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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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passieren, ganz gleich, welche Absicht die Entführer hatten.
    »Ich rufe auf dem Schiff an und versuche weiterzuverhandeln«, sagte er. Der Techniker, der den Nachrichtenverkehr aufzeichnete, nickte und drückte eine Taste auf seinem Laptop.
     
    Das Telefon in Dominiks Hand klingelte. Er warf einen kurzen Blick auf Herman und meldete sich.
    »
Verhandeln wir weiter
«, sagte der finnische Polizist am anderen Ende der Leitung. »
Wenn Sie den Geiseln etwas antun, erreichen Sie damit überhaupt nichts

    »Doch. Damit erreichen wir, dass wir in Helsinki einlaufen dürfen. Sollen wir es ausprobieren?«
    »
Sie haben dem Behälter radioaktives Material entnommen, das sich noch auf dem Schiff befindet. Geben Sie uns zuerst dieses Material
…«
    »Ihr habt zwanzig Minuten Zeit, uns die ungehinderte Zufahrt zum Olympia-Kai im Helsinkier Südhafen zu gestatten. Danach töten wir die erste Geisel.«
    Dominik legte auf. Herman sah ihn besorgt an.
    »Langsam wird es eng«, sagte er.
    »Dir muss doch von Anfang an klar gewesen sein, dass wir, realistisch betrachtet, in eine Situation kommen können, in der wir die eine oder andere Geisel opfern müssen. Oder etwa nicht? Wir müssen nach Helsinki. Das Ganze darf sich nicht weiter in die Länge ziehen.«
    Dominik richtete den Blick auf die Geiseln, die auf dem Fußboden saßen und lagen, und sagte laut: »Pearson. Komm her!«
    »Sie meinen es ernst«, flüsterte Sandrine.
    Schockiert verfolgte Patrik das Geschehen. Begriff manin Helsinki nicht, was hier los war? Er schäumte innerlich vor Wut und Frustration.
    Noch blasser und gebückter als zuvor gehorchte Pearson dem Befehl, und einer von Hermans Männern führte ihn nach draußen.
    Patrik ließ sich seine eigene Lage durch den Kopf gehen: Er hatte an der Aktion gegen die Gaspipeline teilgenommen, er war in Oskarshamn auf der
Sigyn
gewesen, er war mit den Entführern zusammen freiwillig an Bord gegangen. Er war bereits verurteilt. Er hatte nichts mehr zu verlieren.
    Er stand auf und bemerkte Sandrines ängstlichen Blick.
    »Bleib auf deinem Platz!«, schnauzte Jörg, der weiterhin sein grünes Barett trug, und richtete die Waffe auf Patrik.
    »Lasst mich mit den Finnen reden«, sagte Patrik. »Ich sorge dafür, dass wir nach Helsinki kommen.«
    »Maul halten und hinsetzen!«, sagte Dominik gefährlich ruhig.
    Patrik blieb stehen. »Die Finnen haben Angst vor einem radioaktiven Terroranschlag«, sagte er. »Sie haben allen Grund, besorgt zu sein und uns auf Distanz zu halten. Man muss ihnen begreiflich machen, dass wir keine unberechenbaren Terroristen sind   …«
    »Ich hab doch gesagt, du sollst das Maul halten   …«
    »Lass ihn reden«, fiel Herman unwirsch Dominik ins Wort und sah Patrik auffordernd an. »Warum meinst du, dass sie dir glauben?«
    »Ich habe früher in Finnland für eine Firma gearbeitet, die Endlagerungsmöglichkeiten von Atommüll untersucht   …«
    »Wir kennen deine Vergangenheit«, unterbrach ihn Dominik.
    »Ihr wisst nicht alles. Niemand weiß das. Wenn ich alleserzähle, wird man uns glauben. Ich habe bereits gesagt, ich werde dafür sorgen, dass wir nach Helsinki kommen.«
    »Rede!«, sagte Herman.
    »Wir haben an einem Ort namens Olkiluoto an der finnischen Westküste die Beschaffenheit des Felsengrundes untersucht. Dabei gab es zwei Schüsselfragen. Zum einen die, wie tief die Müllbehälter eingelagert werden müssen, damit sie – neben allen anderen Risiken – nicht bei der nächsten Eiszeit vom Permafrost ramponiert werden. Und zum anderen die, wie die Behälter konstruiert sein müssen, damit sie hunderttausend Jahre unversehrt bleiben. Ich untersuchte das Eindringen von Permafrost in den Felsengrund und kam auf die gleiche Tiefe, die man auch in Kanada für richtig hielt: Siebenhundertfünfzig Meter. Diese Auffassung fand nicht die Zustimmung meiner Vorgesetzten und Kollegen, aber ich wusste, dass ich recht hatte.«
    Dominik machte eine wütende Handbewegung. »Toll! Und was hat dieser Schwachsinn mit   …«
    »Halt die Fresse und lerne endlich mal zuzuhören!«, schrie Herman ihn an. »Wir sind in einer Lage, in der alle Mittel in Betracht gezogen werden müssen.«
    Patrik blickte zur Seite und sah, dass Sandrine aufmerksam zuhörte.
    »Der Druck, die Schächte für den Müll in möglichst geringer Tiefe zu bohren, um die Kosten niedriger zu halten, war hoch, aber ich blieb trotzdem bei meiner Position«, fuhr Patrik fort. Er versuchte möglichst schnell und deutlich zu

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