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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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spärlichen Licht vor der Tür, die zur Treppe im Inneren des Schiffes führte, waren die Umrisse des Mannes zu erkennen.
    Börjesson.
    Gut, dachte Patrik. Er würde sich zusammen mit dem Schweden ergeben, und dieser wäre dann sein Zeuge. Er musste nur Sandrine dazu bringen,sich ihm anzuschließen.
    Patrik wartete die passende Gelegenheit ab und schlüpfte dann Börjesson hinterher durch die Tür. Der Gang lag schwach beleuchtet und leer vor ihm.
    Patrik stieg die Treppe hinunter und bemühte sich, möglichst lautlos aufzutreten.
    Nach und nach hörte er Geräusche von unten, Schritte und Stimmen an der Tür zum Frachtraum, unmittelbar hinter der nächsten Ecke. Er erkannte Börjessons Akzent; der Schwede sprach mit einem Angehörigen der amerikanischen Kommandotruppe. Patrik blieb stehen und lauschte, um sich noch einmal zu vergewissern.
    »Ich bin Major Tim Rockwell, SEAL 6.   Sie haben Ihren Job großartig gemacht.«
    »Danke«, antwortete Börjesson unsicher. »Aber ich habe nicht so früh mit Ihnen gerechnet.«
    »In der Kommandozentrale ist eine Neubewertung vorgenommen worden.«
    Patrik wollte schon hervortreten, aber etwas am Tonfall des Amerikaners hielt ihn zurück.
    »Ist der Atommüllbehälter in Ordnung?«, fragte der Major.
    »Ja.«
    »Und die Kapsel?«
    »Die ist auch in Ordnung«, antwortete Börjesson.
    »Gut. Und außer den Entführern, dem Finnen und der Belgierin weiß niemand von der Kapsel? Auch keine der Geiseln?«
    »Ich glaube, das trifft zu.«
    »Gut. So soll es auch bleiben.«
    Unmittelbar darauf hörte Patrik einen kurzen, gedämpften Knall, und etwas fiel schwer zu Boden.
    Vor Patriks Füßen ragte ein Oberkörper um die Ecke.
    Ungläubig starrte Patrik auf Börjessons leblose Augen. Die Schritte des Amerikaners entfernten sich in Richtung Frachtraum.
    In Patriks Gehirn rasten die Gedanken. Er konnte es nicht fassen.
    Der Amerikaner hatte Börjesson erschossen!
    Über ihm ging die Tür zum Deck auf, jemand kam herein. Entsetzt sah sich Patrik um, merkte, dass er vor der Tür des Umkleideraums stand, und stürzte hinein.
    Er eilte weiter in den Duschraum, aber das war eine Sackgasse.
    Die Tür zum Umkleideraum wurde geöffnet. Aus dem Rauschen eines Funkgeräts war eine Stimme zu hören: »
Wir beginnen mit der Umladung der Kapsel.«
Es war die Stimme des Mannes, der Börjesson erschossen hatte. Rockwell. »
Der Schwede hat bestätigt, dass außer den Entführern nur der Finne und die Belgierin von der Kapsel wissen. Auch die beiden müssen eliminiert werden.«
    Patrik erschrak.
    Er hörte weitere Männer in den Umkleideraum kommen und ließ den Blick im dunklen Duschraum von Wand zu Wand springen. Sobald jemand hereinkäme und das Licht anschaltete, wäre er entdeckt.
    Da fiel ihm ein, wie Börjesson nach ihrer ersten Begegnung auf mystische Weise im Duschraum verschwunden war. Mit den Händen tastete er die Wände ab und schaute nach oben. Über der Dusche war ein Gitter in der Decke eingelassen.
    Er nahm den Duschhocker, stieg hinauf und spürte einen feinen Lufthauch auf dem Gesicht. Er schob das Gitter zur Seite und zog sich mühsam zu der Öffnung hinauf. Unter Aufbietung aller Kräfte schaffte er es, sich in den engen Schacht zu zwängen und das Gitter wieder an seinen Platz zu schieben.
    Das Kriechen ging langsam und war schmerzhaft. Wenig später drang hinter ihm ein schwacher Lichtschein in den Schacht. Jemand überprüfte den Duschraum.
    Patrik rührte sich nicht und hielt instinktiv den Atem an.
    Jetzt machte sich jemand am Gitter zu schaffen. Wer immer im Umkleideraum gewesen sein mochte, er hatte mit Sicherheit das Geräusch des zur Seite geschobenen Gitters gehört. Patrik kroch, so schnell er konnte, weiter.
    Wo war Sandrine? Er musste Sandrine warnen. Die Retter waren Killer.

43
    »Bleibt am Fenster«, sagte Herman und deutete mit der Maschinenpistole auf die Gruppe von Geiseln, die ihnen auf dem Weg vom Deck zur Kommandobrücke als Schutzschild gedient hatte.
    Zwischen den Gefangenen hindurch konnte man nur die Dunkelheit vor dem Fenster sehen, von den Männern des Kommandotrupps keine Spur. Die Schiffsmaschinen waren sofort angehalten worden, als der Fluchtversuch der Geiseln bemerkt worden war. Die
Sigyn
hatte sich in ein Geisterschiff verwandelt, das inmitten von Dunkelheit und Regen auf dem Meer trieb.
    Der Verlust von Craig ging Herman nahe, aber jetzt war keine Zeit für Trauer. Den Deutschen aus Dominiks Gruppe hatte er nicht richtig gekannt. Herman wusste,

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