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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Herman.
    »Sie überprüfen, ob der Behälter unberührt geblieben ist«, sagte Patrik. »Das Bohrloch sieht übel aus, sie müssen es bemerkt haben.«
    Endlich legte das Minensuchboot langsam von der
Sigyn
ab. Herman nahm das Fernglas, ging auf die andere Seite der Kommandobrücke und sah aufs Meer hinaus.
    »Habt ihr Angst, dass die Amerikaner erneut zuschlagen?«, fragte Patrik.
    Herman führte seine Aussichtsrunde zu Ende, ohne ein Wort zu sagen. Dann setzte er das Fernglas langsam ab und ging auf die andere Seite der Brücke.
    Patrik sah ihm hinterher, dann schaute er aufs Meer. Das Minensuchboot entfernte sich in Richtung Küste, begleitet von einem Raketenboot. Das zweite Raketenboot blieb an der vereinbarten Stelle unweit der
Sigyn
, bereit, das Schiff nach Helsinki zu begleiten.
    Patrik fasste den Zimmermann-Zylinder ins Auge, der auf dem Kartentisch stand. Wie lange würde es dauern, bis die Beamten des Strahlenschutzzentrums oder ihre schwedischen Kollegen die Tiefe des durch die Hülle gebohrten Lochs im Behälter feststellten? Und was würde danach passieren?
    Dominik und Herman machten sich ganz offenbar Sorgen. Es war die Angst vor etwas Unvorhergesehenem, die sie beschlich. Patrik hatte die Veränderung vor allem bei Dominik bemerkt, bald nachdem sie die zusätzliche Kapsel im Frachtraum entdeckt hatten. Als hätte er über die Bedeutung der Kapsel eine neue Erkenntnis gewonnen.
    Da begriff Patrik, dass sie genau deswegen so schnell wie möglich das Meer verlassen mussten. Deshalb wollten sie die finnischen Kriegsschiffe hierhaben, und deswegen wollten sie ausgerechnet nach Helsinki.
    Aber wie und wohin sollte es von Helsinki aus weitergehen? Patrik war sicher, dass diese Männer nicht aufgeben würden, um keinen Preis. Ob man das auch in Finnland kapierte?
     
    Herman bemerkte, dass Jochem mit der Maschinenpistole in der Hand zur Gitterebene hinaufstieg. Er öffnete die Tür der Kommandobrücke und eilte dem Holländer entgegen.
    »Du musst die Nerven behalten!«, fuhr er ihn an.
    »Meine Nerven sind in Ordnung«, sagte Jochem. »Ich mag nur keine Überraschungen.«
    »Dominik konnte von der zusätzlichen Kapsel nichts wissen. Niemand konnte das.«
    Jochem schüttelte den Kopf. »Wir hatten einen guten Plan.«
    »Den haben wir immer noch«, sagte Herman und sah Jochem fest in die Augen. »Verlass dich auf mich.«
    Der Holländer richtete den Lauf der Maschinenpistole zum Himmel und ging mit skeptischem Kopfschütteln auf die Tür der Kommandobrücke zu.
    Herman sah ihm hinterher. Keiner seiner Leute hatte auch nur die geringste Ahnung, was es für eine Katastrophe bedeutete, dass ein Teil der Geiseln freigekommenwar. Keiner wusste, wie wichtig es war, die Geiseln am Leben zu halten   … Aber er musste jetzt trotz allem die Fassung bewahren und zu retten versuchen, was zu retten war. Das bedeutete, dass er sich nicht den geringsten Fehler leisten konnte. Und ohne dass es seine Kameraden ahnten, würde er ihre Hilfe mehr als je zuvor benötigen – und zwar in einer Angelegenheit, die wichtiger war als alles andere.
     
    Kristiina Mannerkoski, die eine der Abteilungsleiter der Strahlenschutzbehörde war, strich mit gleichmäßigen Bewegungen über die Oberfläche des Atommüllbehälters und richtete dabei den Blick auf die Anzeige des Geigerzählers.
    Sie hatte den Behälter bereits einmal untersucht und außer dem Loch in der Oberfläche nichts Außergewöhnliches bemerkt, sich aber angesichts der Situation zu einer weiteren Überprüfung entschlossen.
    Auf einmal beschleunigte sich das träge Knacksen des Geigerzählers etwas. Sie fuhr mit dem Gerät erneut über die Stelle und stellte fest, dass der Zeiger ein klein wenig ausschlug.
    Mannerkoski richtete die Lampe auf die Metalloberfläche und ging dicht mit dem Gesicht heran. Sie konnte eine runde Stelle von wenigen Millimetern Durchmesser erkennen, deren Färbung sich ganz leicht von der Umgebung abhob. Mit Hilfe eines Metalldorns untersuchte sie die Stelle genauer. Das war eine Ausbesserung oder ein Pfropf. Sorgfältig und professionell kaschiert.
    Sie stand auf und ging zum Kommandanten des Schiffes. Bei Malmsten stand der Polizist, der sich als Timo Nortamo vorgestellt hatte.
    »Es kann sein, dass sie bis ins Innere des Behälters gebohrt haben.«
    Die Männer sahen sie an, als wollten sie nicht glauben, was sie gehört hatten.
    »Wir brauchen bestimmte Geräte, um das sicher festzustellen.«
    »Was braucht man dafür?«, fragte Nortamo, ohne

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