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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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fatal für die Geiseln.«
    »Eine Sondereinheit von uns hat bereits auf der
Sigyn
interveniert und achtzehn Geiseln ohne Verluste befreit.«
    Der Ministerpräsident schien kurz die Fassung zu verlieren. »Warum hat man uns das nicht mitgeteilt?«
    »Es ist aus taktischen Gründen geheim gehalten worden, und so soll es auch weiterhin bleiben. Auf dem Schiff sind dreizehn Geiseln zurückgeblieben, für deren Befreiung wir uns mit aller Kraft engagieren. Wir verfügen über Erfahrung mit solchen Situationen, weshalb wir die Fäden in der Hand behalten und die Verantwortung übernehmen.«
    Die Miene des Ministerpräsidenten verfinsterte sich. »Nein, die Verantwortung und damit die Entscheidungsgewalt liegt bei Finnland.«
    »Ich bin sicher, wir werden in der Lage sein, zusammenzuarbeiten. Das Schiff ist auf dem Weg nach Helsinki, und wir sind gezwungen, uns auf operative Maßnahmen hier vorzubereiten. Unsere Botschaft wird Ihnen eine Liste der Männer unserer Sondereinheit zukommen lassen, einschließlich einer Übersicht über ihre Bewaffnung.«
    »Es können nicht einfach Soldaten eines fremden Staates finnischen Boden betreten. Wir müssen   …«
    »Was sind Ihre Alternativen? In einer solchen Ausnahmesituation ist es nur natürlich, internationale Hilfe in Anspruch zu nehmen.«
    Der Ministerpräsident wollte noch etwas sagen, begnügte sich dann aber mit einem schweren Seufzen.
     
    Timo stand in der Cafeteria des zum Küstenbataillon Porkkala gehörigen Stützpunkts Russarö in der Nähe von Hanko. Der Helikopter, der ihn von Helsinki hierher an die Südwestspitze des Landes gebracht hatte, stieg gerade wieder in den Nachthimmel auf. Åsa war in Helsinki geblieben.
    Er hatte sich gerade einen Pappbecher Kaffee aus dem Automaten gezogen, als Kommodore Malmsten, der Chef des Seeverteidigungsbereichs Finnischer Meerbusen, die Cafeteria betrat.
    »Das Schiff liegt am Westkai bereit«, sagte der weißhaarige Kommodore.
    Er wurde von einem Offizier aus der Nachrichtenabteilung des Oberkommandos der Streitkräfte begleitet, mit dem Timo vor wenigen Minuten ein vertrauliches Gespräch geführt hatte.
    Zwei Amerikaner gesellten sich zu ihnen. Brad Michaels und Joseph Kaminsky hatten darum gebeten, am Antennenmast des Minensuchboots
Pyhäranta
, das den Atommüllbehälter von der
Sigyn
abholen sollte, eine drahtlose Kamera installieren zu dürfen, um damit Aufnahmen vom Deck der
Sigyn
zu machen.
    Timo mischte sich in die Pläne der Amerikaner nicht ein, sollten sie nur mitkommen und ihre Kamera installieren, Hauptsache, sie schlugen nicht während der Übergabe des Behälters zu. Diese Möglichkeit war in den Verhandlungen mit der finnischen Einsatzleitung und der finnischen Staatsführung ausgeschlossen worden, und zwar sowohl wegen der Sicherheit der Geiseln wie auch wegen der radioaktiven Fracht.
    Dennoch war der Übereifer der Amerikaner irritierend.Die auf die Befreiung von Geiseln spezialisierte SEA L-Gruppe war bereits auf dem Weg nach Helsinki, nachdem sie schon einmal heimlich auf der
Sigyn
zugeschlagen hatte.
    »Ich möchte kurz unter vier Augen mit Ihnen sprechen«, sagte Timo zu einem der Amerikaner, mit einem Tonfall, der keine Zweifel über den Ernst der Angelegenheit aufkommen ließ.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Michaels.
    Timo führte ihn in einen Büroraum auf der anderen Seite des Ganges und schloss die Tür.
    »Ich habe gerade mit Orbrink vom schwedischen Militärgeheimdienst und mit einem Vertreter des finnischen Militärgeheimdienstes gesprochen, nachdem ich von eurer unabgesprochenen Intervention auf der
Sigyn
erfahren habe«, sagte Timo unumwunden und wartete auf eine Erklärung, die aber nicht kam.
    »Der schwedische Militärgeheimdienst MUST verfügt über enge Kontakte zu den Vereinigten Staaten, aber auch zu Finnland«, fuhr Timo fort.
    »Ich möchte darum bitten, dass Sie jetzt zur Sache kommen   …«
    »Ich bin bei der Sache«, gab Timo zurück, wobei es ihm nur mit Mühe gelang, ruhig zu bleiben. »Auf der
Sigyn
wird Atommüll aus schwedischen Atomkraftwerken transportiert, aber bisweilen wird das Schiff auf Initiative des MUST auch für Sonderaufträge genutzt, die wegen ihres Charakters geheim gehalten werden müssen.«
    Michaels schwieg beharrlich. Timo spürte die Spannung im Raum förmlich auf der Haut.
    »Jetzt hat die
Sigyn
außer den Geiseln und dem Atommüll eine Ladung an Bord, die allem Anschein nach Ihre sehr aktive Beteiligung an einer Beendigung der Situation

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