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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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bisschen näher kommen«, sagte Dominik ins Funkgerät.
    Im anbrechenden Morgengrauen wichen die Kriegsschiffe im Bogen aus, während das Minensuchboot weiter der
Sigyn
entgegenfuhr.
    »Patrik und Konstantins in den Frachtraum!«, kommandierte Dominik.
     
    Anita Vasama behielt die Gefühle, die in ihr aufwallten, unter Kontrolle, obwohl es ihr unglaublich schwerfiel.
    Mit zitternden Händen presste sie im dunklen Wohnzimmer das Telefon ans Ohr, aus dem Fernseher drangen leise die Meldungen über Bilderberg und
Sigyn
.
    »Hallo«, meldete sich Jürgen Gladbach verschlafen.
    »Hier ist Anita.«
    Am anderen Ende war es zunächst still.
    »Anita   … weißt du, wie spät es ist?«
    »Jetzt erzählst du mir alles. Hast du verstanden?
Alles
!« »Was   …«
    »Hat dir dein Sohn gesagt, warum er sich für Patrik interessiert?«
    »Ich kenne mich in Dominiks Angelegenheiten nicht aus   …«
    »Interessierte er sich besonders dafür, dass Patrik auf die Festigkeitsanalyse von Atommüllbehältern spezialisiert war?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    Anita holte tief Luft und versuchte, sich zusammenzureißen. »Gerade hat ein Polizist aus Helsinki angerufen und nach Patrik gefragt. Er hat nichts Konkretes gesagt, aber es sieht schlecht aus. Dominik und seine Freundin Beate Funke   … sie müssen Patrik getäuscht und in den Überfall auf die
Sigyn
mit hineingezogen haben.«
    Jürgen lachte. »Hast du den Verstand verloren? Du kennst Dominik nicht einmal, aber behauptest einfach   …«
    »Kennst
du
deinen Sohn? Du hältst ihn für die Fortsetzung deiner bedauernswert veralteten revolutionären Ideologie, aber in Wahrheit ist Dominik bloß ein Krimineller. Ich habe schon von ihm gehört   … er erzählt diralles Mögliche anarchistische Zeug, um an dein Geld zu kommen.«
    »Wie kannst du es wagen, so über meinen Sohn zu reden? Du solltest selbst in den Spiegel schauen. Du hast deinen Sohn verlassen und bist in ein anderes Land gegangen. Was für eine Mutter ist das denn? So eine Frau dürfte sich nicht einmal Mutter nennen. Wenn Dominik und Patrik auf der
Sigyn
sind, dann sind sie zusammen an Bord gegangen. Dein Sohn ist kein bisschen weniger schuldig, auch wenn du das gerne glauben möchtest. Immer an das Gute in den eigenen Kindern zu glauben   … das ist die Schwäche von allen Eltern.«
    Damit legte Jürgen auf.
    Anita vergrub das Gesicht in den Händen.
     
    Patrik sah angespannt zu, wie die großen Deckenplatten des Frachtraums sich geräuschvoll auseinanderbewegten. Dahinter kam, vor dem ersten Morgenrot, ein grauer Kran zum Vorschein.
    »Okay. Los geht’s«, sagte Konstantins in sein Mikrofon, das unter der Gesichtsmaske seines Schutzanzugs angebracht war.
    Ein Stahlseil mit Haken senkte sich in den Frachtraum herab, begleitet vom Surren eines Elektromotors. Patrik griff nach dem Seil und ließ den Haken an der Befestigungsöse des Behälters einrasten. Das Seil spannte sich, und der Behälter geriet in Bewegung. Langsam und schwankend hob er sich und schwebte aus dem Frachtraum. Patrik eilte zur Treppe und lief nach oben an Deck. Alle anderen, bis auf Konstantins, waren auf der Kommandobrücke, mit den Geiseln als Schutzschild.
    Gerade schwenkte der Kran zu dem Minensuchboot der Marine hinüber, das den Namen
Pyhäranta
trug. In der Nähe warteten die beiden Raketenboote.
    Patriks Blick heftete sich auf einen Mann im Overall, der vom Deck der
Pyhäranta
direkt zu ihm herüberschaute. Patrik wandte sich ab und trat zur Seite. Er wusste, dass er keine guten Karten haben würde, wenn es darum ging zu beweisen, dass er nicht gewusst hatte, worauf er sich einließ, als er das Segelboot bestieg.
     
    Timo Nortamo stand im geliehenen Overall auf dem Deck des Minensuchboots und blickte auf die
Sigyn
. Einer der Entführer hatte ihn merkwürdig angesehen und war dann plötzlich verschwunden. Der Mann hatte wie ein Finne ausgesehen, aller Wahrscheinlichkeit nach war es Patrik Vasama gewesen.
    Dieser Vasama faszinierte ihn. Es war außergewöhnlich, dass ein Finne an einer solchen Operation teilnahm, auch wenn die Vergangenheit des Mannes ins Bild passte.
    Langsam senkte sich der Metallbehälter auf den Frachtbereich des Decks der
Pyhäranta
nieder. Es war ein massiver, unheilvoll wirkender Gegenstand. Ihn in Sicherheit zu bringen, wirkte erleichternd, auch wenn damit noch nicht viel gewonnen war.
    Timo ging in die Kajüte, wo sich außer finnischen Marinesoldaten und einer Expertin des Zentrums für Strahlenschutz

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