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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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antwortete Raven, und schon hörte man ein Klacken, als der Riegel einrastete.
    »Franz«, flüsterte Pearson dem deutschen Chefredakteur zu. »Bring die Männer zur Tür, die nach draußen führt.«
    Franz Schröder blickte zum Ende des Ganges und nickte.
    »Aber geht nicht zu dicht an die Tür, damit draußen keiner etwas merkt. Duckt euch.«
    »Schickst du uns als Köder vor, oder wie?«, sagte eine Stimme auf Englisch mit französischem Akzent.
    Pearson sah zu Alain Deschamps hinüber.
    »Die Türen im Gang«, flüsterte Pearson schnell. »Wenn da ein Entführer rauskommt und eine Geisel mit Maschinenpistole sieht, eröffnet er, ohne Fragen zu stellen, das Feuer. Rozen und ich halten euch den Rücken frei und richten die Waffen auf die Türen. Sie gehen in unsere Richtung auf, also haben wir den Überraschungsvorteil und können als Erste das Feuer eröffnen.«
    Deschamps schien die Erklärung widerwillig zu akzeptieren. Pearson und Rozen platzierten sich mit erhobenen Waffen auf beiden Seiten des Ganges. Schröder ging zügig, jedoch möglichst leise los, die anderen Geiseln folgten ihm.
    Pearson hielt den Finger auf dem Abzug und konzentrierte sich auf die Türen auf der rechten Seite. Das Verhalten von Dan Cohen ließ ihm die Galle aufsteigen. Würde der Kerl am Ende sogar die gefesselten Entführer befreien, um seine Haut zu retten? Das ja wohl doch nicht   …
    Plötzlich meinte er, Geräusche zu hören. Oder war das Einbildung?
    Er horchte. Die Geräusche kamen durch die Metalltür, die sie hinter sich geschlossen hatten. Jemand ging dort über den Gang.
    Hatte eine der zurückgebliebenen Geiseln es sich doch anders überlegt und folgte ihnen? Oder waren die Entführer freigekommen?
    Schröder und die Übrigen duckten sich am anderen Ende des Ganges. Die Türen rechts und links blieben geschlossen.
    Nun hörte man aber ein lauteres, schlagendes Geräusch an der Metalltür. Rozen sah Pearson an.
    »Los«, sagte Pearson.
    Ein zweiter Schlag, ein dritter. Jemand hämmerte gegen die Tür.
    »Und wenn es einer von uns ist?«, flüsterte Rozen.
    »Zu spät«, sagte Pearson und rannte auf die Männer zu, die am Ende des Ganges kauerten.
    Rozen blickte sich noch einmal um, dann folgte er Pearson.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Pearson, als er neben Schröder angekommen war, und warf Rozen einen Blick zu, in der Hoffnung, dass dieser den Mund über die Geräusche an der Tür hielt. Er wollte nicht noch mehr Panik verursachen.
    »Ja, aber ich habe nicht nach draußen geschaut«, flüsterte Schröder.
    »Gut«, antwortete Pearson und hob selbst vorsichtig den Kopf, um durch das Fenster spähen zu können.
    Zuerst fiel sein Blick auf das dunkelgraue Meer im Sprühregen. Langsam richtete er sich weiter auf, und sein Blick erfasste das Absatzgitter der Treppe, die zum unteren Deck führte. Er schaute in die andere Richtung. Es waren keine Entführer zu sehen, aber er konnte einen leeren Davit erkennen.
    Was hatte das zu bedeuten? War das Rettungsboot gelöst worden?
    Er war gezwungen, sich auf das Wort des Entführers zu verlassen. Auf der anderen Seite des Schiffes musste es noch ein Rettungsboot geben, sonst hatten sie keine Chance zu überleben. Pearson überlief es kalt. Hatte der Entführer sie doch in die Irre geführt?
    »Siehst du jemanden?«, fragte Rozen.
    »Nein. Jetzt ist ein guter Moment«, antwortete Pearson leise, obwohl er wusste, dass es keinen Moment gab, der besser war als jeder andere. Auch wenn sie keine Entführer sehen konnten, wussten sie nicht, ob sie von jemandem beobachtet wurden.
    Pearson stieß die Tür auf. Nie zuvor hatte sich warmer Regen so gut auf seinem Gesicht angefühlt. Er atmete tief ein und drehte sich dann zu Rozen um. »Versteck die Waffe unter deiner Jacke, damit sie nicht sofort schießen, wenn sie dich sehen«, sagte er und lief dann die Treppe hinunter, leise gefolgt von den anderen.
    »Wartet!«, rief da jemand von oben.
    Pearson blickte sich um und erkannte den Mann, der erst bis zum ersten Treppenabsatz gekommen war. Es war ein amerikanischer Bankier, derselbe Mann, der im Hotellift gesagt hatte, er leide unter Herzbeschwerden. Er wollte sich in absehbarer Zeit aus dem Geschäft zurückziehen und sich seinen Enkelkindern widmen.
    Pearson legte den Finger auf die Lippen und lief weiter, er konnte nicht warten. Sie befanden sich in einem Wettrennen, denn ihre Flucht war vielleicht bereits entdeckt worden. Nur die Schnellsten und Stärksten hatten eine Chance zu

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