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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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zu zögern.
    »Ein Röntgengerät ist zu schwierig zu transportieren«, überlegte Mannerkoski. »Eine Ultraschallanlage reicht.«
    »Von wo bekommen wir am schnellsten eine nach Russarö?«
    »Von Helsinki.«
    »Kümmern Sie sich darum.«
     
    Die Räder des stromlinienförmigen Learjets setzten sanft auf der von farbigen Lichtreihen gesäumten Landebahn in Helsinki-Vantaa auf. Die Gulfstream rollte zum Geschäftsflugterminal und hielt davor an.
    Während sich die Tür öffnete und die Treppe ausgefahren wurde, näherten sich drei schwarze Vans der Maschine. Die Nummernschilder verrieten, dass die Autos zur amerikanischen Botschaft gehörten.
    Aus der Gulfstream stiegen Männer in Jeans und Lederjacken, die in beiden Händen große, offenbar schwere schwarze Taschen trugen. Die Vans hielten vor der Treppe an, und Männer in schwarzen Anzügen stiegen aus, um die Türen zum Fond zu öffnen.
    Entschlossen und ohne sich umzublicken, luden die Männer ihre Taschen in den Kofferraum und setzten sich in die Autos. Die Motoren sprangen an, und sofort ging es dem nächtlichen Helsinki entgegen.
     
    Von der Kommandobrücke des Minensuchbootes
Pyhäranta
aus war das alte Leuchtturmgebäude zu sehen. Das Boot lag am Ufer von Russarö. Inzwischen hatte ein Helikopterein Ultraschallgerät auf die Insel gebracht, wie man es zum Beispiel bei der Überprüfung von Schweißnähten benutzte.
    Von schlimmen Vorahnungen erfüllt, sah Timo, dass die Strahlenschutzexpertin Mannerkoski auf den Monitor mit der Ultraschallaufnahme deutete.
    »Hier, sehen Sie?« Sie wies mit dem Kugelschreiber auf eine Stelle, wo Timo eine schwarze Linie erkennen konnte. Sie führte bis ins Innere des Behälters.
    »Hier sind sie durchgekommen. Und es sieht so aus, als fehlte an der Stelle etwas Masse.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Timo, obwohl er nur zu gut wusste, was passiert war.
    »Ich vermute, dass dem Behälter eine geringe Menge radioaktiver Müll entnommen worden ist.«
    »Wie ist die Lage?«, fragte Brad Michaels in ihrem Rücken auf Englisch.
    »Sie haben radioaktives Material in ihrem Besitz«, sagte Timo.
    »Wir haben also einen Grund mehr, um zu intervenieren.«
    »Über die Maßnahmen wird später entschieden. Jetzt müssen zuerst Experten die Risiken einschätzen.«
    Timo ging hinter Michaels die Treppe hinunter zum Deck des Schiffes. Von dort aus betraten sie den betonierten Anlegekai und eilten zu dem Hubschrauber, der auf sie wartete.
    Als der Helikopter zum Himmel aufstieg, zeichnete sich der Leuchtturm auf dem Felsen vor dem Meer ab.

49
    Sandrine saß an die Wand gelehnt auf dem Fußboden der Kommandobrücke und dachte über Patriks Worte nach: Die Retter sind Killer.
    Die Lage hatte sich komplett gewandelt. Börjesson, ihr einziger Zeuge, war umgebracht worden. Wer würde ihnen jetzt noch glauben? Sie waren auf sich allein gestellt.
    Sie sah zu Patrik auf der anderen Seite der Brücke hinüber, und ihr wurde bewusst, wie grotesk die Situation war: Patrik war der perfekte Terrorist. Ein Söldner mit Spezialkenntnissen in Kernenergietechnik. Ihn würde man als Ersten töten, ohne dass es von irgendjemandem infrage gestellt würde.
    Und von Sandrine würde es heißen, sie sei die wahre Anführerin des Anschlags auf die Bilderberg-Konferenz gewesen, sie habe zusammen mit ihrem Freund Patrik in Afrika den Plan ausgeheckt.
    Sie fuhr aus ihren Gedanken hoch, als sie merkte, dass der Kongressabgeordnete Cohen, der zu den Gefangenen aus der Kabine gehörte, unablässig Pearson anstarrte, den Anführer der Meuterei. Cohens Blick wirkte anklagend. Hatte Pearson einen Teil der Männer in der Kabine zurückgelassen, oder war man dort über den Sinn des Fluchtversuchs anderer Meinung gewesen? Es war Ironie des Schicksals, dass die Intervention der amerikanischen Sondereinheit ohne den Fluchtversuch der Geiseln vielleicht sogar geglückt wäre.
    Sandrine registrierte, dass Pearson langsam die Augen auf Franz Schröder richtete, den deutschen Chefredakteur, der ausgesprochen unbeugsam wirkte. Dann warf er einen raschen Blick auf die Waffe des in der Nähe stehenden Jochem. War das ein Zeichen?
    Plötzlich machte Jochem einen Schritt zurück und richtete die Waffe auf Schröder und Pearson. »Denkt erst gar nicht daran«, sagte er.
     
    Patrik schaute auf die Geiseln, die von Jochem bedroht wurden. Sandrine saß unter dem Fenster auf dem Fußboden und wirkte wachsam. Ihre Blicke trafen sich, aber Patrik wandte sich ab. Sie mussten behutsam

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