ich heiße Börjesson. Es ist sehr wichtig, dass ihr auf keinen Fall die schwarze Kapsel anrührt, sondern sie lasst, wo sie ist.«
    »Was hat es mit ihr auf sich?«
    »Wir sehen uns in einer halben Stunde im Materiallager an Deck.«
    Das Geräusch der Dusche brach ab, und der Mann rannte im selben Moment zum anderen Duschraum, als die Tür aufging.
    Patrik riss hektisch die Reißverschlüsse seines Schutzanzuges auf. Er blickte kurz auf Konstantins, der mit seinen nassen Gummihandschuhen den Zylinder aus mattem Stahl neben der Tür auf den Boden stellte und anfing, sich auszuziehen.
    »Hast du ihn gewaschen?«, fragte Patrik.
    »Ich habe ihn abgespült.«
    »Wir müssen ihn waschen«, sagte Patrik energisch. Es musste ihm gelingen, die Sache so zu Ende zu bringen, dass er in einer halben Stunde unbemerkt zum Materiallager konnte. Mit pochendem Herzen unterbrach er das Ablegen des Schutzanzuges.
    Von wo war dieser Börjesson aufgetaucht? Und wer

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