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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Gespenst war, dann war es jedenfalls gut bewaffnet«, rief Bronislaw. Er stand noch immer im Rettungsboot und hielt jetzt eine Maschinenpistole in den Händen. »Die lag neben dem Steuer auf dem Boden. Zusammen sind das drei Maschinenpistolen, aber von Bruno und Jörg haben sie nur zwei bekommen. Außerdem ist das hier eine Uzi. Die gehört uns nicht.«
    Herman und Dominik sahen einander im Licht der Scheinwerfer an. Dann drehten sich beide intuitiv um.
     
    Börjesson hielt sich mit Händen und Füßen verzweifelt am Tauwerk fest. Er hing unter dem Rettungsboot, und er spürte, wie seine Kräfte zusehends schwanden. Die
Sigyn
neigte sich immer wieder leicht auf ihrer Fahrt durch die Wellen.
    Börjesson hörte keine Stimmen vom Deck und konnte auch nicht sehen, was dort passierte. Er änderte die Haltung und überlegte, ins Boot zurückzuklettern. Lange würde er nicht mehr so hängen können.
    In dem Moment fiel ihm seine Waffe ein. Die Uzi war im Boot geblieben!
    Sie war ein sicherer Beweis. Damit war er aufgeflogen. Die Entführer würden die Suche nach ihm aufnehmen.
    Er verzog schmerzhaft das Gesicht, seine Armmuskeln standen in Flammen. Plötzlich sah er etwas, das ihn so erstaunte, dass er fast losgelassen hätte. Etwas bewegte sich am hinteren Teil des Schiffes im leichten Regen.
Etwas glitt am Schiffsrumpf entlang.
    Ein Kommandotrupp, begriff Börjesson.
    Sie hatten den Zugriff vor der vereinbarten Zeit eingeleitet. Als er gerade per Funk hatte übermitteln wollen, dass er mit Patrik und Sandrine versuchen würde, die Geiseln in der kommenden Nacht in Sicherheit zu bringen, waren einige der Gefangenen bewaffnet im Rettungsboot aufgetaucht, um einen Fluchtversuch zu wagen.
    Börjesson konnte nun deutlich Männer in schwarzen Sturmanzügen das Schiff erklimmen sehen.
    Er gab sich einen Ruck und hangelte sich vorsichtig an eine Stelle, von der aus er das Deck sehen konnte.
    Dort standen die Geiseln in einer Reihe. Einige Entführer bewachten sie, andere gingen auf das Achterdeck zu.
    Börjesson traf eine blitzschnelle Entscheidung. Er schwang sich so weit auf, dass er den Bootsrand zu fassen bekam, und hängte sich mit ausgestreckten Armen daran.
    »Hilfe!«, schrie er laut.
    Die Entführer drehten sich zu ihm um.
    Er blickte nach oben und sah, dass der Lauf einer Waffe auf ihn gerichtet war.
    »Helft mir«, keuchte Börjesson, »sonst falle ich ins Wasser.«
    Er sah kurz nach unten und spürte, wie ihn seine Kräfte verließen. Jeden Moment würden seine Finger versagen.
    Noch einmal blickte er nach oben. Der Lauf der Waffe war verschwunden, an seiner Stelle war eine Hand aufgetaucht.
    Börjesson nahm all seine Kraft zusammen und schaffte es, die ausgestreckte Hand zu ergreifen.
    Langsam zog ihn der Mann ins Rettungsboot. Kurz darauf lag Börjesson keuchend im Boot und bemerkte aus dem Augenwinkel das zerschossene Funkgerät.
    Er sah nach oben. Über ihm stand ein Mann mit Locken und Bart. In der Hand hielt er die Uzi.
    »Aufstehen!«, befahl der Mann.
    Mit vor Anstrengung zitternden Muskeln stand Börjesson auf, die Hände erhoben, die Augen vom Scheinwerferlicht geblendet.
    Alle Entführer und Geiseln an Deck hatten sich zu ihm umgedreht.
    Und genau das war seine Absicht gewesen.
    »Aussteigen!«, befahl der Mann.
    Börjesson kletterte vom Boot. Der Anführer kam auf ihn zu.
    »Wer bist du?«, fragte der kahlköpfige Entführer mit dem schmalen Bärtchen.
    Börjesson spukte das Bild von den nach oben kletterndenKommandomännern im Kopf herum. Warum erfolgte der Zugriff schon jetzt?
    »Ich gehöre zur Schiffsbesatzung.«
    »Ach ja? Der Kapitän hat behauptet, du wärst im Hafen geblieben.«
    Börjesson stand mit ausgebreiteten Armen im Lichtkegel. Seine absolut wichtigste Aufgabe bestand jetzt darin, weiterhin alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    »Ich bin für die Sicherung des Transports zuständig.«
    »Für einen Atommülltransport nimmt man einen geheimen, bewaffneten Wachmann?«
    »Nein, sondern für einen anderen Transport.«
    Der Entführer drehte sich kurz zu seinem Kameraden um. Da warf Börjesson einen raschen Blick auf Patrik und Sandrine. Wie könnte er ihnen die Information übermitteln, dass jeden Moment Sondereinheiten angriffen?
    Ein langhaariger Entführer bemerkte Börjessons Blick.
    »Kennst du den Mann und die Frau?«
    »Ich habe sie im ganzen Leben noch nicht gesehen   …«
    »Er kennt euch«, sagte der Mann und richtete die Maschinenpistole abrupt auf Patrik und Sandrine.

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