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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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überleben.
    Pearson hetzte die Treppe hinunter, und jedes Mal, wenn er an einem Fenster vorbeikam, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken.
    Schließlich erreichte er das Deck und sah sich um, die Maschinenpistole unter der Anzugjacke versteckt. Es war niemand zu sehen. Rozen, Raven und Schröder erreichten ebenfalls das Deck.
    »Schnell um die Ecke!«, trieb Pearson sie an.
    »Sollten wir nicht auf die anderen warten?«, fragte Schröder.
    »Du hast doch wohl nicht einen Moment geglaubt, dass wir uns alle retten können? In der Gefangenenkabine mussten wir so tun, aber in Wirklichkeit klappt das nicht. Das ist die brutale Wahrheit.«
    Sie sahen nach oben. Unbeholfen und mit im Wind flatternden Rockschößen kamen die Männer die Treppe herunter. Am Schluss, weit oben noch, sah man den amerikanischen Bankier; er stützte sich auf die Reling und schnappte Luft, nachdem er es vom obersten Treppenabsatz lediglich einige Stufen nach unten geschafft hatte.
    Ohne ein weiteres Wort lief Pearson erneut los. Schröder, Raven und Rozen zögerten kurz, sahen einander an, folgten dann aber, dicht an der Wand entlang.
    Am Ende der Wand blieb Pearson stehen und spähte um die Ecke. Am zweiten Davit hing ein Rettungsboot in hellem Orange.
    »Raven, lauf zur Bedienungsanlage!«, sagte Pearson erleichtert. »Sobald sich das Boot nach unten bewegt, springst du an Bord.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, rannte Pearson los. In seinem Kopf pochte der Gedanke, dass es den sicheren Tod bedeuten würde, erwischt zu werden. Intuitiv blickte er hinter sich, in der Befürchtung, einen Bewaffneten zu sehen, aber in seinen Augen flimmerte nur das endlos wogende Meer.
     
    Als Patrik den Mann sah, der mit einer Maschinenpistole in der Hand auf das Rettungsboot zurannte, richtete er unwillkürlich die Waffe auf ihn. Im selben Moment begriff er, dass das gar kein Entführer war. Er schaute zu Sandrine hinüber, die, wie ihr Gesichtsausdruck verriet, den Mann ebenfalls bemerkt hatte. Gleich darauf tauchten weitere Männer in Anzügen an Deck auf. Ein Fluchtversuch, schoss es Patrik durch den Kopf.
    Rasch blickte er nach oben zu der Gitterebene neben der Kommandobrücke. Sie war leer.
     
    Pearson ließ sich in das zum Teil überdachte Rettungsboot rollen und wollte dann sofort zum Führerstand. Aber dort war jemand.
    Die gebückt stehende Person fuhr zusammen und drehte sich um.
    Pearson begriff, dass vor ihm ein Mann stand, der ein Headset trug und eine Waffe in der Hand hielt.
    Sofort richtete er die Waffe auf ihn. Der Mann würde kaum zögern, die seine zu benutzen. Entweder er oder ich, blitzte es in Pearson auf, und schon drückte er ab. Der Mann hatte sich aber bereits zur Seite geworfen, und die Kugel schlug im Armaturenbrett ein, wo sie ein Gerät zerstörte, das wie ein Funkgerät aussah.
    »Nicht schießen   …«, sagte der Mann mit ausgebreiteten Armen.
    Pearson meinte im Englisch des anderen einen schwedischen Akzent gehört zu haben.
    »Shut up!«, zischte Pearson. »Spring aus dem Boot!«
    »Sie verstehen nicht   …«
    »Spring, oder ich erschieße dich!«
    Widerstrebend stieg der Mann auf den Bootsrand. Inzwischen sprangen weitere Geiseln ins Boot, das bereits von den Stahlseilen in Bewegung gesetzt wurde.
    In dem Moment fiel ein Schuss, und man hörte ein Klirren in der Davit-Konstruktion. Ruckartig hielt das Boot an.
    Der Mann, der am Bootsrand gestanden hatte, verschwand im Nichts.
    Pearson blickte zum Treppenabsatz hinauf. Dort erschien ein Bewaffneter nach dem anderen.
    Ein Scheinwerfer wurde auf das Rettungsboot gerichtet und blendete Pearson.
    »Keine Bewegung!«, wurde von oben gerufen.
    Die Geiseln, die noch über das Deck rannten, erstarrten auf der Stelle.
    Pearson analysierte im Nu die Lage: Das Rettungsboot steckte fest, und sie befanden sich im Fadenkreuz mehrerer Waffen. Er selbst hielt eine Maschinenpistole in der Hand. Wenn er auch nur die kleinste Bewegung machte, würde man ihn auf der Stelle erschießen. Würde er ins Meer springen, wären seine Überlebenschancen äußerst gering. Wenn er sich ergäbe, hätte er eine gewisse Chance. Vielleicht brauchten sie ihn lebendig. Vielleicht würde ihm etwas einfallen. Allerdings hatte er nun keinen einzigen Freund mehr unter den Geiseln.
     
    Patrik begriff, dass er nichts tun konnte. Börjesson war ins Meer gestürzt oder gesprungen. War es ihm zuvor gelungen, Kontakt mit den Behörden aufzunehmen? Was hatte man ihm über einen Zugriff und dessen Zeitpunkt

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